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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Anprall des Steinhagels, der gegen ihn geschleudert wurde. Sein Schädel dröhnte. Sekundenlang drehte sich alles um ihn. Verzweifelt versuchte er, auf die Beine zu kommen, aber er sackte wieder zusammen und stürzte auf die Reste des staubigen Asphalts.
    Wie eine Woge schien der Angriff der Katzenwesen über ihn hinwegzufegen.
    Mit dem letzten Funken Kraft schnellte er hoch und ließ das Schwert kreisen. Schreie gellten. Krallen glitten von Jarlons Haut ab, undeutlich sah er, daß die Angreiferinnen jetzt Steine und Knüppel schwangen. Etwas traf seinen rechten Unterann mit furchtbarer Gewalt, genau an der gleichen Stelle, wo sich vorher die Zähne der Ratte in sein Fleisch gebohrt hatten. Stichflammen schienen in sein Schultergelenk hinauf und bis in die Fingerspitzen zu zucken. Noch einmal spürte er einen dumpfen Schlag, und mit dem Erschlaffen der Muskeln wurde sein ganzer Arm gefühllos.
    Nur das metallische Klirren sagte ihm, daß er das Schwert verloren hatte.
    Er konnte sich nicht danach bücken. Schon waren die Angreiferinnen wieder heran, fauchend und geifernd. Jarlons Knie wurden weich. Wild schlug er um sich, nahm undeutlich freien Raum wahr und begann zu rennen. Die hochragenden Ruinen waren nur noch Schatten, verschwimmende Umrisse. Jarlon keuchte, taumelte blindlings vorwärts. Haß, Rachsucht, die Hitze der Wut - das alles schien von dem einen unbezwinglichen Angriff hinweggefegt worden zu sein. Jarlon wußte, daß er keine Chance hatte. Und er wollte nicht so sterben: allein, in einer toten Ruinenstadt, unter den Krallen fremdartiger Wesen. Eben noch war er ausgewichen, um sich dem Angriff von neuem zu stellen, jetzt dachte er nur noch an Flucht. Blut lief über seine Haut. Er wußte nicht einmal, wie schwer er verletzt war. Er fühlte sich mehr tot als lebendig, und er hatte nur noch den einen Wunsch: zurückzufinden zu den anderen.
    Als er den Kopf herumwarf, sah er die fauchenden Katzenwesen dicht hinter sich.
    Gleich mußten sie ihn einholen. Jarlons Muskeln verkrampften sich. Er wußte, er war nicht schnell genug. Er wußte auch, daß es ihm nichts nützte, um Ecken zu biegen und immer neue verwinkelte, schuttübersäte Gassen einzuschlagen. Nur für Sekunden hatte er auf diese Weise den Rücken frei - und als er es zum drittenmal versuchte, gähnte nach ein paar Schritten neben ihm ein schwarzes, ausgezacktes Loch in der Mauer.
    Er hatte keine Wahl mehr, hatte kaum einen Sekundenbruchteil Zeit, seine Entscheidung zu treffen.
    Mitten in der Bewegung warf er sich nach links, sprang und streckte beide Arme aus, um den unvermeidlichen Sturz abzufangen. Sein Herschlag drohte auszusetzen, weil der Sturz kein Ende zu nehmen schien. Wie ein Stich durchzuckte Jarlon die Befürchtung, daß er mit zerschmetterten Gliedern am Fuß eines Abgrunds liegenbleiben würde. Sein Verstand funktionierte nicht mehr klar genug, um ihm zu. sagen, daß ein dermaßen tiefer Keller innerhalb einer Stadt völlig unsinnig gewesen wäre. Aber seine Muskeln und Sinne gehorchten ohnehin nicht dem Verstand, sondern dem Instinkt, der immer noch die Erinnerung an die steilen Felsen der Mondstein-Welt bewahrte.
    Dutzendmal war Jarlon als Kind aus schwindelerregenden Höhen abgesprungen, um den Tempeltal-Wächtern zu entwischen.
    Jetzt zog er die Beine an, preßte das Kinn gegen die Brust und rollte geschmeidig über die Schulter ab, als er aufprallte. Dunkelheit umgab ihn. Steinkanten schrammten seine Haut auf, sein Knie stieß schmerzhaft gegen ein Hindernis, doch er landete einigermaßen glimpflich. Draußen hörte er die huschenden Schritte und die fauchenden Stimmen der Katzenfrauen, die vorbeijagten. Mit klopfendem Herzen wartete er, bis die bedrohlichen Laute verebbt waren, dann richtete er sich auf und versuchte, etwas zu erkennen.
    Der Widerschein von Licht fiel durch das Loch in der Wand und schälte Umrisse aus der Finsternis.
    Jarlon war in einem großen, langgestreckten Kellerraum gelandet, der nichts enthielt außer Staub und Steintrümmern. Das Loch in der Wand lag zu hoch, als daß er es von hier unten mit einem Sprung hätte erreichen können. Jarlon biß sich auf die Lippen. Schwankend stand er auf, bewegte prüfend die Glieder und stellte fest, daß er sich zumindest nichts gebrochen hatte.
    Die Biß- und Platzwunden und die Prellungen von den Steinwürfen konnte er im Halbdunkel nicht genau untersuchen. Den Schmerz und das rieselnde Blut nahm er kaum wahr. Die Panik, die ihn in den letzten Minuten vorwärts

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