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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Chaos gegeben. In der Klinik nicht. Aber die bloße Tatsache, daß es den Terranern gelungen war, in die Universität und damit ins Herz der Stadt Kadnos vorzudringen, war in ihrer moralischen Wirkung wesentlich schlimmer.
    Jessardin sprach von den Möglichkeiten, die Lage zu bereinigen, und registrierte erleichtert, daß die Phantasie seiner Zuhörer ganz offensichtlich nicht ausreichte, um sich die Konsequenzen vorzustellen. Beiläufig erwähnte er Conal Nords Versuch, im alten Kadnos Verhandlungen aufzunehmen. Die Köpfe der beiden venusischen Abgeordneten ruckten hoch, doch sie gingen nicht so weit, ihr Befremden laut werden zu lassen.
    »Wir haben die Lage im Griff«, schloß Jessardin. »Aber wir möchten nach Möglichkeit jeden Akt der Gewaltanwendung vermeiden. Der Generalgouverneur und ich glaubten uns mit Ihnen einig, daß es in diesem Fall vertretbar ist, etwas Zeit zu investieren und mit Ruhe an die Dinge heranzugehen.«
    Die Abgeordneten versicherten ihre Zustimmung.
    Sie wirkten erleichtert, als sie sich zurückzogen. Zweifellos, weil sie weniger die Worte aufgenommen hatten als vielmehr die Suggestion, alles sei in bester Ordnung. Jessardin hatte ihnen die Wahrheit gesagt. Aber da sie nur eine schwache Vorstellung davon besaßen, was Blut, Tod und Gewalt wirklich bedeuteten, konnten sie mit der Wahrheit nichts anfangen.
    Den anderen Bürgern würde es vermutlich genauso gehen.
    Sie hatten Angst, aber ihre Ängste waren abstrakt. Die der meisten jedenfalls. Die Vollzugspolizisten, die ihre Kollegen hatten sterben sehen, das Personal der Liquidationszentrale und die Wachmänner der Klinik dagegen hegten sehr konkrete Befürchtungen. Noch hielt sich die Unruhe in Grenzen, doch Simon Jessardin war sich klar darüber, daß sich Zwischenfälle wie der in der Klinik nicht wiederholen durften.
    Zwei Minuten lang überlegte er angestrengt, dann ließ er sich wieder mit der Zentrale des Vollzugs verbinden. Seine Anweisungen waren klar und präzise:
    »Lassen Sie das gesamte Gebiet des alten Kadnos abriegeln, Jom. Machen Sie es unauffällig und unternehmen Sie nichts, was das Leben des Generalgouverneurs gefährden könnte. Aber sorgen Sie auf jeden Fall dafür, daß die Barbaren nicht noch einmal entkommen.«
    *
    Die weißen Häuser am Kanal, Büsche und Bäume, ein paar Hügelfalten - und ein Halbrund silberner Flecke, die Charru erst im letzten Augenblick bemerkte. Er war dicht über dem Wüstenboden geflogen, um nicht so leicht gesehen zu werden. Er hatte mit einer Falle gerechnet, aber jetzt begriff er sofort, daß diese Falle nicht für ihn bestimmt war.
    Die Polizeijets hatten das Versteck seiner Gefährten umzingelt.
    Noch lauerten sie. Nichts regte sich in den weißen Häusern. Charru blieben nur Sekundenbruchteile, um die Lage zu erfassen. Hastig tastete er nach dem Knopf, der den Gleiterjet scharf nach rechts schwanken ließ.
    Zu spät!
    Sie hatten ihn entdeckt. Einer der Polizeijets stand im Schatten eines flachen, buckelförmigen Felsblocks, die Uniformierten, die über die Steinkante hinweg zu den weißen Häusern gespäht hatten, fuhren erschrocken herum. Mondlicht fiel auf die Gesichter unter den roten Helmen. Verzerrte Gesichter, in denen unverhüllte Angst stand.
    Sie hatten Befehl, sich still zu verhalten und nichts ohne ausdrückliche Anweisung zu unternehmen.
    Aber der Gleiterjet war zu plötzlich in ihrem Rücken aufgetaucht. Sie erkannten das Fahrzeug, das vor der Universität aufgestiegen war, sie wußten, daß der Lenker über ein Lasergewehr verfügte. Ein Barbar in einem Gleiterjet! Ein gewalttätiger Wilder mit einer Strahlenwaffe. Jeder der Vollzugsbeamten trug einen flachen, handtellergroßen Empfänger um den Hals, doch noch ehe der scharfe Befehl aus dem Kommandojet kam, hatte einer der Männer bereits die Nerven verloren.
    Er riß die Waffe hoch.
    Charru sah den aufzuckenden Feuerstrahl und versuchte, das Fahrzeug zu beschleunigen. Zu spät. Etwas traf das Heck des Gleiterjets; es war, als sei er jäh ins Zentrum eines Sturms geschleudert worden. Das Fahrzeug trudelte. Immer noch bewegte es sich dicht über dem Boden, jagte außer Kontrolle auf eine Gruppe roter Felsen zu - eine Todesfalle aus Hitze, Vibration und kreischendem Metall.
    Mit dem nächsten Atemzug mußte der Jet zerschellen.
    Im unmeßbaren Bruchteil einer Sekunde konzentrierte Charru Nerven und Sinne. Seine Hand zuckte vor, die Finger preßten sich auf zwei der farbigen Knöpfe. Der Jet reagierte nicht ließ sich in

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