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Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Titel: Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Rachsucht wallte in dem Jungen auf. Ein einziges Mal wollte er Shamala schreien hören, wie er selbst so oft unter der Peitsche geschrien hatte. Niemand würde ihn hindern, wenn er seine Fäuste in das verhaßte Gesicht schlug. Shamala würde nicht einmal wagen, sich zu wehren.
    Und kein Tiefland-Krieger, ganz gleich, wie wütend er war, würde sich an einem Mann vergreifen, der sich nicht wehrte.
    Nun?« fragte Karstein ungeduldig.
    Dayel atmete tief. Seine Finger zitterten leicht, als er das Schwert in die Scheide schob.
    »Sie haben mich angegriffen, und ich habe mich verteidigt«, sagte er. »Es war eine Sache zwischen ihnen und mir. «
    Karstein schnaufte. Sein Gesicht war immer noch rot vor Zorn.
    »So«, brummte er. »Na schön, wie du meinst. Geh jetzt mit Kormak. Und ihr verschwindet ebenfalls!«
    Die Priester beeilten sich, der Aufforderung nachzukommen.
    Alle außer Bar Nergal. Dem vertrat Karstein den Weg, durchbohrte ihn mit einem lodernden Blick und zwang ihn durch die pure, drohende Kraft seines Willens, sich nicht von der Stelle zu rühren.
    Der Nordmann wartete, bis sich die Tür in seinem Rücken schloß, Dann erst hob er die Faust und packte Bar Nergal knapp unter der zuckenden Kehle an der roten Robe.
    »So, Priester«, sagte er sehr leise. »Und jetzt hör mir gut zu! Du hast Arliss von Mornag ermordet, du hast Shea Orland umbringen lassen, der mein Freund war, du hast wieder und wieder Verrat begangen. Daß du noch lebst, verdankst du nur der Tatsache, daß sich niemand an einem feigen, verrückten Greis die Hände schmutzig machen wollte. Aber ich schwöre dir eins, Bar Nergal: wenn du Dayel in Zukunft auch nur ein Haar krümmst, werde ich mir die Hände an dir schmutzig machen. Und zwar so, daß du vor den Augen deiner Anhänger auf dem Bauch kriechst und um Gnade winselst! Hast du das verstanden?«
    Der Oberpriester war bleich wie der Tod. Haltlos pendelte sein kahler Kopf hin und her, weil Karstein ihn schüttelte.
    »Ob du das verstanden hast, will ich wissen, du Ratte!«
    »Ja«, krächzte der Oberpriester.
    Er taumelte gegen die Wand zurück, als Karstein ihn losließ. Verächtlich spuckte der Nordmann aus, wandte sich ab und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Hinter ihm verzerrte der Haß Bar Nergals Gesicht zu einer unmenschlichen Fratze.
    *
    Außer ein paar Beulen und Schrammen gab es keine Verletzungen.
    Aber der Zwischenfall hatte die Stimmung im Schiff verändert, hatte die kurze Atempause beendet und wieder jene angespannte Atmosphäre geweckt, wie sie einem entscheidenden Kampf vorausgeht. Charru stand mit verschränkten Armen in der Pilotenkanzel. Außer Lara, Camelo und Beryl waren auch Gerinth, Gillon und Karstein dazugekommen.
    Der Nordmann erwähnte nichts von dem Zusammenstoß mit den Priestern. Er war überzeugt davon, daß seine Drohung wirken würde. Und er war entschlossen, sie notfalls wahr zu machen. Die jahrhundertealte Feindschaft saß tief. Nicht alle Tiefland-Krieger teilten die Überzeugung, daß die Kluft überbrückt werden mußte. Karstein und einem Teil der rauhen Nordmänner fiel es schwer, den Haß zu begraben.
    »Wir müssen uns endlich darüber klarwerden, was wir tun wollen«, sagte Charru hart. »Da wir die Erde nicht kennen, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf Conal Nords Informationen zu verlassen. Der Planet ist teilweise noch verseucht, er wird von Menschen und Tieren bewohnt, die möglicherweise gefährlich sind, also dürfen wir nicht riskieren, blind irgendwo zu landen, wo wir dann vielleicht nicht mehr wegkommen.«
    »Und was bleibt uns anderes übrig?« fragte Beryl gedehnt.
    »Luna«, sagte Charru. »Der Erdenmond.«
    Lara schluckte erschrocken. »Aber Luna ist ein Gefängnis-Planet! Dort gibt es einen starken Stützpunkt, dort sind Kampfschiffe und Waffen stationiert.«
    »Ich weiß. Aber glaubst du nicht, daß wir damit so oder so zu tun bekommen werden? Glaubst du, daß sich die Marsianer eine Chance entgehen lassen, die 'Terra' zu vernichten?«
    »Nein«, sagte Lara leise. »Das werden sie wohl nicht.«
    »Also können wir genausogut gleich auf Luna landen. Die Marsianer werden nicht damit rechnen. Das sichert uns einen gewissen Überraschungseffekt.«
    Einen Moment blieb es still. Auch Gerinth hatte die Arme über der Brust verschränkt. In dem zerfurchten Gesicht mit den ruhigen, wissenden Augen zogen sich die schlohweißen Brauen zusammen. »Bist du sicher, daß du in diesem Fall nicht das Schicksal

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