Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit
unbekannten Terrains zu erfassen, würden wenig ausrichten, solange die Hügelbewohner in ihren Höhlen blieben. Und es war fraglich, ob überhaupt Ortungsstrahlen eingesetzt wurden. Lara Nords Informationen zufolge hatten die Marsianer selbst das bisher stets vermieden, weil ihnen die unbekannte Strahlenquelle in der Sonnenstadt nicht geheuer war.
»Charru!«
Camelos Stimme klang gepreßt, seine Hände umklammerten die Steinkante einer Zinne.
Gleichzeitig begann ringsum die Luft zu flimmern. Die beiden Männer starrten sich an. Beide machten eine rasche Bewegung, um ein Stück aus der gefährlichen Nähe des Zinnenkranzes zurückzuweichen.
Aber diesmal verloren sie nicht das Bewußtsein.
Es war, als ziehe ein dunkler, irisierender Schleier an ihren Augen vorbei. Das Licht veränderte sich. Von einer Sekunde zur anderen erlosch die Sonne wie eine Fackel unter einem Windstoß. Im Osten brannte der Himmel in düsterem Karmesin, rötlicher Dunst lag über der Ebene. Charru begriff, daß sich die grelle Helligkeit des Nachmittags vor seinen Augen ins Grau einer Morgendämmerung verwandelt hatte.
»Da!« flüsterte Camelo erregt.
Er zeigte auf das weite Hügelland, die tief eingeschnittenen Täler, in denen Dunkelheit dicht und undurchdringlich wie schwarzes Wasser nistete. Immer noch schwebten Robotsonden über dem Gelände. Doch jetzt hingen sie reglos und drohend wie düstere Totenvögel unter dem Himmel. Charru spürte mit jeder Faser, daß im nächsten Moment etwas Schreckliches geschehen mußte.
Zuerst sah es harmlos aus.
Schatten, die sich von den flachen Unterseiten der Sonden lösten. Kleine, zylinderförmige Gegenstände - schwer, denn sie, stürzten in gerader Linie wie Steine. Zwei davon über dem Tal, in dem die Terraner einen Schlupfwinkel der Hügelleute wußten. Jetzt prallten sie auf, lautlos für die entfernten Beobachter - und jäh explodierte ein greller, weißglühender Feuerball.
Charrus Muskeln erstarrten.
Krampfhaft riß er die Augen auf, doch er war geblendet, sah nur feuriges Wabern. Neben ihm zog Camelo scharf die Luft durch die Zähne. Es dauerte Sekunden, bis sie wieder etwas erkennen konnten. In diesen Sekunden hatten sich an fünf, sechs Stellen über dem Hügelland haushohe Wolken von Rauch und Staub gebildet.
»Was war das?« flüsterte Camelo erstickt. »Bei der heiligen Flamme, was war das?«
Charru grub die Zähne in die Unterlippe, bis er Blut schmeckte.
Keiner seiner Gefährten hatte je eine fallende Bombe gesehen. Aber er war damals, während seiner Gefangenschaft in Kadnos, gezwungen worden, sich jenen Film über das Schicksal des Planeten Erde anzuschauen. Dies hier war kein Weltbrand, keine alles umfassende Katastrophe.
Es gab keine Ähnlichkeit zwischen den formlosen Qualmwolken, die sich über die Hügel wälzten, und den Atompilzen, die er auf der Filmleinwand gesehen hatte. Und doch wußte er, was da geschah - wußte, daß es für die hilflosen Menschen dort drüben nicht weniger schrecklich war als die längst vergangene Katastrophe für die Bewohner der Erde.
Schreie gellten, mischten sich mit dumpfem Poltern und Krachen. Schwache Geräusche, fern und dünn, kaum wahrnehmbar -und doch unverkennbar die Echos des Grauens. Staub und Qualm zerfaserten. Bewegung entstand zwischen den dunklen Hügelfalten. Im Osten verstärkte sich das Leuchten des Himmels, und über den schroffen Felsformationen stieg die Sonne gleich einem weißglühenden Splitter empor.
Camelo von Landre stand starr, wie versteinert, eine Faust am Schwertgriff, die andere Hand auf die Kante der Zinne gestützt.
»Die Armee!« stieß er hervor. »Jetzt rücken sie mit den Laserkanonen an. Diese Teufel!«
Charru antwortete nicht.
Sein Blick hing an den grauen Metallmonstern, die langsam vorrückten. Gleichzeitig veränderten die Robot-Sonden ihre Formation. Sie würden noch einmal ihre Bomben abwerfen, würden die überlebenden Opfer endgültig aus dem Schutz der Höhlen, Schluchten und Felsspalten treiben. Dorthin treiben, wo die Laserkanonen sie erreichen konnten, wo sie erfaßt werden würden von den gigantischen, Stein und Stahl schmelzenden Feuerstrahlen.
Genauso geschah es.
Nur einmal schoß aus dem Chaos von Rauch und berstendem Fels ein dünner Lichtblitz empor - irgendein Verzweifelter, der eins der alten Lasergewehre auf die Angreifer richtete. Sinnlos! Charru schloß die Augen, als er von neuem den tödlichen Regen der Bomben herunterprasseln sah, und diesmal hatte er das Gefühl,
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