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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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aus irgendeinem Grund ist das nie geschehen.«
    »Ehrfurcht vor der Vergangenheit, denke ich. Ein Mythos wie das alte Kadnos.«
    Charru wandte den Kopf.
    Im Halbdunkel waren die Gesichter Jessardins und des Venusiers nur blasse Ovale. Für ein paar Sekunden schienen sie ihn vergessen zu haben. Sie betrachteten das havarierte Raumschiff. Das Schiff, das Terra I hieß, das die Marsianer nicht wieder instand gesetzt hatten, das irgendwo, vielleicht längst vom Staub zugeweht, auf eine neue Bestimmung wartete...
    Charrus Herz hämmerte hoch in der Kehle.
    Ein herrenloses Schiff!
    Ein Schiff, das zu den Sternen fliegen konnte! Camelos Traum...Die Hoffnung, die ihnen so fern, so unglaublich erschienen war, daß sie nicht einmal darüber nachzudenken wagten.
    Dis Bild erlosch.
    Jetzt wären es die weißen, fremdartigen Häuser des alten Kadnos, die im Licht der beiden Marsmonde schimmerten. Unermüdlich und monoton fuhr die unsichtbare Stimme mit ihren Erklärungen fort:
    »Kadnos. Hauptstadt des Mars und Wiege der neuen Zivilisation. Nie wieder sollte die Menschheit Krieg führen. Das Jahr der Gründung von Kadnos war das Jahr eins der neuen Weltgeschichte...«
    Der Film lief weiter. Bilder aus Jahrhunderten flimmerten über die Leinwand, Jahrhunderten, in denen die Menschen nach neuen Gesetzen lebten, den Frieden als höchstes Gut bewahrten, dem sie alles andere zu opfern bereit waren, unerbittlich verfolgten und ausrotteten, was an ihre irdische Vergangenheit erinnerte. Charru starrte auf die Leinwand, lauschte der Stimme, doch er nahm das alles nur noch halb wahr. Ein einziges Bild hatte sich tief in sein Gedächtnis geprägt wie ein Brandzeichen. Das Bild eines beschädigten Raumschiffes, das irgendwo darauf wartete, gefunden und benutzt zu werden...
    »Die Erde!« drang Conal Nords Stimme in sein Bewußtsein. »Zweitausend Jahre - und doch schon wieder menschliches Leben.«
    »Halbmenschliches Leben«, verbesserte Jessardin ruhig. »Nackte Wilde, Barbaren...«
    Charru biß die Zähne zusammen.
    Barbaren hatten die Marsianer auch die Menschen aus der Mondstein-Welt genannt. Sein Blick glitt über die verbrannten Wüsten auf der Leinwand, über schwarze wie Glas glitzernde Felsen und spärliche Wasserstellen. Er sah menschenähnliche Wesen, die schreiend flüchteten, wenn sie das Heulen der landenden Raumschiffe hörten. Gestalten in silbernen Raumanzügen, die einzelne Opfer wie Tiere einfingen und in Käfige warfen. Ein wilder Junge, sich windend im Griff der silbernen Hände. Sein Gesicht war verzerrt vor Entsetzen, der Körper von schimmerndem Fell bedeckt. Aber Charru sah das zottige schwarze Haar, blickte sekundenlang in die leuchtendblauen Augen, und da wußte er, daß dies die Menschen waren, von denen sein Volk abstammte.
    »... und der Rat der Vereinigten Planeten beschloß, einige der Wilden auf dem Mars anzusiedeln, um ihre Lebensgewohnheiten und ihre Entwicklung zu studieren...Das Experiment drohte zu scheitern, bis im richtigen Moment an der Universität zu Kadnos das Phänomen der Mikro-Transzendenz entdeckt wurde, der Verkleinerung...Unter dem Mondstein werden die Irdischen für immer eingeschlossen bleiben und ihr barbarisches Leben führen. Künftige Generationen sollen sie studieren können, damit der alte Geist von Krieg und Gewalt, der die Erde vernichtete, nie wieder aufersteht...«
    Die letzten Bilder zeigten den Museumssaal mit der glänzenden Halbkugel des Mondsteins. Ein glimmender Feuerring, der sich um die Schnittfläche zog, durchsichtiges Material, unter dem man die Spielzeug-Landschaft ahnen konnte, das Tiefland und das Tempeltal, die winzigen Figürchen, die in ihrem Gefängnis lebten, kämpften und litten. Die Bilder erloschen. Ringsum flammte das kühle Licht der Leuchtwände auf. Die Wand, die eben noch ein Fenster in eine andere Welt gewesen war, wurde wieder zur glatten weißen Fläche.
    Wie betäubt kauerte Charru auf dem weißen Schalensitz.
    Immer noch lag der Abglanz der Bilder wie ein flimmernder Schleier vor seinen Augen. Simon Jessardins Stimme schien aus weiter Ferne zu ihm zu dringen.
    »Begreifen Sie es jetzt? Begreifen Sie, wohin das Chaos führt, das Sie Freiheit nennen? Begreifen Sie, warum wir es nie wieder geschehen lassen dürfen?«
    Charru wandte sich um.
    Sein Gesicht wirkte bleich und erschöpft, sekundenlang ging sein Blick ins Leere. Als er sprach, klang seine Stimme unsicher, tastend - als spüre er etwas nach, das er selbst nur halb begriff, das Worte nicht

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