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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker
Autoren: Susanne U. Wiemer
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bis Sie weitere Anweisungen bekommen! Bleiben Sie auf Empfang!«
    Der Einsatzleiter bestätigte.
    Kirrands Finger zitterten leicht, als er die Kennung des Präsidenten in die Wähltafel eintippte. Simon Jessardin meldete sich sofort. Er schien keinen Schlaf zu brauchen. Jedenfalls war er seit mittlerweile mehr als sechsunddreißig Stunden ständig erreichbar.
    »Ja, bitte?« fragte er knapp.
    »Ein Alarmfall, mein Präsident. Die Gefangenen sind aus der Klinik ausgebrochen.«
    Selbst durch die Lautsprecheranlage war Jessardins scharfer Atemzug zu hören. Kirrand sah auf dem Monitor, wie sich die Muskeln des hageren, asketischen Gesichtes strafften.
    »Weiter!« forderte der Präsident knapp.
    »Wir wissen noch nichts Genaues. Meine Leute verfolgen einen Gleiterjet, der in die Wüste zu entkommen versucht. Der Lenker wurde als Terraner identifiziert Charru von Mornag.«
    »Positiv?«
    »Positiv, Präsident.«
    Simon Jessardin preßte die Lippen zusammen.
    Er überlegte einen Augenblick. Kirrand wußte als Chef des Vollzugs über Conal Nords geheime Mission Bescheid, daher kam die Entscheidung für ihn nicht überraschend.
    »Ziehen Sie die Flottille zurück, Jom! Kein Angriff, keine weitere Verfolgung. Aber halten Sie Ihre Leute in Bereitschaft. Sie werden Anweisungen bekommen, sobald ich genau über die Lage in der Klinik orientiert bin.«
    »Verstanden, Präsident.«
    Jom Kirrand schaltete den Monitor aus.
    Er fühlte einen dumpfen Druck hinter den Schläfen. Barbaren im Gleiterjet... Gefangene aus der Klinik befreit... Das alte Kadnos von Terranern besetzt... Ein Alptraum! Ein Alptraum wie das Massaker in Kadnos-Vorland, wo den Terranern eine einzige Waffe genügt hatte - eine Waffe, in deren Strahl ein Dutzend Vollzugspolizisten blindlings hineingetaumelt war wie Motten ins Feuer.
    Jom Kirrands Gesicht wirkte schlaff und müde, als er wieder auf die Kommunikationsleitung des Kommandojets schaltete und die Anweisung des Präsidenten wiederholte.
VII.
    Erst als die fahle Lichtglocke von Kadnos verblaßte, konnte Charru erkennen, daß die silbernen Polizeijets nicht mehr hinter ihm waren.
    Seine verkrampften Finger ließen die Knöpfe los. Zu schnell, zu heftig. Die rasende Fahrt wurde so abrupt gebremst, daß der Ruck ihn nach vorn schleuderte. Hart prallte er mit der Stirn gegen die gläserne Kuppel. Einen Augenblick tanzten feurige Schleier um ihn, doch er konnte die Benommenheit schnell wieder abschütteln.
    Vermutlich gab es Instrumente, an denen sich ablesen ließ, ob jemand hinter ihm war, genau wie es irgendeine Beleuchtung geben mußte, aber er kannte beides nicht. Es war schwer genug gewesen, sich einzuprägen, was er brauchte, um den Gleiterjet überhaupt zu bewegen. Mit zusammengekniffenen Augen wandte er sich um. Unter ihm dehnte sich die Wüste im Licht der beiden Marsmonde. Kadnos schien als milchig-weißer Umriß am Horizont zu schwimmen. Er war weit in die Wüste geflogen. Weiter und schneller, als er es sich hätte träumen lassen. Jetzt schwebte das Fahrzeug bewegungslos in der Luft, aber Charrus aufgepeitschte Nerven kamen nach diesem wahnwitzigen Rasen nur langsam zur Ruhe.
    Seine Hände zitterten, als er sich das Blut von der Platzwunde aus der Stirn wischte.
    Dunkelheit und Stille umgaben ihn, eine andere Dunkelheit als die des Tieflands, wo der ewige Widerschein der Flammenwände selbst die Nacht in unruhige Glut getaucht hatte. Das silberne Mondlicht war sanft und ohne verborgene Drohung. Und über ihm dehnte sich die unendliche Weite des Weltalls mit seinen Sternen - keine schwarze Kuppel, die selbst die Träume in Fesseln schlug.
    Immer noch spähte er dorthin, wo die Stadt Kadnos einer unwirklichen Vision glich.
    Hatte er die Polizeijets abgeschüttelt? Endgültig? Er glaubte nicht daran. Sie waren sicher nicht langsamer als sein eigenes Fahrzeug. Er begriff nicht, warum sie die Verfolgung aufgegeben hatten, aber es war sinnlos, jetzt darüber nachzugrübeln.
    Er widerstand dem Impuls, den Jet zu wenden und sofort zurückzufliegen.
    Wahrscheinlich würde man versuchen, ihm eine Falle zu stellen. Er mußte abwarten, später in sicherer Entfernung von Kadnos landen und sich zu Fuß durchschlagen. Oder einen weiten Bogen fliegen, aus einer Richtung auftauchen, in der man ihn nicht erwartete.
    Als er den Blick wieder nach vorn wandte, sah er die schroffen Zackenlinien von Felsen vor sich.
    Er kannte sie, hatte sie am Morgen gesehen, als Conal Nord sie aus der Stadt führte. Singhal-Klippen
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