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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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erhöht errichtet worden, sodass sie bei Hochwasser nicht überflutet werden würde. Birken- und Kiefernwälder waren nah genug, um den ärgsten Wind abzuhalten, aber nicht so nah, dass sich feindliche Späher darin hätten verstecken können. Sergej sah ein paar Jungen umherrennen und einen alten Mann eingewickelt in einem Wollmantel auf einem Stuhl sitzen und seine Pfeife rauchen.
    Plötzlich hörte er hinter sich Hufgetrappel. Sergej drehte sich um und sah gerade noch einen Reiter, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war, und nun bereits Seite an Seite mit ihm ritt. Der Mann trug die traditionelle Kosakenkleidung: die Tschewiaki, weiche Lederstiefel, und die Tscherkesska, den langen, gegürteten Überrock mit den Patronentaschen auf jeder Brust. Über dem Sattelknauf lag die Burka, ein großer Filzumhang, der als Decke, Zelt oder Mantel dienen konnte. An der Seite des Mannes hing ein Säbel und über die Schulter hatte er einen Karabiner geschlungen.
    Einige kräftig gebaute Frauen kamen aus den Hütten gelaufen, um den Mann und die Reiter, die ihm folgten, zu begrüßen.
    Mehrere junge Frauen trugen ihre Babys auf dem Rücken, damit sie, wie es Sitte war, die Hände notfalls zum Kämpfen freihatten.
    Sergej nickte dem langhaarigen Reiter, der von kräftiger Statur und etwa zehn Jahre älter war als er selbst, freundlich zu. Der Mann könnte nach Sergejs Einschätzung ein guter Freund, aber auch ein gefährlicher Gegner sein.
    »Bist du nur auf der Durchreise, Fremder, oder suchst du Unterkunft?«, fragte der Kosak in dem in dieser Gegend üblichen Dialekt.
    Sergej antwortete: »Ich bin gekommen, um zu lernen.«
    »Was willst du denn lernen?«, fragte der Mann weiter.
    »Kämpfen«, erwiderte Sergej.
    Der Kosak lachte und wandte sich den anderen Reitern zu. »Na, dann ist er ja an den richtigen Ort gekommen.«
    »Und an den richtigen Mann«, fügte einer der Reiter grinsend hinzu.
    Der Mann stellte sich als Leonid Anatolewitsch Tschykalenko vor. Da die Männer sich nach einer Zerstreuung sehnten, wurde schon für den Nachmittag ein Kampf arrangiert. Er sollte nur im kleinen Rahmen stattfinden und die Zuschauer würden Wetten abschließen. Sergej verlor zwar die erste Runde, gewann aber die zweite, was Leonid überraschte und Sergej den Respekt der Zuschauer einbrachte. Der dritte Kampf wurde für unentschieden erklärt. Sergej fand Leonid nicht nur schnell und gewandt, sondern auch äußerst schlau. Aber sein intensives körperliches Training hatte sich ausgezahlt. Diese Kämpfe - seit langem die ersten gegen einen tatsächlich existierenden Gegner - stärkten sein Selbstvertrauen ungeheuer. Er hatte befürchtet, weit schlechter abzuschneiden.
    Sergej lobte seinen Gegner und sagte ihm ehrlich, dass er ihn für einen der besten Kämpfer hielt, die er je gesehen hatte, und dass er viel aus dem Kampf lernen konnte. Er verließ die Siedlung mit ein paar freundlichen Abschiedsworten und mit der Gewissheit, dass es doch noch gute Menschen auf der Welt gab. Einen Augenblick lang dachte er sogar daran, in diesem friedlichen Dorf zu bleiben und einer von ihnen zu werden. Aber der Augenblick ging schnell vorüber. Er musste einen anderen Weg gehen - einen Weg, der keine weitere Verzögerung duldete.
    Sergej machte sowohl in der nächsten als auch in der übernächsten Kosakensiedlung ähnliche Erfahrungen. Jeder Sieg bestätigte, wie schnell, stark und gewandt er in den letzten Monaten geworden war, in denen er nur gegen Schatten gekämpft hatte. Aber um Sakoljew und seine Mörderbande zu besiegen, musste er besser werden als die Kosaken. Es war eine Sache, gegen einen einzelnen Gegner zu kämpfen, der ihm im Grunde nichts Böses wollte, aber ein Kampf auf Leben und Tod gegen mehrere Gegner war etwas ganz anderes. Sergej brauchte einen Lehrer, wie es Alexej gewesen war, der nicht nur größer als gewöhnliche Menschen war, sondern auch größer als andere Kosaken.
    Ihm fiel wieder die Unterhaltung mit Leonid Tschykalenko ein, die sie beim Abendessen gehabt hatten. Als Sergej erzählte, dass er einen Meister suchte, der ihm das Kämpfen beibringen könnte, hatte zuerst niemand gesprochen, aber ein paar Minuten später hatte Leonid wie beiläufig gesagt: »Ich habe Gerüchte über einen Schwertkämpfer gehört, der südöstlich vom Don allein im Wald lebt. Er soll sich irgendwo in der Nähe von Kotelnikowo aufhalten. Ich habe gehört, dass er als junger Mann weit gereist ist und dass er sogar mit den Samurai in Japan trainiert

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