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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Stück. Transportbänder verbanden den Museumsbau mit der Klinik. Jetzt mußten sie jeden Augenblick damit rechnen, entdeckt zu werden. John Rouver hatte ihnen den Weg beschrieben. Ein leerer Korridor. Ein Transportschacht, der aufwärts führte. Wieder ein langer Gang, schimmernde Leuchtwände - und dann die Tür mit der Aufschrift, die sie suchten.
    Vorbereitungsstation B, Abteilung Liquidation.
    Auch diese Tür öffnete sich, als sie darauf zutraten. Charru wußte inzwischen, daß eine Barriere unsichtbarer Strahlen dafür verantwortlich war. Sein Blick zuckte umher. Weiße, muldenförmige Liegen, schlafende Gestalten. Beryl! Derek und Erein, all die anderen...
    Hinter der gläsernen Stirnwand des Raums ruckte eine Gestalt hoch. Eine Frau mit blassem Gesicht und weiten, entsetzten Augen.
    Charru lief durch den Mittelgang, das Lasergewehr in den Fäusten. Die Tür in der Glaswand glitt auseinander, als die Frau schon eine Hand ausstreckte, um den Alarmknopf zu drücken.
    »Halt! Keine Bewegung!«
    Charru wußte verzweifelt genau, daß er nicht abdrücken würde, aber die Frau zog ihre Hand zurück, als habe sie sich verbrannt. Ihr Gesicht verzerrte sich. Ein ersticktes Stöhnen kam über die Lippen, dann verdrehten sich ihre Augen, und sie brach bewußtlos zusammen.
    Charru atmete auf.
    Rasch wandte er sich ab und kehrte in den Raum zurück, wo Camelo bereits damit begann, die Schlafenden von den dünnen weißen Masken zu befreien. Ihre flachen, gleichmäßigen Atemzüge wurden unruhig. Erein schlug die Augen auf und tastete verwirrt über die weiße Tunika, die er trug. Neben ihm fuhr Beryl von Schun erschrocken hoch. Einer nach dem anderen erwachte: schlaftrunken, verwirrt, dann von Schrecken und Erregung gepackt. Ihre letzte bewußte Erinnerung war der Raum in der Liquidationszentrale. Eine Stimme aus dem Nichts hatte zu ihnen gesprochen, während sie binnen Sekunden, von einer seltsamen Starre überwältigt wurden. Und jetzt...
    »Hört zu!« sagte Charru eindringlich. »Wir befinden uns in der Klinik - das ist ein Teil der Universität von Kadnos. Camelo und ich sind heimlich hergekommen, und nach Möglichkeit wollen wir auch heimlich wieder verschwinden. Aber die Chancen dazu stehen nicht besonders gut.«
    »Was... was ist überhaupt passiert?« stammelte Beryl.
    »Später! Ihr folgt Camelo und mir, wir kennen den Weg. Wenn wir Wächtern begegnen, denkt daran, ihre Waffen nicht zurückzulassen. Ist jemand verletzt?«
    »Nein. Niemand.«
    »Gut.« Charru sah sich um. »Wo ist der junge Akolyth, der in Gefangenschaft geriet?«
    Niemand wußte es.
    Die Schlafmasken hatten sie in tiefer Betäubung gehalten, während die Wachen den jungen Akolythen holten. Charru runzelte die Stirn. Er würde niemanden zurücklassen.
    In der nächsten Sekunde erledigte sich die Frage von selbst.
    »Charru!« zischte jemand.
    Er fuhr herum. Vor ihm glitt die Tür auseinander, sein Blick erfaßte zwei Wachmänner, die den gefesselten Akolythen in der blauen Kutte hereinschoben.
    Eine endlose Sekunde lang standen sie sich gegenüber, die Uniformierten mit ihrem Gefangenen und die Terraner in der marsianischen Kleidung.
    Die Wachmänner starrten, begriffen nicht. Es war unmöglich, daß jemand in die Klinik eindrang! Das jedenfalls war bis heute ihre feste Überzeugung gewesen. Und nun...
    Sie hielten immer noch die Arme des Akolythen gepackt. Die Waffen hingen an ihren Schultern, doch als sie sich darauf besannen, war es zu spät.
    Mit einem Sprung erreichte Charru die Tür, packte den gefesselten Jungen und riß ihn von den Wachmännern weg.
    Einer von ihnen stieß einen gellenden Schrei aus und wollte zurückweichen, doch im nächsten Moment wurden beide unter den Körpern der Angreifer förmlich begraben.
    *
    Der Polizeijet folgte lautlos dem schwarzen, schillernden Wasserlauf. Über der Stadt lag eine Lichtglocke. Die Häuser des alten Kadnos wurden nur von den beiden Monden erhellt. Das wilde Gras, das die Feuchtigkeit des Kanals aus dem roten Staub sprießen ließ, glänzte wie Silber.
    Conal Nord sah die roten Helme der beiden Vollzugsbeamten vor sich. Die Männer hatten Angst. Sie waren nicht an reale Gefahren gewöhnt. Es hatte auf dem Mars nie andere Waffen gegeben als die des Vollzugs, und sie waren bisher so gut wie niemals eingesetzt worden. Jetzt gab es irgendwo dort drüben, in den Händen zu allem entschlossener Barbaren, mindestens sechs Lasergewehre, in deren Feuerbereich sie in wenigen Sekunden hineinfliegen
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