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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schwert, das der rotköpfige Gillon von Tareth aus der Scheide zog, ließ ihn abrupt verstummen. Kormak, der Nordmann, machte eine beruhigende Geste.
    »Laß!« brummte er. »Es spielt doch jetzt keine Rolle mehr. Charru und Camelo sind längst in der Klinik, und wir werden niemandem Gelegenheit geben, sie zu verraten.«
    Conal Nords Kopf ruckte herum.
    Er glaubte, sich verhört zu haben. Er mußte sich verhört haben.
    »Sie sind... wo?« fragte er tonlos.
    Kormak starrte ihn an. Der blonde Nordmann trug geschnürte Sandalen, Beinkleider aus Fell und eine zerfetzte, von den Strahlen der Laserwaffen versengte Weste. Schrammen und getrocknetes Blut bedeckten seine Haut, am linken Arm hatte er eine tiefe Brandwunde, die heftige Schmerzen verursachen mußte, und doch hätte seine Haltung nicht stolzer sein können.
    »Charru von Mornag und Camelo von Landre sind in Kadnos«, sagte er hart. »Sie sind in eurer Universität, um diejenigen zu befreien, die ihr in der Klinik gefangen haltet.«
    »Nein«, flüsterte der Venusier.
    »Warum nicht? Glaubst du, wir lassen zu, daß ihr sie umbringt?«
    Conal Nord antwortete nicht.
    Sein Verstand sagte ihm, daß es unmöglich war, daß keinerlei Gefahr bestand, daß die beiden Barbaren längst tot oder gefangen sein mußten. Und wenn sie gefangen waren, hatte der Präsident ein Druckmittel in der Hand: Den Fürsten selbst und seinen Blutsbruder, jenen Mann mit den heiteren, fast sanften Zügen und dem seltsamen dreieckigen Saiteninstrument am Gürtel, das er Grasharfe nannte. Um das Leben dieser beiden zu retten, würden die Barbaren aufgeben, würde man ihnen ganz einfach die Bedingungen diktieren können...
    War es so einfach?
    Hatten die beiden Männer wirklich keine Chance?
    Conal Nord schloß die Augen und öffnete sie wieder. Gegen alle Vernunft war er sicher, daß die Klinik zumindest ein Chaos erleben würde. Zum erstenmal seit langen Jahren fühlte er sich vollkommen hilflos.
    *
    Die Wachmänner wurden überwältigt. Camelo schleifte die bewußtlosen, verletzten Uniformierten in den Raum, der vorher als Gefängnis für die Terraner gedient hatte. Ayino Bar Kalyt, der junge Akolyth, hätte fast aufgeschrien, als ein Messer vor ihm aufblitzte. Doch die Klinge zerschnitt nur die biegsamen, an der Haut haftenden Bänder, mit denen seine Hände gefesselt waren.
    Er hob den Blick und begegnete den blauen Augen des Fürsten von Mornag.
    Charru von Mornag war gekommen, um sie alle zu retten. Er ließ niemanden im Stich, nicht einmal ihn, Ayino, dem er nichts schuldete. Der junge Akolyth richtete sich schwankend auf. Er hatte noch nie in seinem Leben gekämpft, noch nie eine Waffe gehalten, doch jetzt ballte er die Fäuste, entschlossen, sich mit nackten Händen auf jeden zu stürzen, der es wagte, den Führer der Tieflandstämme anzugreifen.
    Charru stand in der Tür und lauschte gespannt.
    War der Schrei des Wachmanns gehört worden? Noch blieb alles still, doch die Erfahrungen der Vergangenheit mochten die Wächter vorsichtig gemacht haben. Sie würden nicht blindlings losstürmen und Gefahr laufen, in das Feuer der Lasergewehre zu geraten. Außerdem hatte vielleicht auch die Klinik ein Überwachungssystem, etwas wie die Reihen der Bildschirme, die er im Büro des Liquidationschefs gesehen hatte. Aber wenn das so war - wieso hatten sie es dann überhaupt bis hierher schaffen können?
    Weil die Beobachter einfach nicht erwarteten, etwas Ungewöhnliches zu sehen, gab er sich selbst die Antwort. Aber irgendwann würden sie dennoch aufmerksam werden. Sie mußten sich beeilen.
    Diesmal war es nur eine kleine Gruppe, die durch die weißen, schimmernden Korridore hastete. Charru und Camelo an der Spitze, Beryl und Erein bildeten mit den Waffen der Wächter die Nachhut. Der Transportschacht war die schwierigste Klippe. Es würde Minuten dauern, bis sie alle unten waren. Und dann konnten sie nur hoffen, daß es keine Möglichkeit gab, einfach den Mechanismus der vielen Türen zu blockieren.
    Auf jeden Fall mußten sie den Weg nehmen, den sie gekommen waren.
    Die Ausgänge der Klinik würde der Vollzug als erstes überwachen. Die Ausgänge des Museums wahrscheinlich nicht. Und wenn doch? Sicher würde es ihnen gelingen durchzubrechen. Aber der Weg zu den Häusern am Kanal war weit, und mit nur vier Waffen konnten sie sich nicht lange und nicht wirksam genug wehren.
    Charru preßte die Lippen zusammen, als sich das Glas des Transportschachts vor ihm öffnete.
    Er betrat mit Camelo die
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