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Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Titel: Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sprach schnell und gehetzt. Aber Mark wußte, daß dieser Mann sie nicht verraten würde. Ragart war strafversetzt worden, weil er versucht hatte, seinem verurteilten Schwager zu helfen. Eine psychische Schwäche, die ihn fast selbst zum Kandidaten für die Deportation machte. Und eine Schwäche, die sehr tief wurzeln mußte, weil ihn nicht einmal die Disziplinarmaßnahmen davon geheilt hatten.
    Wie auch, dachte Mark bitter.
    Der blinde Behördenapparat hatte Ragart genau an den Platz versetzt, an dem sein Schwager die lebenslängliche Strafe verbüßte. Eine idiotische Entscheidung. Aber nach Marks Meinung waren Computer ohnehin nur intelligente Idioten; und er hatte schon sehr früh begriffen, daß er sich mit dieser Ansicht in einen gefährlichen Gegensatz zur herrschenden Auffassung innerhalb der Vereinigten Planeten stellte.
    Gespannt bis in die Fingerspitzen lauschte er den Informationen auf der Tonband-Spule.
    Wilde Gerüchte? Tatsachen? Mark wußte es nicht. Ragart selbst und die anderen Wachmänner hielten die Informationen vermutlich für Hirngespinste. Aber hinter Mark Nord lagen zwanzig Jahre Luna. Es gab nur eine Möglichkeit, das zu überstehen und bei geistiger Gesundheit zu bleiben: man mußte an Wunder glauben.
    Zwei Stunden später wurden die übrigen Häftlinge dieser Schicht durch die Versorgungszentrale geschleust.
    In einem Gemeinschaftsraum, um den sich der Vollzug zu dieser Zeit nicht kümmerte, täuschte ein weiteres Tonband die Überwachungsanlage mit einer leisen Unterhaltung zwischen zwei angeblichen Wächtern. Knapp dreißig Männer hatten sich versammelt. Dieser Kern der Rebellen bestand fast ausschließlich aus Merkur-Siedlern. Die Gefangenen wurden erst später gezählt. So, wie die Ernährungsrationen bemessen waren, kamen die Wachen gar nicht auf den Gedanken, daß jemand freiwillig darauf verzichten könnte.
    Zum zweitenmal spielte Mark die Spule ab.
    Leise, so daß die Männer angespannt lauschen mußten. Als Ragarts angstvolle Stimme verstummte, blieb es minutenlang still. Einer der Jüngeren, die sich den Merkur-Siedlern später angeschlossen hatten, schüttelte langsam den Kopf.
    »Das ist Unsinn«, sagte er. »Das glaube ich nicht. «
    »Es könnte eine Chance sein, oder?«
    » Es ist Unsinn«, beharrte der Junge. »Erstens können Barbaren kein Raumschiff fliegen. Zweitens hätten sie, selbst wenn sie gestorben wären, nie eine Chance gehabt, der Kriegsflotte zu entkommen.«
    »Aber es steht fest, daß die Luna-Station in Alarmbereitschaft versetzt worden ist, Mikael. «
    Mark wies mit dem Kopf auf die Spule. » Carrisser scheint sogar mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die 'Terra' versuchen könnte, hier zu landen. Wir wissen doch alle, daß solche Gerüchte nicht aus dem leeren Raum entstehen. Vielleicht hat Ragart übertrieben. Vielleicht ist Carrisser sogar falsch informiert worden. Aber auf jeden Fall herrscht allgemeine Aufregung. Zum erstenmal seit zwanzig Jahren ist etwas in Bewegung geraten. Und wir haben immer gewußt, wie verdammt schlecht unsere Aussichten sind, wenn uns nicht im entscheidenden Moment irgendein Umstand zu Hilfe kommt. «
    »Mark hat recht«, sagte Raul Madsen. Er war ein alter Mann, grauhaarig und trotz seiner Zähigkeit stärker von den mörderischen Bedingungen gezeichnet als die meisten. »Vielleicht geht es euch anders. Ich für meinen Teil weiß, daß ich auf jeden Fall nicht noch einmal zwanzig Jahre auf eine Chance warten kann. «
    »Also?« fragte Mark.
    »Ich bin dafür, daß wir sofort losschlagen«, sagte Ken Jarel ruhig.
    »Ich ebenfalls.« Sean hob die Hand.
    »Ich auch!«
    »Dafür! Worauf sollen wir denn noch warten, nachdem wir jetzt endlich die Bomben haben!«
    »Gegenstimmen?«
    Keine Gegenstimme erhob sich. Die Männer strafften die Schultern, ballten die Fäuste. Ihre Augen brannten in einem wilden Feuer, und Mark spürte eine jähe, schwindelnde Erregung, als sei von einer Sekunde zur anderen ein Tonnengewicht von seinen Schultern glitten.
    »Nehmt euch zusammen!« sagte er leise. »Wenn die Wachmänner auch nur einen von uns so sehen wie jetzt, werden sie sofort mißtrauisch. «
    Schweigend standen die Männer und Frauen an den Wänden des großen Raums, in dem sie sich versammelt hatten.
    Charrus Blick wanderte über die Gesichter. Blasse, erschöpfte Gesichter, entschlossene Augen. Indred von Dalarme, Katalin von Thorn, Tanit und Shaara hatten schon in der weit unter dem Mondstein Sitz und Stimme im Rat gehabt. Karstein

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