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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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dieselbe gewesen: »Es ist schwerer, ein bewegliches Ziel zu treffen!« Damit war die Sache erledigt.
    Umso mehr überraschte es Sakoljews Truppe, als der Ataman sie eines Abends nahe der rumänischen Grenze ans Lagerfeuer rief und bekannt gab: »Bereitet euch vor! Morgen reiten wir nach Norden, um ein permanentes Lager zu errichten. Schon vor langer Zeit habe ich nördlich von Kiew einen geeigneten Platz entdeckt. Diesmal werden wir nicht in behelfsmäßigen Hütten und Zelten leben, sondern in richtigen Blockhäusern.«
    Er hielt einen Moment lang inne, um die Überraschung seiner Leute voll auszukosten, bevor er fortfuhr. »Hört mir zu. Ich prophezeie euch, dass wir schon bald mehr Frauen und Kinder haben und dass wir eine neue Kosakendynastie gründen werden. Das neue Lager soll für uns alle ein Neuanfang sein. Unsere Zeit ist gekommen! Von unserer gut versteckten Siedlung aus werden wir über die Juden herfallen und dann wie Geister verschwinden. Wir lassen nur Gerüchte zurück, aber keine Zeugen. Und jedes Jahr nehmen wir eines der Babys auf und machen es zu einem der unseren. Auf diese Weise werden wir schon bald zu einer Legende werden. Wir reiten für die Kirche und den Zaren!«
    Diese letzten Worte, die mit lautem Beifall und Säbelgeklirre begrüßt wurden, waren für jene gedacht, die noch höhere Ideale hatten. Viele seiner Männer glaubten immer noch fest daran, dass sie alle für ein solches Ideal kämpften. Aber Sakoljew kämpfte nur für sich und seine undurchsichtigen Motive.
    Die Truppe ritt wie angekündigt nordwärts und als die Männer mit dem Bau der Hütten fertig waren, gab der Ataman bekannt, dass Elena, die Mutter der kleinen Paulina, ihre Sachen in sein Haus bringen sollte, damit sie sich dort um das Kind kümmern könne. Elena tat, was ihr befohlen wurde.
    Sakoljews Entscheidung, eine eigene Siedlung zu gründen, schien seinem Charakter völlig zu widersprechen, aber zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er so etwas wie Liebe. Nicht Liebe zu Elena, sondern Liebe für das Kind Paulina. Elenas Anwesenheit in seinem Haushalt hatte ausschließlich praktische Gründe, sie teilte auch nicht Sakoljews Bett, sondern schlief auf einer Strohmatratze in Paulinas Zimmer. Ja, der Raum hieß offiziell »Paulinas Zimmer« und das kleine Mädchen sollte zusammen mit dem Jungen Konstantin für lange Zeit das Objekt von Sakoljews Zuneigung bleiben.
    Da alle Kinder es lieben, wenn ihnen ihre Väter vor dem Schlafengehen Geschichten erzählen, setzte sich auch »Vater Dimitri« eines Abends an Paulinas Bett und erzählte ihr folgende Geschichte: »Vor gar nicht einmal so langer Zeit lebten ein Mann und eine Frau in einem kleinen Dorf. Sie waren gute Menschen und waren sehr glücklich miteinander. Und eines Tages bekamen sie eine kleine Tochter, die wunderschön war. Ich bin der Mann und du bist das kleine Mädchen.«
    »Und Elena ist meine Mutter«, warf Paulina ein.
    Traurig schüttelte Sakoljew den Kopf. »Elena ist nicht deine richtige Mutter, Paulina, aber dieses Geheimnis musst du für dich behalten.«
    Diese Enthüllung überraschte Paulina nicht sonderlich, denn Elena hatte sich ihr gegenüber nie wie eine Mutter benommen.
    »Ist Schura meine richtige Mutter?«
    »Du hast Glück, dass du die alte Schura hast, aber auch sie ist nicht deine Mutter.«
    »Wer ist denn …«
    Vater Dimitri fuhr ihr grob über den Mund. »Unterbrich deinen Vater nicht!« Dann sprach er mit einer sanfteren Stimme weiter: »Du musst still sein, bis ich fertig bin, Paulina. Deine wirkliche Mutter, meine geliebte Frau, wurde von einem Monster ermordet.«
    Paulina riss vor Schreck die Augen auf. Auf Befehl des Atamans war sie bisher von jeglicher Art von Gewalt ferngehalten worden. In ihrer Gegenwart war jede Andeutung auf Gewalt, Tod oder das Ziel der ausreitenden Trupps strengstens verboten. Sie wusste nur, dass ihr Vater und seine Männer ausritten, um jemanden zu dienen, den sie den Zar nannten.
    »Wie … Wie sah das Monster denn aus?«, fragte sie ängstlich und zugleich fasziniert.
    »Es sieht wie ein ganz normaler Mann aus und ist etwa so alt wie ich. Aber sein Haar ist schneeweiß. Er ist ein Zauberer, der die Macht hat, dich mit seiner Stimme zu verhexen. Er erzählt dir Lügen, die dich verwirren sollen, bevor er dich umbringt. Die einzige Möglichkeit, dieses Monster unschädlich zu machen, besteht darin, es schnell zu töten, bevor es seine Zaubersprüche aufsagen kann.«
    Vater Dimitri erzählte die

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