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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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oft kontrolliert.
    Nicht, weil er sich etwas zuschulden kommen ließ oder eine Privatfehde mit gewissen Vollzugsbeamten hatte, sondern weil sein Fahrzeug registriert und der Lauf der Behörden-Mühlen so unausweichlich war wie der ewige Wind. Sein Pilotenpatent, Klasse I Rot, berechtigte ihn, jedes Fortbewegungsmittel vom Sprialschlitten bis zum schweren Überlicht-Raumer zu führen. Aber das änderte nichts daran, daß er seit dem Zwischenfall von damals für die Lenkung eines einfachen Gleiters nur als »bedingt tauglich« galt.
    Schicksalsergeben verringerte er das Tempo und landete am Rand der schimmernden Bahn.
    Ein Tastendruck ließ die Kuppel hochschwingen. Der Polizeijet setzte viel zu dicht vor ihm auf. Anfänger, dachte er, während er ausstieg und nach der schmalen Lochkarte tastete, die von den Vollzugsbeamten im Micro-Computer überprüft werden würde.
    Kerr ging auf den Polizeijet zu.
    Die Kuppel gleißte im Licht der Morgensonne. Jetzt öffnete sie sich, eine Gestalt flankte aus dem Wagen und der stellvertretende Leiter des Raumhafens blieb abrupt stehen, weil er sah, daß diese Gestalt weder die schwarze Uniform des Vollzugs noch den zinnoberroten Helm trug.
    Helder Kerrs Reaktionsvermögen war dem der meisten anderen Marsianer überlegen, aber er brauchte eine halbe Sekunde zu lang, um zu begreifen, was er sah.
    Als er zurückweichen wollte, zielte bereits ein Lasergewehr auf seine Brust. Zwei weitere Männer sprangen aus dem Jet: barbarische Gestalten mit nackten, muskulösen Oberkörpern und brandroten Haaren. Kerrs Blick glitt zu dem Mann mit der Waffe zurück. Ein schmales, bronzefarbenes Gesicht. Schwarzes Haar, das glatt bis auf die Schultern fiel, harte Augen, die das klare, durchdringende Blau von Saphiren hatten. Kerr erinnerte sich nicht genau, wo er dieses Gesicht schon gesehen hatte, in einem Film an der Universität vermutlich, aber er wußte auch so, wen er vor sich hatte.
    Angst überfiel ihn.
    Ein Gefühl, das er nicht kannte, nicht in dieser Heftigkeit: intensive körperliche Schwäche, die seine Magenmuskeln zusammenkrampfte und buchstäblich seine Knie zittern ließ. Diese Männer waren wie Tiere gehetzt worden. Wenn sie jetzt auch wie gefährliche, in die Enge getriebene Raubtiere reagierten, blindlings auf Rache sannen...
    »Ihnen geschieht nichts«, sagte der schwarzhaarige Barbar ruhig. »Sie werden mit uns kommen, aber Sie haben mein Wort, daß Ihnen kein Haar gekrümmt wird.«
    Ein dünnes Lächeln huschte dabei um seine Lippen. Helder Kerr fühlte sich durchschaut und straffte den Rücken.
    Die Angst verebbte und machte einer sonderbaren Neugier und Erregung Platz, einem Gefühl, das er sich nicht recht erklären konnte.
    »Warum?« fragte er gepreßt.
    »Wir brauchen Sie. Wir haben keine Wahl, also zwingen Sie uns nicht, Gewalt anzuwenden.«
    Merkwürdige Ausdrucksweise für einen Barbaren, dachte Kerr.
    Wenn er sich überhaupt mit dem Gedanken an die Gefahr befaßt hatte, die möglicherweise von den entflohenen Terranern ausging, waren seine Vorstellungen immer von rasenden, blutrünstigen Wilden beherrscht worden, die Schwerter schwangen und alles niedermachten, was ihnen in den Weg kam. Die drei Männer, die ihm jetzt gegenüberstanden, wirkten zwar wild und kriegerisch, sehr fremd mit ihren nackten, muskulösen Oberkörpern, den Schwertern an den Gürteln, den ausgefransten Kniehosen aus Leder und den geschnürten Sandalen - aber eigentlich gar nicht mordlustig.
    »Ihr braucht mich?« echote Helder Kerr verständnislos. »Und wozu? Etwa als Geisel oder so etwas?«
    »Später«, sagte Charru knapp. »Wir können hier keine Versammlung abhalten. Es war riskant genug, Sie zu suchen und zu finden.«
    Da hat er recht, dachte Kerr lakonisch.
    Und in den harten saphirfarbenen Augen las er auch die Entschlossenheit, sich durchzusetzen. Wieder überlief ihn ein leiser Schauer der Furcht. Doch jetzt war es nicht mehr die Angst vor physischer Gewalt, sondern die Erkenntnis, daß ihm die ganze haushohe Überlegenheit eines hochzivilisierten Intellektuellen gegenüber einer Horde von Wilden in dieser Lage nichts nützte.
    »Ich beuge mich der Gewalt«, sagte er achselzuckend.
    Aber als er auf den silbernen Polizeijet zuging, kam ihm das selbst wie eine lächerliche Phrase vor.
    *
    Lara Nord konnte sich frei innerhalb des Schiffs bewegen.
    Eine Weile blieb sie in der Kabine, wütend, trotzig, und entschlossen, keinen Finger mehr zu rühren. Sie war selbst schuld, sagte sie sich. Sie

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