Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
gegen ein unsichtbares Hindernis geweht worden.
    »Ein Energieschirm?« fragte Shaara zweifelnd.
    »Du meinst, der ganze Weg hat während des Sturms unter einem schützenden Feld gelegen?«
    »Warum nicht? Du hast selbst gesehen, daß es unmöglich ist, die Jets in einem solchen Sturm zu fliegen. Ich möchte nur wissen, wo der Weg hinführt.«
    Hakon kratzte sich am Kopf. Sein Blick wanderte langsam von links nach rechts und folgte dem grauen Band. Ratlos zuckte er die Achseln.
    »Auf jeden Fall ist es zu weit weg, um uns besonders gefährlich werden zu können«, meinte er. »Wir werden Helder Kerr fragen. Und jetzt komm, bevor Erein anfängt, sich Sorgen zu machen. «
    *
    »Charru! Was ist geschehen?«
    Camelos Gesicht war blaß und angespannt. Katalin verbarg nur mühsam ihre Furcht, Dayel zitterte. Auch die anderen wirkten erregt, obwohl nicht mehr als eine halbe Stunde verstrichen war.
    Charru lehnte sich sekundenlang an die Tunnelwand, benommen und erschöpft wie nach einer körperlichen Strapaze. Er konnte jetzt nicht reden. Nicht, solange die Erinnerungen wie Fetzen eines wirren Traums in seinem Kopf kreisten. Nicht, bevor er wußte, daß die unsichtbare Stimme die Wahrheit gesagt hatte, daß es wirklich möglich war, die Zukunft zu sehen.
    »Später«, murmelte er. Und mit einem tiefen Atemzug: »Ich muß nach oben. Haben sich die Wachen gemeldet?«
    »Die Marsarmee steht immer noch am gleichen Platz«, sagte Gerinth knapp. »Im Augenblick wird das Gebiet der Hügel von Robotsonden abgeflogen. «
    »Gut. « Charru zögerte und zog die Brauen zusammen. Er war einfach noch zu aufgewühlt, um einen zusammenhängenden Bericht zu geben und zu erklären, was er vorhatte. Aber wenn er wirklich etwas sah - würde er dann später seinen eigenen Augen trauen?
    »Komm mit, Camelo«, sagte er leise. »Gerinth, du sorgst dafür, daß alle anderen hier unten bleiben. «
    »Aye. Und die Wachen?«
    »Zieh sie ab, bis wir zurück sind. Es wird nicht lange dauern. «
    Gerinths nebelgraue Augen wurden sehr schmal, aber er stellte keine Fragen.
    Auch Camelo schwieg, während er seinem Blutsbruder durch den schimmernden Tunnel und den Schacht mit der Wendeltreppe folgte. Über der roten Stadt stand die Sonne fast im Zenit. Zwischen den Ruinen flimmerte die Luft und hinterließ den scharfen, bitteren Geschmack von Staub auf den Lippen. Charru starrte zu dem Turm hinüber, den der Unsichtbare gemeint haben mußte. Was immer dort geschehen mochte - niemand würde es vorerst mitbekommen, also konnte auch niemand in Panik geraten.
    »Wohin?« fragte Camelo knapp.
    »Zu dem Turm da. « Charru wandte den Kopf und sah seinem Freund ins Gesicht. »Camelo - kannst du dir vorstellen, daß es möglich ist, in die Zukunft zu sehen?«
    Ein schnelles, überraschtes Lächeln flog über die Züge des anderen.
    Für ihn, den Sänger mit all seinen geheimen Träumen, gab es wenig, das er sich nicht vorzustellen vermochte. Seine Augen gingen plötzlich ins Weite, seine Finger tasteten mit einer halb unbewußten Gebärde zum Gürtel und strichen über die Saiten der kleinen dreieckigen Grasharfe.
    »In dis Zukunft? Vielleicht...Haben wir nicht die Vergangenheit gesehen? Und bist du nicht den Unsichtbaren begegnet, von denen Dayel sprach?«
    »Ja. Unsichtbare, die von sich behaupten, in der Zeit reisen zu können. «
    »Reisen - in der Zeit?«
    »Ja.«
    »In die Vergangenheit und in die Zukunft? Von gestern nach morgen, so wie man von einem Ort zum anderen gehen kann? Und dann - wissen? Wissen, was die Zukunft bringt?«
    Die letzten Worte hatte er nur geflüstert.
    Ein Schatten flog über sein Gesicht, das leise Klingen und Vibrieren der Grasharfe brach mit einem harten Ton ab. Charru begriff, was in ihm vorging. Wissen, was die Zukunft brachte...Ein Wissen, das grausam sein konnte. So grausam, wie es im Grunde der Blick gewesen war, den sie in die Vergangenheit getan hatten. Der Blick auf die Sonnenstadt vor vielen Jahrhunderten, auf ein altes, stolzes Volk, das heute zu seelenlosen Marionetten erniedrigt in Reservaten lebte...
    »Komm! Beeilen wir uns!«
    Rasch folgten sie der Straße, hielten sich dicht im Schatten der roten Mauern für den Fall, daß doch eine Robotsonde die Stadt überfliegen sollte.
    Erst als sie die Zinnen des Turms erreichten, konnten sie die lautlosen grauen Scheiben sehen, die wie das leibhaftige Verhängnis über den Hügeln schwebten.
    Ihre Ortungsstrahlen, dafür gedacht, die Oberflächen fremder Planeten oder

Weitere Kostenlose Bücher