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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Hunons Augen und wußte, daß auch sie ein Verbrechen waren.
    *
    Der letzte Jet landete in einer Staubwolke am Rand der Senke.
    Simon Jessardin stand immer noch in der Pilotenkanzel der »Terra«. Die Monitore der Überwachungsanlage zeigten Teile des Schiffs: das Kontrolldeck, wo Katalin von Thorn, Gerinth und Kellan von Magur Instrumente beobachteten, ein schmales dunkelhaariges Mädchen, reglos in dem, flachen Andrucksitz in der Comupterzentrale, einen kleinen Frachtraum, den Lara Nord mit Hilfe von Indred und der kleinen Cori in ein provisorisches Lazarett verwandelte, den Gefechtsstand, wo Gillon und Leif an den Energiewerfern standen bereit, die »Terra« mit allen Mitteln zu verteiligen, falls es nötig wurde.
    Schweigend, eilig, aber diszipliniert gingen die Menschen an Bord.
    Nur die bleichen Gesichter verrieten die Spannung, unter der sie standen. Jeder kannte seinen Platz. Jede Andruckliege, die beim Start gebraucht wurde, war überprüft und wenn nötig, repariert worden. Simon Jessardin beobachtete gebannt die Bildschirme, und sein sonst so beherrschtes Gesicht verriet fässungsloses Staunen.
    Er fuhr leicht zusammen, als neben ihm die Tür auseinanderglitt.
    Hardan, der graubärtige Scollon - und eine große, hagere Gestalt in der blutroten Robe des Oberpriesters. Bar Nergals gelbliches Totenschädel-Gesicht wirkte eingefallen. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Augen, in denen das düstere, fanatische Feuer erloschen war.
    Sekundenlang herrschte lastende Stille.
    Charru hatte den Pilotensitz verlassen. Sein schmales bronzenes Gesicht zeigte keine Regung. Bar Nergals dünne Lippen zuckten unruhig. Die Kluft zwischen ihnen war tief, reichte Jahrhunderte zurück. Der Oberpriester verfolgte den Mann, der seinen Terror gebrochen hatte, mit unstillbarem Haß. An Bar Nergals Händen klebte das Blut Arliss von Mornags, aber Charru wußte, daß auch die Priester nur Opfer gewesen waren, daß sie den Haß eines Tages überwinden mußten.
    »Der Augenblick ist da«, sagte er ruhig. »Wenn wir es schaffen, das Schiff zu starten - wollen die Priester auf dem Mars bleiben und sich ergeben?«
    »Sie wollen zur Erde«, krächzte Bar Nergal mit seiner dünnen Greisenstimme.
    »Und du?«
    Die dunklen Augen funkelten. Verborgener Haß schien die hagere Gestalt wie ein Fieberschauer zu beherrschen. Aber der Oberpriester fürchtete sein Schicksal auf dem Mars mehr als jede noch so ungewisse Zukunft. Die Erde mochte ihm noch eine Chance bieten, seine Macht zu erneuern. Auf dem Mars, allein, abgeschnitten selbst von den Tempeltalleuten, die ihn immer noch fürchteten, war Bar Nergal ein Nichts. Und das erschien ihm schlimmer als alles, was er sich ausmalen konnte.
    »Zur Erde«, krächzte er mühsam.
    Damit warf er sich herum, raffte seine Robe und hastete davon, als fliehe er vor dem Eingeständnis seiner Niederlage.
    »Von den Tempeltal-Leuten wird niemand zurückbleiben«, sagte der graubärtige Scollon ruhig.
    »Gut. Noch ist nichts entschieden. Aber es kann nicht mehr lange dauern. «
    Scollon zögerte. »Wird man deinen Bruder freilassen? Und die anderen?«
    »Ich hoffe es«, sagte Charru leise.
    Aber sein Gesicht war bleich, und er kämpfte, vergeblich gegen die nagende Unruhe, die ihn erfüllte.
    Reglos, mit gespannten Muskeln kauerte er auf dem weißen Schalensitz. Beryl von Schun bewegte lautlos die Lippen, wiederholte in Gedanken zum hundertsten Male Zahlen und Daten, auf die er später beim Start achten mußte. Auch Camelo rührte sich nicht. Er blickte durch den staubigen Sichtschirm in die Wüste. Seine Gedanken schienen weit fort zu sein, und doch war er der erste, der Tanits Gesicht auf dem Monitor des Kommunikators entdeckte.
    Kormaks Schwester lächelte. Als sich Camelo mit einer hastigen Bewegung einschaltete, klang ihre Stimme hell und zitternd vor Erregung.
    »Hakon hat Funkkontakt mit dem Gouverneur der Venus«, berichtete sie. »Die Gefangenen werden hierhergebracht. Die Marsianer haben beschlossen, alle Bedingungen zu erfüllen.«
    Charru schloß die Augen und ließ sich in den Sitz zurücksinken.
    Ihm war zumute, als sei tief in seinem Innern eine straff gespannte Saite gerissen. Wie ein jähes Schwindelgefühl, eine betäubende Woge packte ihn die Erleichterung, und er brauchte Sekunden, um sich wieder zu fassen.
    *
    Minuten später stand er im heißen Staub der Senke, umarmte seinen Bruder, schlug dem schwankenden Erein auf die Schulter, drückte lange Konans Hand, der nur halb bei Bewußtsein

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