Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
wie ein helles, seidiges Vlies um den Kopf aus, und die Augen starrten gebrochen und blicklos ins Leere.
    Nur ein paar Schritte weiter lag Jarlons Schwert zwischen den Trümmern.
    Das Blut, das die Klinge befleckte, war bereits getrocknet, auf dem Knauf am Ende des lederumwickelten Griffs glänzte das Wappen der Mornag in der Abendsonne. Schwer lastete die Stille - ein Gewicht, unter dessen Druck sich Charrus Schultern verkrampften, bis die Muskeln an seinem Nacken wie Stränge hervortraten.
    Als er sich umwandte, glich sein Gesicht einer reglosen Maske.
    »Yattur«, sagte er rauh.
    »Ja?«
    »Wirst du uns zu dem Versteck führen, in dem du gefangengehalten wurdest?«
    Auch das Gesicht des jungen Fischers wirkte maskenhaft. Die Angst in seinen Augen lag wie unter einer Schicht aus hartem, glänzendem Glas verborgen.
    »Ja«, sagte er nur. »Ich werde euch führen.«
IX.
    Dumpfes, bergeerschütterndes Donnern begleitete die letzte Erdumkreisung der »Terra«.
    In der grünen Oase am Meer sahen die Fischer den gleißenden Punkt über den Himmel ziehen wie einen wandernden Stern. Yarsols Volk hatte lange auf die Rückkehr der Götter gewartet. Jetzt erwarteten die Fischer statt dessen die Ankunft von Verbündeten, von Freunden, doch die Vorstellung, daß diese Unbekannten von den Sternen kamen, war immer noch fremdartig genug, um die Menschen erzittern zu lassen.
    In der Kanzel der »Terra« hatte Camelo von Landre bei jedem Bremsschub das Gefühl, das Schiff werde im nächsten Moment in Stücke brechen.
    Beryl saß angeschnallt auf dem Andruck-Sessel des Copiloten, der rothaarige Gillon von Tareth hatte den Platz des Bordingenieurs übernommen. Hasco und Katalin benutzten die Sitze, die eigentlich für Funker und Navigator bestimmt waren. Auf der »Terra« gab es weder das eine noch das andere. Genaugenommen gab es nicht einmal richtige Piloten - weder nach marsianischen Begriffen noch nach den Maßstäben, die damals auf der Erde geherrscht hatten, als das Schiff gebaut wurde. Es gab nur eine Handvoll Männer, die sich mit dem Mut der Verzweiflung ein Minimum des benötigten Wissens angeeignet hatten, weil das Überleben ihres Volkes davon abhing, und die ihre uralte Ionen-Rakete durch den Weltraum gesteuert hatten, wie ein Schiffbrüchiger ein halbwrackes Boot über den Ozean steuern mochte, wenn er keine Wahl hatte.
    »Noch zehn Minuten«, sagte Gillon von Tareth gepreßt.
    »Koordinaten?«
    Beryl schluckte mit trockener Kehle. »Breitengrad stimmt. Ich gebe dir ab jetzt regelmäßig die Länge. Aber du mußt mit der Geschwindigkeit herunter, wenn du keine weitere Umkreisung riskieren und im Dunkeln landen willst.«
    Verbissen schlug Camelo auf den Schalter der Bremstriebwerke.
    Wieder das urwelthafte Donnern. Tief unter ihnen, winzig in der Weite des Ozeans, huschten ein paar Inseln vorbei gleich unregelmäßigen Flecken. Wogen türmten sich, schimmernd in klarem, gläsernen Grün. Aufgeschreckt von dem infernalischen Lärm huschten Wesen aus der Tiefe des Meeres zur Wasseroberfläche, und große, fremdartig leuchtende Augen spähten hinauf in den Himmel.
    Camelo kannte das Gebiet der blaugrünen Lagunen, Eilande und Taolle nicht, das von Yarsols Volk »Südinseln« genannt wurde.
    Sein Blick hing an der unregelmäßigen Linie der Küste, seine Hand schaltete wieder und wieder die Bremstriebwerke ein, um die Geschwindigkeit des Schiffs so weit zu verringern, daß er in die Landeposition einschwenken konnte, sobald der Punkt mit den richtigen Koordinaten erreicht war. Camelo biß die Zähne zusammen. Schweiß rann ihm über Stirn und Schläfen, und er versuchte, an nichts anderes mehr zu denken als an die notwendigen Handgriffe.
    »Geschwindigkeit stimmt«, sagte Beryl knapp. »Du schaffst es.«
    Camelo war danach zumute, in einem Atemzug zu fluchen und zu beten, aber er fand einfach keine Zeit dazu.
    *
    Auch in den Kellerlöchern der toten Stadt war das ferne Brüllen des anfliegenden Raumschiffs zu hören.
    Jarlon nahm es nicht wahr. Selbst ein lauteres Geräusch hätte das Brausen in seinen Ohren und das Hämmern seiner Schläfen nicht übertönen können. Blutroter Nebel schien ihn einzuhüllen. Nebel, aus dessen Tiefe zusammenhanglose Erinnerungsfetzen wie Motten ins Licht an die Oberfläche taumelten.
    Mühsam versuchte Jarlon, die wirren Mosaiksteine zusammenzusetzen.
    Undeutlich fühlte er kalten, glitschigen Stein unter seinem Körper, roch Fäulnis und Moder und spürte brennenden Schmerz, dessen Ursprung

Weitere Kostenlose Bücher