Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
eurem Fürsten und...«
    »Vorwärts«, knurrte Karstein. »Aber ich schwöre dir, daß es dir schlecht bekommt, wenn du versuchst, uns eine Falle zu stellen.«
    »Es ist keine Falle.«
    Nord spürte die leichte Berührung des Schwerts im Rücken und setzte sich in Bewegung. Er begriff den Haß, den er förmlich fühlen konnte. Vor zwanzig Jahren hatte er ähnlich empfunden: Hilflose Auflehnung nicht gegen einen Menschen, sondern gegen etwas Ungreifbares, gegen eine zerstörerische Idee, die das Leben seines Bruders vernichtet und ihn selbst für immer mit dem Wissen belastete, daß es seine Unterschrift gewesen war, die jene Aktion der Raumflotte gegen die venusischen Merkur-Siedler sanktionierte.
    Auch die Merkur-Siedler hatten nichts gegen ihn unternommen, als er mit der Overlight III in die Glut dieses Höllenplaneten gekommen war. Sein letzter und vergeblicher Versuch, Mark zur Vernunft zu bringen.
    »Warum laßt ihr uns den Merkur nicht? Ihr wollt ihn doch nicht haben. Warum laßt ihr uns nicht einen Platz zum Leben?«
    Die Erinnerung brannte.
    Conal Nord wußte, warum sie so lebendig war, als sei das alles gestern geschehen. Weil sie sich mit einer anderen Erinnerung mischte, der Stimme Charru von Mornags: »Ein Ort, an dem wir leben können... wir wollen keine Sklaven sein, das ist alles, was wir verlangen...«
    Gestalten lösten sich aus dem Schatten zwischen den weißen Häusern.
    Nord erkannte den weißhaarigen alten Mann; der Gerinth hieß, und den dunkelhaarigen jungen mit den wilden Saphiraugen, Charrus Bruder. Auch Jarlons Gesicht spiegelte jähen, besinnungslosen Zorn. Der Alte hielt ihn zurück, mit einem immer noch eisenharten Griff, den nichts so leicht zu sprengen vermochte.
    »Er hat uns verraten! Er hat Danel und die anderen auf dem Gewissen! Laß mich!«
    »Nein. Er ist wehrlos.«
    Jarlon stöhnte auf. Conal Nord erinnerte sich, daß es dieser junge Mann gewesen war, der ganz allein durch das Labyrinth der Liquidationszentrale geirrt war, bis er seine Freunde fand. Die Überwachungsanlagen in Rouvers Büro hatten noch gearbeitet, als Charru von Mornag dort eindrang, und inzwischen waren die Filme ausgewertet worden. Nord verstand den Haß des Jungen. Sie alle mußten ihn hassen - ihn und vermutlich alle anderen Menschen dieses Planeten, denen sie nichts getan hatten und von denen sie unerbittlich verfolgt wurden.
    Gerinth packte Jarlon beim Arm und schob ihn um die Hausecke. Nord fühlte die Hand des blondbärtigen Hünen an der Schulter.
    »Warte«, knurrte Karstein. »Wenn sie dich völlig unvorbereitet vor sich sehen, werden sie dich in der Luft zerreißen.«
    »Ist es das, was sie mit John Rouver getan haben?«
    »Nein. Eurem Henker geht es so gut, daß er den Priestern Geschichten über den Mars erzählen kann. Bar Nergal hat euer Todeslabyrinth für einen Tempel gehalten. Er wird nie begreifen, daß die Schwarzen Götter nur verkleidete Menschen waren, Mummenschanz, Lüge...«
    Karstein spuckte aus. Er hatte mehr zu sich selbst als zu dem Venusier gesprochen. Conal Nord ging weiter, als Gerinth in der Tür der ehemaligen Versorgungszentrale des alten Kadnos erschien und ihm ein Zeichen gab.
    Die Stille, die ihn empfing, schien zu vibrieren vor unterdrückter Erregung.
    Brennende Augen. Geballte Fäuste über Schwertgriffen. Frauen, deren Gesichter starr und blaß waren. Selbst in den Zügen der schmutzigen, erschöpften Kinder malte sich eine Art stummer Trotz. Kinder, deren Leben von Geburt an unter der Drohung von Krieg und Gewalt gestanden hatte. Und Nord wurde plötzlich bewußt, was er bisher aus seinen Gedanken verdrängt hatte, daß auch diese Kinder von Simon Jessardins Vernichtungsbefehl nicht ausgenommen gewesen waren.
    »Gouverneur!«
    Die dünne Stimme des Liquidationschefs. Nord kannte ihn nur flüchtig von einem Empfang her. John Rouver war ein korrekter und pflichtbewußter Mann, dessen einziger Fehler in einer verständlichen, aber makabren Vorliebe für das Thema Liquidation bestand. Jetzt war er sichtlich hoffnungsvoll aufgesprungen. Wahrscheinlich erwartete er, hinter dem Neuankömmling eine Abteilung Vollzug aus dem Nichts auftauchen zu sehen, und sein Gesicht verdüsterte sich wieder, als er erkannte, daß der Venusier tatsächlich allein war.
    »Gouverneur!« krächzte er. »Was... was ist geschehen?«
    »Geschehen?« fragte Nord. »Nichts. Jedenfalls nichts, wovon Sie nicht wüßten. Warum fragen Sie?«
    »Nichts? Aber... aber diese Barbaren wollten doch...«
    Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher