Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
Vom Netzwerk:
der anderen zurück und ging schon einmal zum Haus hin, vorgeblich, um sich nach dem Weg zu erkundigen. Wenn eine Frau öffnete, umso besser.
    Nach einiger Zeit hatten sich zwei weitere Frauen - Oksana und Tatjana - der Truppe angeschlossen. Die beiden waren Mädchen, die sich in ihren Dörfern gelangweilt hatten und deshalb nicht unwillig mitgekommen waren. Vier der neun Kinder der Truppe waren von Elena, Oksana und Tatjana geboren worden, aber wer die leibliche Mutter von wem war, interessierte im Grunde niemanden.
    Obwohl das Lager von außen wie ein ganz normales Nomadenlager aussah, lebten in ihm doch keine normalen Menschen. Sie waren Außenseiter und Gesetzlose, die untereinander zwar eine gewisse Freundlichkeit an den Tag legten, nach außen aber erbarmungslos wie Raubtiere waren. Einige mordeten aus Vergnügen, andere eher widerwillig, aber sie alle hatten ihre Seelen dem Ataman verschrieben und waren Werkzeuge seines Willens geworden.

25
    Sergej ritt den Fluss entlang erst nach Süden, dann nach Osten, wo er durch mehrere Kosakensiedlungen kam. Erst dachte er daran, weitere Kosaken zum Kampf herauszufordern, aber dann überlegte er es sich anders und ließ es sein. Um seine Feinde zu besiegen, musste er Lehrer finden, die den Kosaken überlegen waren. Das bedeutete, dass er den geheimnisvollen Schwertmeister Razin würde finden müssen. Er war fest entschlossen, den Mann aufzuspüren und von ihm zu lernen. Es konnte einfach kein Zufall gewesen sein, dass Leonid Tschykalenko ihn erwähnt hatte.
    Es erwies sich als nicht gerade einfach, ein paar Hütten mitten im Wald zu finden. Sergej fragte alle, die er traf, aber ihre Hinweise waren äußerst vage und oftmals widersprachen sie einander. Nach drei Monaten fing er an, an der Existenz dieses Mannes zu zweifeln. Von manchen Dorfbewohnern hörte er Gerüchte über andere große Krieger, aber er tat diese Geschichten als reine Märchen ab. Er blieb bei seinem Entschluss, Razin zu finden, obwohl er sich manchmal wie ein Narr vorkam.
    Ein paar Monate später stieß Sergej wieder einmal auf ein paar Hütten mitten im Wald. Eine alte Frau schaute aus einem behelfsmäßigen Fenster heraus und sah ihn neugierig an. Er fragte die Alte, ob sie nicht vielleicht schon einmal von einem berühmten Schwertkämpfer gehört hatte. Sie starrte ihn nur stumm an, als ob sie seine Absichten herausfinden wollte, dann wies sie widerwillig auf eine Hütte, die etwas außerhalb auf einer kleinen Anhöhe stand. Sie verschwand in der Hütte, bevor Sergej ihr danken konnte.
    Sein Puls raste wie verrückt. Sollte er tatsächlich am Ziel seiner Suche angekommen sein? Er ritt auf die Hütte zu, stieg ab und klopfte an die Tür. Niemand öffnete. Er klopfte noch einmal. Plötzlich spürte er die Spitze eines Säbels zwischen den Schulterblättern.
    Einen Moment lang dachte er daran, herumzuwirbeln und den Angreifer zu entwaffnen, wie man es ihm beigebracht hatte, aber dann ließ er sein Vorhaben fallen. Wenn der Mann vorgehabt hätte, ihn umzubringen, dann hätte er es bereits getan.
    Da hörte er eine heisere Stimme fragen: »Was willst du?« »Ich suche den Schwertmeister Razin«, antwortete er. Der Druck des Säbels nahm zu.
    »Wer hat dich geschickt?«
    »Ein … ein Kosak. Er hatte von Ihren Fähigkeiten gehört.«
    »Ich lehre nicht mehr. Mach, dass du wegkommst!« Der Mann senkte den Säbel, ging um Sergej herum und in die Hütte hinein. Hinter ihm knallte die Tür ins Schloss.
    Sergej klopfte noch einmal.
    »Ich sagte, mach, dass du wegkommst!« Die Stimme war leise, kam aber wie ein Knurren tief aus der Kehle. Es gab keinen Zweifel, dass dies ein gefährlicher Mann war.
    »Dürfte ich bitte erklären, ich glaube fest daran, dass es meine Bestimmung ist, von Ihnen zu lernen.«
    »Stör mich nicht noch einmal!«, erwiderte die unfreundliche Stimme, als der Mann kurz die Tür öffnete. Sergej gelang es einen schnellen Blick auf ein hageres, fast ausgemergeltes Gesicht mit hervorstehenden Wangenknochen, stechenden Augen, sonnenverbrannter Haut und Glatze zu werfen, bevor ihm die Tür wieder vor der Nase zugeschlagen wurde.
    Sergej hatte den Schwertmeister gefunden. Daran bestand kein Zweifel. Dieser Mann würde den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg machen. Sergej hatte zu lange gesucht, um nun so leicht aufzugeben. Sein Pferd war müde und er war es auch. Aber das Gefühl, seine Bestimmung gefunden zu haben, gab ihm neue Kraft.
    Er erinnerte sich an etwas, das Alexej einmal

Weitere Kostenlose Bücher