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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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hart mit dem Rücken gegen einen Felsen. Die Umgebung schaukelte. Angst überschwemmte sein Bewußtsein, und mit der Angst der blinde Impuls, sich zu wehren. Er riß die Faust hoch, doch bevor er richtig ausholen konnte, hatte er das Gefühl, daß sich eine eiserne Klammer um sein Gelenk schloß, die seinen Arm mit unerbittlicher Kraft nach unten drückte.
    »Nein! Nicht!«
    Laras gellende Stimme.
    Vor Helder Kerrs Augen tanzten rote Schleier. Er war sicher, daß ihm im nächsten Moment der Arm brechen würde. Immer noch war dieses wilde; zornige Gesicht vor ihm. Aber jetzt sah er, wie die Spannung aus den harten Zügen wich.
    Charru brauchte Sekunden, um sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Er ließ Kerrs Arm los und trat einen Schritt zurück.
    »Es tut mir leid«, sagte er gepreßt. »Ich weiß, was Sie glauben, und ich hätte nicht anders reagiert als Sie. Aber Sie sollten sich in Zukunft hüten, jemanden einen Lumpen zu nennen, den Sie nicht kennen.«
    Kerr wischte sich das Haar aus der Stirn.
    Überrascht stellte er fest, daß seine Haut vor Schweiß klebte. Sein Blick streifte die anderen Barbaren-Krieger, die allesamt aussahen, als würden sie ihn am liebsten in der Luft zerreißen - ein beängstigendes Bild. Aber Helder Kerr war Raumpilot, gehörte zu den wenigen Marsianern, deren Ausbildung sie auch auf Gefahrensituationen vorbereitete. Er faßte sich schnell wieder.
    Er brachte es sogar fertig, Lara beruhigend zuzunicken. Und er verbannte die Erinnerung an das Gefühl völliger Hilflosigkeit, als er sich dem schwarzhaarigen Anführer zuwandte.
    »Sie wissen, was ich glaube?« fragte er scharf. »Was heißt das?«
    Charru hob die Achseln. »Sie glauben, daß wir Lara Nord entführt haben, damit wir Sie zwingen können, für uns zu arbeiten.«
    »Und? Haben Sie das nicht?«
    »Nein.«
    Kerr lachte auf. Lara war immer noch verwirrt und geschockt, und beinahe überraschte es sie selbst, ihre eigene Stimme zu hören.
    »Ich bin freiwillig mitgegangen, Helder«
    Sein Kopf ruckte herum. »Du bist - was?«
    »Ich bin freiwillig mitgekommen. Sie tauchten plötzlich im Lager der Zuchtanstalten auf, um Nahrungsmittel für die Kranken zu stehlen. Ich... ich wollte mir das anschauen. So eine Umstellungskrise des Organismus bekommt man doch sonst höchstens in den Lehrbüchern zu sehen... «
    Sie redete weiter, schnell und erregt. Dabei wußte sie, daß sie log, und es tat ihr weh, die plötzliche Kälte in den blauen Augen des Barbaren zu spüren. Helder Kerr hörte schweigend zu. Dann preßte er die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Was ändert das?« knurrte er in Charrus Richtung. »Sie haben Lara, ob sie freiwillig gekommen ist oder nicht. Und Sie werden mich mit Ihrem Leben erpressen, weil Sie verdammt genau wissen, daß Sie mich anders nicht zwingen können.«
    Für einen Moment blieb es still.
    Charru ballte die Fäuste. Es wäre so einfach gewesen, es dabei zu belassen. Aber das konnte er nicht. Er konnte es nicht, weil er wußte, daß er sich dann selbst verachten würde. Und weil er Conal Nord etwas schuldete...
    »Nein«, sagte er hart. »Weder Ihnen noch Lara Nord wird hier ein Haar gekrümmt werden, darauf haben sie mein Wort. Aber Sie haben auch mein Wort darauf, daß Sie hierbleiben werden, bis wir die Chance haben, das Schiff zu starten und den Mars zu verlassen. Mehr wollen wir nicht. Eine Chance, irgendwo unser eigenes Leben zu führen, in Frieden und in Freiheit. Und Sie brauchen dafür nicht einmal Verrat zu begehen. Sie werden nichts anderes tun, als Ihr eigenes Volk von unserer Anwesenheit zu befreien.«
    Helder Kerr antwortete nicht. Er konnte nicht antworten, weil sein marsianischer Verstand sich weigerte, das alles zu akzeptieren.
    Sie meinen es ernst, dachte er. Sie meinen es tatsächlich ernst...
    Fassungslos starrte er Lara an, aber auch sie konnte nur mit den Achseln zucken.
VIII.
    »Die grüne Taste, bitte.«
    Kerrs Stimme klang ironisch. Zwei Stunden lang hatte er das Schiff inspiziert. Das Ergebnis behielt er für sich. Es war unglaublich; er hätte es nie für möglich gehalten, aber die alte »Terra I« sah tatsächlich so aus, als lasse sie sich mit etwas Arbeit, Sorgfalt und Mühe wieder in ein flugfähiges Raumschiff verwandeln.
    Die unleugbare Faszination, die diese Tatsache für Heider Kerr hatte, verbarg er hinter einer undurchdringlichen Miene und beißender Ironie.
    Er wußte selbst, daß er damit seine Unsicherheit überspielte. Er wunderte sich nur, daß sich die

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