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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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getrieben hatte, verebbte allmählich, und die Erinnerung überfiel ihn wie ein brutaler Faustschlag.
    Schaoli!
    Blutige Bilder, die er nie mehr vergessen würde!
    Sekundenlang stand er reglos in der Dunkelheit, von Schmerz und Verzweiflung geschüttelt. Ein Rest von Vernunft sagte ihm, daß er hier nicht bleiben konnte, daß er einen Ausgang aus dem Keller und den Rückweg zum Raumhafen finden mußte. Mechanisch begann er, über die Schuttberge zu klettern, und versuchte, sich an den schmalen Lichtstreifen zu orientieren, die durch Löcher und geborstene Mauern einfielen.
    Einmal kam er an eine Treppe, doch die Tür an ihrem Kopfende war von Trümmern verschüttet.
    Eine neue, unerklärliche Furcht packte ihn - als ob die Wände allmählich enger um ihn zusammenrückten. Er biß die Zähne zusammen, atmete ruhig und gleichmäßig und versuchte, sich zu beherrschen. Die Keller waren ein Labyrinth, eine Stadt für sich, abgeschnitten von der Oberfläche. Immer wieder blieb der Junge lauschend stehen, und schließlich hörte er etwas wie ein fernes, unruhiges Murmeln, das zumindest menschlich klang.
    Er wußte nicht mehr, wie lange er schon durch die Keller irrte lange genug, um sich an einen Strohhalm zu klammern.
    Auf Zehenspitzen schlich er weiter und orientierte sich nach dem Gehör. Hinter einem halb zusammengebrochenen Mauerbogen führte eine Treppe abwärts, in einen tieferen Keller. Schwaches Licht schimmerte dort unten. Wie von einem unsichtbaren Band gezogen glitt Jarlon die Stufen hinunter, und erst später wurde ihm klar, daß er besser daran getan hätte, in diesem finsteren Labyrinth jedes Zeichen von Leben zu meiden.
    Ein kurzer, gewölbter Gang endete unter einem weiteren Mauerbogen.
    Eine riessige unterirdische Halle lag dahinter, von flackerndem Fackelschein erfüllt. Jarlon hielt den Atem an, schob sich noch ein Stück weiter und spähte vorsichtig um die Ecke.
    Seine Augen wurden weit.
    Er hatte Trümmer und Staub erwartet, ein Feuer, vielleicht ein paar primitive Fackeln - aber nicht das hier. Was vor ihm lag, erinnerte mehr an einen Thronsaal denn an ein düsteres Kellerloch. Merkwürdige, vorhangähnliche Gebilde bedeckten die Wände: grellfarbige, ineinander verschlungene Plastikbänder, Überreste der versunkenen Kunststoff-Welt der alten Erdenmenschen, zusammengefügt zu bizarren Mustern. Auf dem Boden lagen graue Rattenfelle dicht an dicht wie ein Teppich. Fackeln steckten in Halterungen, zwei Dutzend von den Katzenwesen hatten sich an beiden Seiten des Raumes aufgestellt - und an der Stirnwand erhob sich ein turmartiger Aufbau, den Jarlon auf den zweiten Blick als eine Art Doppel-Thron erkannte.
    Der oberste, besonders reich geschmückte Sitz war leer.
    Ein Stück tiefer, aber immer noch majestätisch über den anderen, saß eine Frau in einem wallenden, grellbunten Gewand, das offenbar aus Überresten farbiger Plastikfolie zusammengesetzt war. Ihre schrägen Augen glommen gelb wie Raubtierlichter, doch das war das einzige, was sie mit den fellbedeckten Katzefrauen gemein hatte. Ihr Körper war von normaler menschlicher Gestalt, das ließ sich deutlich erkennen, obwohl das bunte Gewand aus dem Müll der Vergangenheit die Figur fast völlig verdeckte. Leuchtende goldblonde Locken umrahmten ein feinknochiges Gesicht mit spitzem Kinn, ausgeprägten Jochbeinen und einem kleinen, herzförmigen Mund. Etwas Puppenhaftes lag in diesem seltsam alterslosen Gesicht, ein kindlich-eigensinniger Zug zeichnete die runde Stirn, und die schrägen gelben Katzenaugen glitten unstet in die Runde.
    Jarlon blieb gerade noch Zeit, die Gestalten zu mustern, die zu beiden Seiten des Doppelthrons auf bizarren Kunststoff-Gebilden lehnten.
    Auch sie wirkten menschlich. Mädchen, junge Männer, ein paar Kinder, alle in Kleidung aus glänzender Palstikfolie gehüllt. Sie glichen sich kaum. Ihr Haar leuchtete in allen Farbschattierungen zwischen hellem Goldblond und tiefem Schwarz, ihre Körperformen waren so verschieden wie der Schnitt ihrer Gesichter. Zwei hatten die gleichen gelben Raubtierlichter wie die Katzenfrauen, einige Augenpaare ein klares Blaugrün, das Jarlon kannte. Er dachte an das, was Yattur über die seltsamen Bräuche dieses Bienenstaats erzählt hatte, und begriff.
    Die Kinder der Königin.
    Ihre Söhne und Töchter, gezeugt mit Sklaven, die dieses Vorrecht mit dem Leben bezahlten. Und die goldhaarige Frau auf dem Thron mußte Charilan-Chi sein, die Königin, von den vermeintlichen Göttern dazu

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