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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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nicht gehen lassen, Lara, ich kann nicht das Leben von mehr als hundert Menschen riskieren, die mir vertrauen. Später, wenn das Schiff startklar ist...«
    »Du bist wahnsinnig!« fuhr Lara auf. »Das würde Wochen dauern, Monate - ganz davon abgesehen, daß ihr ohnehin keine Chance habt, es zu schaffen.«
    »Wir werden herausfinden, ob es unmöglich ist oder nicht. Aber bis dahin - habe ich einfach keine Wahl. Versteh doch! Ich bin dir dankbar für deine Hilfe. Ich weiß, daß es dir wie ein niederträchtiger Betrug vorkommen muß.« Er stockte, seine Stimme klang rauh vor unterdrückter Erregung. »Was kann ich denn tun? Was würdest du selbst tun in einer solchen Lage?«
    »Ich? Ich würde versuchen, dir zu vertrauen.«
    Er blickte zu Boden. »Ich habe zweimal dem Wort eines Marsianers vertraut. Jedesmal mußten andere dafür bezahlen, nicht ich«. Er blickte auf, weil er spürte, daß er sie verletzt hatte. »Ich vertraue dir, ich glaube nicht, daß du dein Wort brechen würdest; aber...«
    »Darum geht es nicht«, sagte sie kühl. »Mich interessiert es nicht, ob du mir vertraust. Aber es nützt dir nichts, wenn du mich hier festhältst. Ich muß morgen zusammen mit meinem Vater und meinem Verlobten in der >Kadnos V< sein. Wenn ich nicht komme, wird man nach mir suchen und die richtigen Schlüsse ziehen. Und mein Vater ist der Generalgouverneur der Venus, er wird Himmel und Hölle in Bewegung...«
    Charrus Kopf ruckte hoch.
    »Dein Vater ist - was?«
    »Gouverneur der Venus und Generalbevollmächtigter des Rats der Vereinigten Planeten. Er wird... «
    »Conal Nord«, sagte Charru tonlos.
    »Ja. Ich bin Lara Nord.« Sie hielt inne, als sie die Betroffenheit auf dem harten bronzenen Gesicht bemerkte. »Du kennst meinen Vater?« fragte sie überrascht.
    Er nickte nur.
    »Und ändert das etwas?«
    »Nein«, sagte er.
    Er sagte es, weil es zutraf, weil die Situation immer noch die gleiche war, aber innerlich fühlte er sich sekundenlang leer und wie ausgebrannt. Conal Nord hatte die Gesetze seiner Welt gebrochen und seine Existenz aufs Spiel gesetzt, um ihm, Charru, zur Flucht zu verhelfen. Und die Antwort darauf? Charru biß die Zähne zusammen. Er hatte keine Wahl. Aber er wußte eins mit unumstößlicher Gewißheit: daß er es niemals, ganz gleich, was geschah, fertigbringen würde, Conal Nords Tochter als Geisel zu benutzen.
    Lara spürte den Aufruhr der Gefühle, der sich unter seiner Beherrschung verbarg.
    Flüchtig machte sie sich klar, wie wenig sie im Grunde über ihren Vater wußte. Seit seiner Ankunft auf dem Mars hatte sie ihn nicht gesehen, ein Staatsbesuch war schließlich keine private Vergnügungsreise. Die Einzelheiten, die mit der Flucht der Barbaren aus dem Mondstein zusammenhingen, waren von der Regierung geheimgehalten worden - abgesehen von dem beruhigenden Schlußbericht. Irgendwie mußte der Generalgouverneur der Venus in die Ereignisse verstrickt worden sein. Und sicher hatte er nicht für die Vernichtungsaktion gegen die Singhal-Klippen gestimmt, soweit glaubte Lara ihn zu kennen.
    »Er hat versucht, euch zu helfen, nicht wahr?« fragte sie spontan.
    Charru hob die Achseln. Er hatte kein Recht, ihr die Wahrheit zu erzählen, und Lara wiederholte die Frage nicht.
    »Und jetzt? Muß ich mich als Gefangene betrachten?«
    »Es geht nicht anders...«
    »Und wenn man euch hier findet? Wirst du mich dann als Geisel benutzen, mit meinem Leben schachern?«
    »Nein«, sagte er ruhig.
    Sie stutzte. »Und warum nicht?«
    »Weil es Dinge gibt, die ich nicht tun kann. Ich gebe dir mein Wort, daß dir nichts geschieht.«
    »Dein Wort! Ich habe dir vertraut! Ich habe euch geholfen, und jetzt sitze ich in der Falle! Glaubst du wirklich, daß ich mich jetzt noch auf dein Wort verlasse?«
    Ihre Stimme klang atemlos, und sie spürte mit einem Gefühl wilder Genugtuung, daß ihn jede einzelne Silbe traf. Aber als er sich abwandte, schweigend und mit steinernem Gesicht, fiel ihr Zorn in sich zusammen. Mit gefurchter Stirn starrte sie die geschlossene Tür an. Hatte er nicht recht? War sie sich denn selbst so völlig sicher, daß sie nicht doch die Behörden informiert hätte?
    Seufzend ließ sie sich auf die Schlafmulde sinken.
    Nein, es war nicht fair, sie hier festzuhalten. Aber trotzdem wünschte sie sich plötzlich, die letzten Worte nicht ausgesprochen zu haben.
    *
    »Conal Nords Tochter?« fragte Camelo ungläubig. »Ist das sicher?«
    Charru zuckte die Achseln. »Warum sollte er keine Familie

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