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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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gesehen hatten, war noch schmutziger, unmenschlicher, würdeloser.
    Aus schmalen Augen blickte Charru den beiden Männern entgegen, die auf den freien Platz zuschlenderten.
    Sie trugen einteilige tiefblaue Anzüge mit silbernen Emblemen, die Umrisse eines Raumschiffs darstellten. Wahrscheinlich waren sie bei dem Start gebraucht worden. Jetzt kamen sie zurück, vielleicht, um nach Hause zu fahren. Mit einem der Gleiterjets, denn John Rouver hatte gesagt, daß niemand während der Nachtstunden zu Fuß die Stadt Kadnos betreten könne.
    Ein Gleiterjet.
    Zwei Männer in Kleidungsstücken, nach denen sich niemand umschauen würde.
    Charru straffte sich. »Wir schlagen sie nieder und tauschen die Kleider mit ihnen«, flüsterte er. »Aber ich will nicht, daß sie getötet werden.«
    Karstein warf ihm einen skeptischen Blick aus grauen Augen zu. »Und wenn sie Alarm schreien?«
    »Willst du sie aus dem Hinterhalt umbringen?«
    »Nein«, brummte der bärtige Nordmann.
    Aber seine Stimme klang rauh, und in seinen Augen lag dunkle Wut, als er den Weg der beiden ahnungslosen Marsianer verfolgte.
    Sie unterhielten sich.
    »...angeblich immer noch nicht«, sagte einer von ihnen. »Und im Vollzug soll es Tote gegeben haben.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Es stimmt. Mein Vetter arbeitet in der Liquidationszentrale. Er sagt nichts, aber er ist völlig durcheinander. Irgend etwas muß auch dort passiert sein.«
    »Unsinn!«
    »Wenn ich es sage...«
    »Unsinn! Ich habe die Fernsehrede gehört. Es gibt keine Probleme.«
    »Und die Wilden? Ich habe sie mit eigenen Augen zur Urania-Brücke marschieren sehen. Gab es die auch nicht?«
    »Hör auf! Ich habe die Fernsehrede gehört. Glaubst du, der Vollzug kann nicht mit einer einfachen technischen Panne fertig werden?«
    Charru lächelte hart.
    Die beiden Männer wandten ihm jetzt den Rücken. Gleich würden sie erleben, wie gut ihr Vollzug mit der technischen Panne fertig geworden war. Auch Camelo und Karstein hatten sich aufgerichtet. Eine knappe Handbewegung - und drei dunkle Gestalten glitten über den glatten, grauschimmernden Boden des Platzes.
    Die beiden Marsianer spürten die Gefahr nicht.
    Sie hörten nichts, sahen nichts. Ihre Sinne waren abgestumpft in Jahren gleichbleibender Tätigkeit, die nichts weiter von ihnen verlangte, als die detaillierten Anweisungen einer bestimmten Liste zu befolgen. Karstein hieb mit der nackten Faust zu. Charru schlug den zweiten Mann mit der flachen Schwertklinge nieder. Fast lautlos sackten sie zusammen. Minuten später waren sie entkleidet, gefesselt und geknebelt.
    »Bringt sie in die Versorgungszentrale. Ich glaube nicht, daß man sie dort vor morgen früh finden wird.«
    »Aye«, knurrte Karstein. »Überlasst das mir!«
    Nacheinander schleifte er die beiden Bewußtlosen über die Treppe.
    Seine Gefährten streiften eilig die blauen Anzüge über. Sie paßten schlecht. Ihre Besitzer waren zwar ebenso groß, aber von deutlich schwächerer Konstitution als die sehnigen, muskulösen Terraner. Weder Charru noch Camelo gelang es, die komplizierten Verschlüsse bis über die Brust hochzuziehen. Sie tauschten ein Grinsen. Niemandem, der nicht bis in ihre unmittelbare Nähe kam, würde etwas auffallen; und sie hatten nicht vor, einen Marsianer in ihre Nähe zu lassen.
    Die Gleiterjets verfügten über eine Art Transportmulde, die ihre Schwerter und die Strahlenwaffen aufnehmen konnten.
    Aufmerksam betrachtete Charru das silberne Fahrzeug, das sie gewählt hatten.
    Zwei weiße Schalensitze vorn, ein dritter hinten neben der Transportmulde. Die Dachkuppel war auf einen Knopfdruck hochgeschwungen - bis dahin also stimmten John Rouvers Informationen. Charru grub die Zähne in die Unterlippe. Die Fremdartigkeit der Maschine weckte einen Anflug von Furcht. Aber seit sie das Gefängnis unter dem Mondstein verlassen hatten, war alles fremdartig gewesen. Sie wußten, wie man diesen schimmernden Metallvogel bedienen mußte, und sie würden es schaffen, mit ihm zu fliegen.
    Karstein kam zurück, als sie bereits auf die glatten, kühlen Sitze geklettert waren.
    Das bärtige Gesicht des Nordmanns hatte sich verkantet. Er schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Viel Glück, vielleicht, aber das wären verschwendete Worte gewesen, da sie selbst wußten, wieviel Glück sie brauchen würden.
    Charru starrte auf die weiße Schalttafel.
    Sieben Tasten in verschiedenen Farben. Er kannte die Bedeutung auswendig: Rot für aufwärts, Blau für abwärts, Gelb und Grün
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