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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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läuft sie langsam ab, für den anderen schnell. Dort, wo wir herkommen, steht sie fast still. «
    »Still?« echote Charru. »Und wo liegt dieser Ort?«
    »Auch das wirst du nicht begreifen, Erdensohn. Frage nicht nach Dingen, die du nicht verstehen kannst. Was nützt es, wenn ich dir sage, wo unsere Heimat liegt: in der Nähe eines verdichteten Supersterns, der vor vielen Jahren in sich zusammengefallen ist und seine Masse so sehr auf kleinem Raum konzentriert hat, daß nicht einmal das Licht entweichen kann. Seine Gravitation hält nicht nur das Licht, sondern auch die Zeit. Die Marsianer wissen es. Sie haben einen Namen dafür, aber auch sie verstehen es nicht wirklich. Sie haben nicht gelernt, in der Zeit zu reisen, wie wir es lernen mußten. «
    Charru fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    Sekundenlang verwirrten sich seine Gedanken, hatte er den verzweifelten Wunsch, die Augen zu verschließen, vor all dem Fremden, Rätselhaften. Die Technik der Marsianer war faßbar, erklärbar. Aber nicht dieser Unsichtbare, der durch die Schranken der Zeit mit ihm sprach, der die Macht hatte, ihn in eine andere Welt zu versetzen.
    Und doch - war er nicht wegen dieser geheimnisvollen Macht hierhergekommen?
    Draußen in der Wüste bereitete sich die marsianische Armee darauf vor, ein blutiges Gemetzel anzurichten. Dutzende von Menschen würden sterben. Und sie würden sterben, weil die Terraner in die Sonnenstadt geflohen waren, Verfolger hierhergelockt und die Hügelbewohner in ihrem Exil gestört hatten.
    »Als ihr uns geholfen habt, waren wir mitten in der Wüste«, sagte Charru langsam. »Wie konntet ihr wissen, was geschah? Wie konntet ihr uns erreichen?«
    »Frag nicht! Du würdest es nicht verstehen. «
    »Könntet ihr das gleiche auch für jemand anderen tun? Für die Marsianer, die in den Hügeln leben?«
    »Die Marsianer haben ihren Weg gewählt. Wir können seinen Lauf nicht ändern. «
    »Aber die Leute aus den Hügeln werden von ihrem eigenen Volk verfolgt! Sie sind krank...Und habt nicht ihr jene Strahlung erzeugt, die so viel Unheil angerichtet hat?«
    »Das lag nicht in unserer Absicht«, erklärte die Stimme ruhig und leidenschaftslos. »Wir sind in Frieden gekommen, doch auch wir mußten uns schützen und abschirmen. Daß es Opfer gab - nun, du weißt, daß es sich nicht immer vermeiden läßt, zu verletzen oder zu töten. «
    »Ihr könnt sie retten! Ihr...«
    »Wir dienen der Zukunft. Und die Menschen, von denen du sprichst, haben keine Zukunft mehr. Wir reisen in der Zeit, aber auch uns beschränken Gesetze - Naturgesetze, die dir verborgen sind. Es ist gefährlich, mit der Zeit zu spielen, Erdensohn. Wer die Vergangenheit verändert, verändert die Zukunft. Niemand darf versuchen, ohne Grund den Lauf der Dinge aufzuhalten. «
    »Und das Leben all der Menschen ist kein Grund?
    »Sie haben keine Zukunft. Ich sagte es schon. «
    Charru schloß die Augen.
    Sie haben keine Zukunft, klang es in ihm nach. Worte, in denen die gleiche kalte, unmenschliche Logik lag, mit der die Marsianer ihre Entscheidungen trafen.
    »Du lieferst diese Kranken ihrem Schicksal aus?« fragte er bitter.
    »Es geschieht, was geschehen muß...«
    »Und was wird geschehen? Weiß du es?«
    Sekundenlang blieb es still. Charru hörte nur das Hämmern seines eigenen Herzens.
    »Steige auf die Zinnen des Turms, der den Hügeln am nächsten liegt, und du wirst es sehen«, erklärte die Stimme ruhig. »Und nun geh zurück in deine Zeit, Sohn der Erde!«
    Charru wollte noch etwas sagen, doch er kam nicht mehr dazu. Von einer Sekunde zur anderen senkte sich der dunkle ,Schleier über seine Augen. Die Umgebung verschwamm, und wieder hatte er das Gefühl, ins Bodenlose zu stürzen.
    *
    Der Sturm flaute so schnell ab, wie er gekommen war.
    Minutenlang verschwamm die Sonne hinter den roten Staubschleiern zu einer riesigen karmesinfarbenen Scheibe. Dann senkte sich die Wolke, und für eine Weile schlief selbst der Wind ein, der sonst stetig über die weiten, geröllbesäten Flächen der Wüste wehte.
    Hakon ließ die Kuppel des Jet hochschwingen und machte sich fluchend daran, das Fahrzeug zu untersuchen.
    Dort, wo es an dem Felsen entlanggeschrammt war, zeigte Sich in der silbernen Außenhaut ein langer Kratzer. Die Bord-Kommunikation funktionierte immer noch nicht. Hakon runzelte die Stirn, warf einen Blick in die Runde und versuchte zu schätzen, wie weit ihn der Sturm nach Westen abgetrieben hatte.
    Der Anblick der leeren Wüste wirkte

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