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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Überlegen gewesen wäre. So hasteten sie weiter, blindlings dem Instinkt folgend, der ihnen sagte, daß es mitten in einem Kampf nur ein Gesetz geben konnte: die Entscheidung des gewählten Führers.
    Charru war eiskalt, als er die letzten Stufen übersprang und sich hinter den Gleiterjet duckte.
    Er zielte auf die Straße, nicht auf das Polizeifahrzeug an der Spitze. Rotglühend fauchte der Strahl aus der Waffe, schien das glatte grauschimmernde Material der breiten Bahn förmlich zu schmelzen. Sofort wichen die anfliegenden Polizeijets von ihrem Kurs ab.
    Vier, fünf von den Fahrzeugen retteten sich in den Schutz eines Gebäudes. Die anderen wurden langsamer, stiegen, kamen nach Sekunden völlig zum Stehen. Charru warf den Kopf herum. Von den Fliehenden war nichts mehr zu sehen. Sie benutzten nicht die breite Hauptstraße, die bis zu der Brücke schnurgerade verlief; Camelo versuchte, sie durch das Gewirr der weißen Häuser zu führen. Gut so! Charru lächelte, drückte noch einmal auf den Auslöser der Waffe, um seine Gegner weiter zurückzutreiben, dann tastete er nach dem Knopf, der die Kuppel des Gleiterjets öffnete.
    Lautlos schwang sie hoch.
    Charru kletterte in das Fahrzeug, ohne die Polizeijets aus den Augen zu lassen. Wie unheilvolle silberne Insekten hingen sie über der schimmernden Straße, hielten sich außer Schußweite, beobachteten. Der Kommandant der Flottille war offenbar kein Freund schneller Entscheidungen. Oder aber ein Terraner im Gleiterjet erschien ihm so phantastisch, daß er sich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte. Auf jeden Fall kümmerte sich niemand um die fliehenden Gefangenen, alle Aufmerksamkeit galt dem Jet - und jede Minute vergrößerte die Chance für Camelo und die anderen.
    Würde das Fahrzeug auch mit geöffneter Kuppel steigen?
    Charru versuchte es. Ganz kurz wandte er den Kopf, fand die beiden farbigen Knöpfe, drehte sich dann wieder um und blickte zu der lauernden Flottille hinüber. Der Lauf seiner Waffe lag schräg über der Rückenlehne des weißen Schalensitzes. So konnte er sie mit einer Hand bedienen, wenngleich er befürchten mußte, daß der Laserstrahl auf diese Weise aus der Richtung geraten würde.
    Das Fahrzeug ruckte.
    Mit einem leichten Vibrieren hob es vom Boden ab, stieg langsam und etwas ungleichmäßig. Auch in die Polizeijets kam jetzt wieder Bewegung. Noch einmal betätigte Charru die Waffe, ein feuriger Blitz zuckte durch die Luft, und die Verfolger zogen sich ein Stück zurück.
    Charru warf das Lasergewehr neben sich auf den Sitz und ließ die Kuppel zuklappen.
    Er wußte nicht, ob die Polizeijets schneller waren als sein eigenes Fahrzeug, ob sie die Mittel hatten, ihn einzuholen, zu vernichten oder zur Landung zu zwingen. Er mußte es darauf ankommen lassen. Camelo und die anderen konnten die Stadtgrenze noch nicht erreicht haben. Sie brauchten Zeit. Zeit, die sie bekommen würden, wenn die Vollzugsbeamten hinter einem einzelnen Gleiterjet hinaus in die Wüste jagten.
    Charru ließ das Fahrzeug schneller steigen.
    Das leuchtende Netz der Transportröhren blieb unter ihm. Als er zurücksah, konnte er zunächst nur die fahle Lichtglocke über der Stadt erkennen, dann tauchten die Polizeijets daraus hervor wie aus einem Meer. Charru drückte seine Finger auf die beiden Knöpfe für Vorwärtsfahrt und Beschleunigung. Er drückte sie tief durch, so tief er konnte und im nächsten Augenblick preßte der jähe Schub ihn in den Schalensitz.
    Um ihn schien die Welt in rasende Bewegung zu geraten.
    Das Fahrzeug schoß mit einer Geschwindigkeit dahin, die schwindlig machte, ihm den Atem nahm und sein Herz hämmern ließ. Unter sich sah er die rote Wüste im Schein der beiden Monde, hinter sich nur noch verschwimmende Lichter, und sekundenlang brauchte er seine ganze Kraft, um der lodernden Panik Herr zu werden.
    *
    Jom Kirrand hätte fast den Stuhl umgeworfen.
    Der hagere, stets beherrschte Chef des Vollzugs war aufgesprungen, fahlweiß im Gesicht. Er starrte auf den Monitor des mobilen Kommunikators.
    »Das gibt's doch nicht!« schrie er. »Der Kerl kann keinen Jet fliegen! Das kann er nicht!«
    Im Gesicht des Einsatzleiters zuckte es nervös. Der Kommandojet, in dem er saß, verfügte über eine eigene Kommunikationsanlage.
    »Die Identifikation ist positiv«, wiederholte er, was hieß, daß seine Leute den Lenker des Gleiterjets einwandfrei erkannt hatten.
    Kirrand faßte sich.
    »Keine Aktion!« befahl er knapp. »Lassen Sie Fühlung halten,
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