Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
daß er sich auf das Lasergewehr besinnen würde ...
Jarlon hörte auf zu denken.
Sein Schwert flog in der Sekunde aus der Scheide, als die ersten hünenhaften, in Felle gehüllten Krieger zwischen den Klippen erschienen. Schaoli hatte mit keiner Silbe übertrieben, als sie die Kerle beschrieb. Sie hätten selbst Hunon noch überragt: blonde, bärtige Riesen, breitschultrig und muskelbepackt, wilde Gesichter unter zottigen Mähnen, Augen, die im Schatten buschiger Brauen vor Kampfwut glühten. Jarlons Blick flog über die mächtigen Keulen, die Breitschwerter und Streitäxte. Seine Zähne knirschten aufeinander. Jeder einzelne der Angreifer überragte ihn. Sie blieben stehen, starrten ihn an, aber bestimmt nicht, weil seine blankgezogene Waffe sie schreckte.
Dröhnendes Gelächter schlug an seine Ohren.
Drei, vier von den Kerlen kamen auf ihn zu, lachend, da sie ihn als Gegner einfach nicht ernstnahmen. Die anderen trampelten weiter, schwärmten aus, wollten offenbar das Mädchen verfolgen. Rote Wut überschwemmte Jarlons Gehirn. Er wartete nicht, bis die Kerle ihn erreicht hatten, sondern griff mit der Schnelligkeit einer zustoßenden Schlange an.
Stahl gegen Bronze.
Sein erster, mit aller Wucht geführter Hieb biß tief in die Klinge eines Breitschwerts. Unter dem zweiten, blitzartigen Schlag brach der schwere Schild des gleichen Mannes in Stücke. Überrascht taumelte er zurück. Jarlon setzte nach, hieb so schnell und wild zu, daß Funken von den Klingen sprühten, und jeden Augenblick erwartete er, von hinten angegriffen zu werden.
Nichts dergleichen geschah.
Die anderen schauten zu. Sie kämpften Mann gegen Mann, hatte Schaoli gesagt. Wahrscheinlich, dachte Jarlon erbittert, weil es so oder so niemanden gab, der ihnen gewachsen war.
Sein Gegner hatte die Überreste des Schilds abgeschüttelt und dafür eine mächtige Keule vom Gürtel gerissen.
Sein Schwert sang, der schwere Prügel lag locker in seiner Linken. Mit einem Schrei der Wut sprang Jarlon vor, aber es gelang ihm nur, dem Gegner die breite Klinge aus der Hand zu schlagen.
Die Keule beschrieb einen Bogen und traf das Opfer an der Schulter.
Jarlon taumelte, spürte den lodernden Schmerz bis in die Fingerspitzen schießen und im nächsten Moment seinen Arm taub werden. Sekundenlang sah er nur noch rote Schleier. Das Schwert konnte er nicht mehr heben. Seine Linke zuckte zu dem Wurfdolch an seinem Gürtel, doch da sauste die Keule bereits von oben auf ihn herab.
Die Dunkelheit kam so schnell, daß er nicht einmal mehr den Schmerz spürte.
*
Das lächelnde Gesicht schwebte in einem See aus bunten Farben.
Karstein spürte, wie ihm jemand eine Schale an die Lippen setzte, und trank gierig das klare, kühle Wasser. Es stammte aus den Vorräten des Beibootes, doch das konnte der Nordmann nicht wissen. Er wußte im Augenblick nicht einmal genau, wo er sich befand. Vage Erinnerungsfetzen trudelten durch sein Hirn. Für eine Weile glaubte er zu träumen, da es schließlich nicht wahr sein konnte, daß er im Schatten einer Behausung lag und ein völlig Fremder ihn wie einen Kranken behandelte. Aber die Felle unter seinem Körper wirkten beunruhigend real, und allmählich wurde die Euphorie verdrängt von dem nagenden Gefühl, unbedingt sofort etwas tun zu müssen.
Die Schreie, die plötzlich draußen erklangen, zerrissen endgültig den unsichtbaren Vorhang.
Karstein richtete sich ruckartig auf. Sekundenlang weckte die heftige Bewegung wieder das Schwindelgefühl. Undeutlich hörte er das Klirren von Scherben und sah eine Gestalt zur Tür stürzen, aber er brauchte eine Weile, um zu begreifen, daß der Fremde die Wasserschale fallengelassen hatte.
Irgend etwas mußte ihn maßlos erschreckt haben.
Karstein war sich keiner Schuld bewußt. Mechanisch überprüfte er seinen Waffengurt, fuhr sich mit der Faust über die Stirn und sah sich um. Bunte Wandbehänge, Felle - das Innere einer einfachen Hütte. Die Fremden, die sich »Volk vom Meer« nannten - richtig! Sie waren friedlich und gastfreundlich, sie hatten sogar ein Fest gegeben. Ein Fest, an das sich Karstein merkwürdigerweise nicht mehr erinnern konnte.
Er schüttelte den Kopf, um das Pochen in seinem Schädel loszuwerden.
Die Wirkung des berauschenden Tranks hatte immer noch nicht ganz nachgelassen. Karstein registrierte vage, daß draußen die Hölle los sein mußte. Er fragte sich, wo seine Gefährten steckten. Und dann erst traf ihn wie ein Stich ins Hirn die Erkenntnis, daß es
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