Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Titel: Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
erstenmal in seinem Leben war er mit dem Präsidenten der Vereinigten Planeten direkt verbunden. Simon Jessardins kühle, zielbewußte Fragen trieben ihm den Schweiß auf die Stirn.
    Die Rebellion sei unter Kontrolle, behauptete er.
    Rebellen, die ohne Fluchtmöglichkeit in einem unterirdischen Stollensystem steckten, waren unter Kontrolle, versuchte er sich dabei selbst einzureden. Die konkrete Frage nach Mark Nord verwirrte ihn. Er wußte, daß Nord ein Bruder des Generalgouverneurs der Venus war, aber da die Justiz der Vereinigten Planeten ohne Ansehen der Person urteilte, hatte er dieser Tatsache nie besondere Bedeutung zugemessen.
    »Nord gehört zu den Rebellen, mein Präsident«, bestätigte er. »Angeblich war er es, dem es gelang, das Raumschiff zu erreichen. Ich versichere Ihnen, daß er nichts ausrichten kann.«
    »Sehen Sie eine Möglichkeit, die 'Terra' zu vernichten oder zumindest am Start zu hindern, bis unsere Kriegsflotte Luna erreichen könnte?«
    Carrisser schluckte.
    Er wußte nicht, warum der Präsident dem uralten Raumschiff solche Wichtigkeit zumaß. Aber er begriff, daß er hier vielleicht eine Chance hatte, seine Karriere entscheidend zu fördern.
    »Sie glauben, daß sich die Rebellen mit diesen Barbaren verbünden könnten, mein Präsident?« erkundigte er sich vorsichtig.
    »Allerdings. Unsere Wissenschaftler, speziell die Psychologen, haben das Problem sehr genau durchleuchtet. Sie dürfen versichert sein, daß sich Mark Nord und Charta von Mornag sofort verbünden werden. «
    Carrisser bezweifelte das, doch er ließ seinen Zweifel nicht laut werden.
    »Es wäre also in Ihrem Sinne, die Barbaren aus ihrem Schiff herauszulocken und festzunehmen, mein Präsident?« vergewisserte er sich.
    »Das wäre sogar sehr in meinem Sinne«, sagte Jessardin trocken. »Aber ich bezweifle, daß Ihnen so etwas gelingt. «
    Marius Carrisser lächelte.
    Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Er sah sich schon befördert, zurück auf dem Mars, endlich nicht mehr an den öden, trostlosen Erdtrabanten gefesselt.
    »Es wird mir gelingen«, versprach er. »Wenn die Barbaren Mark Nord tatsächlich Hilfe leisten wollen, können wir sie sehr einfach aus ihrer Reserve locken, indem wir eine Situation schaffen, die sämtliche anderen Rebellen in akute Lebensgefahr bringt. «
    »Versuchen Sie es. Ich erwarte Ihren Bericht. «
    » Ja, mein Präsident. Es wird ganz sicher nicht lange dauern.«
    Carrisser schaltete sich erst aus, als ihm das Rauschen und Knacken im Lautsprecher verriet, daß die Verbindung unterbrochen war.
    Zwei Sekunden lang blieb er reglos hinter seinem Schreibtisch sitzen. Dann beugte er sich vor und drückte die Taste des Kommunikators.
    Das Gesicht eines Offiziers erschien auf dem Monitor. Marius Carrisser holte tief Atem.
    »Lassen Sie sämtliche Schächte der stillgelegten Mienen sprengen«, befahl er. »Selbstverständlich dürfen unsere Leute nicht in Gefahr gebracht werden, aber ich wünsche, daß für jeden anderen dort unten die Lage unhaltbar wird. «
    »Verstanden«, sagte der Offizier knapp.
    Marius Carrisser lehnte sich hinter seinem Schreibtisch zurück und lächelte.
    *
    Um die gleiche Zeit sprangen Ken Jarel und seine kleine Gruppe auf den grauen Kunststoff-Boden des Zellentrakts.
    Den vergessenen Luftschacht, der so lange Jahre Angelpunkt ihrer Rebellion gewesen war, hatten sie vorher bei ihrer Flucht aus gutem Grund abgedichtet. Inzwischen war das Gas, das die marsianischen Bewacher in den Kerker geleitet hatten, schon wieder abgesaugt worden. Ken Jarel schob das beschichtete Papierstück in die Tasche, das als primitiver Detektor diente. Sekundenlang blieb der hagere Mann mit dem wirren schwarzen Haar reglos stehen und lauschte, dann winkte er den anderen, ihm zu folgen.
    Lautlos bewegten sie sich durch die beleuchteten Flure.
    Weit entfernt konnten sie Stimmen und Bewegung hören. Die Häftlinge, die nicht unmittelbar mit der Rebellion zu tun hatten, waren betäubt worden und lagen in tiefer Bewußtlosigkeit. Manche von ihnen würden sich sicher anschließen, wenn ihnen eine Chance geboten wurde, Luna zu verlassen und auf dem Merkur ein neues, freies Leben anzufangen. Aber es gab auch genug andere, die gar nicht daran dachten. Männer, die zu zwei, drei oder fünf Jahren Luna verurteilt waren, die nie aufgehört hatten, typische Bürger der Vereinigten Planeten zu sein, und sich nichts anderes wünschten, als zurückzukehren und den Rest ihres Lebens in Loyalität und

Weitere Kostenlose Bücher