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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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er nicht genau lokalisieren konnte. Schaolis Bild durchtränkte seine wirbelnden Gedanken mit Bitterkeit und Verzweiflung. Als er die erste zögernde Bewegung machte, begannen sich Feuerräder vor seinen Augen zu drehen. Fast erleichtert wollte er sich in Schwärze und Empfindungslosigkeit zurücksinken lassen, doch im gleichen Moment spürte er eine Hand, die seine Schulter rüttelte.
    Blindlings fuhr er hoch, stöhnte auf und sank halb gegen die Wand in seinem Rücken.
    Es dauerte Sekunden, bis sich der rote Schleier lichtete. Von irgendwo sickerten dünne Strahlen Tageslicht in das Kellerloch. Jarlon rieb sich mit der Hand über die Augen und starrte den Mann an, der ein Stück von ihm entfernt am Boden kniete und ihm offenbar hatte helfen wollen.
    Ein schlanker, dunkelhäutiger Mann mit schwarzem, gelocktem Haar und blaugrünen Augen.
    »Yattur?« krächzte Jarlon verblüfft.
    Der andere zuckte zusammen.
    Hastig begann er, Worte in einer fremden Sprache hervorzusprudeln. Jarlon schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe nur das, was ihr die Sprache der Götter nennt«, sagte er, immer noch mühsam. »Aber ich komme nicht von den Göttern, ich gehöre zu Menschen, die von einem anderen Planeten zur Erde geflogen sind. Du kennst Yattur, nicht wahr? Er muß dein Bruder sein.«
    Die hellen Augen hatten sich geweitet.
    Aber der Fremde faßte sich schnell wieder, machte keinerlei Anstalten, etwas von seinen silbernen Göttern zu stammeln. Vielleicht, weil die abgekämpfte, blutbesudelte Gestalt des jungen Terraners auch für seine Begriffe absolut nicht »göttlich« aussah.
    »Wer bist du?« flüsterte er. »Woher kennst du Yattur? Mein Bruder ist tot.«
    »Dein Bruder ist sehr lebendig! Die Frauen wollten ihn umbringen, aber er konnte entkommen. Dann stieß er auf uns, meine Freunde und mich.«
    »Yattur - lebt?«
    »Ja. Und wer bist du? Der neue Sklave?«
    »Yurrai bin ich. Charilan-Chis neuer Sklave, ja. Die Teufelinnen mit ihren Ratten überfielen unser Dorf und überraschten mich am Fluß. Aber warum nahmen sie dich gefangen? Charilan-Chi hat nie mehr als nur einen Sklaven zur gleichen Zeit gebraucht.«
    Jarlons Magen krampfte sich zusammen.
    Er konnte nicht von Schaoli sprechen, er wußte, daß er die Beherrschung verloren hätte. Also erzählte er von der Landung auf dem Raumhafen, von der Begegnung mit Yattur, von seiner eigenen Flucht vor den Katzenfrauen, die ihn geradewegs in den Thronsaal der Königin geführt hatte.
    »Dann müssen sie mich hierhergeschleppt haben«, schloß er heiser. »Gibt es eine Möglichkeit, aus dem Loch herauszukommen?«
    Yarrai schüttelte den Kopf.
    Jarlon hatte nichts anderes erwartet: Das Tageslicht fiel durch winzige Ritzen im Mauerwerk, und das Loch, das die Tür darstellte, war mit massiven, außer Reichweite der Gefangenen verankerten Balken vergittert. Der Gang, der dahinterlag, verlor sich schon nach wenigen Metern in undurchdringlicher Finsternis. Jarlon begriff sofort, daß es sinnlos war, einen gewaltsamen Ausbruch zu versuchen, erst recht in seinem geschwächten Zustand.
    »Und was werden diese - diese Frauen mit uns machen?« fragte er beklommen.
    Yurrai zuckte die Achseln, gleichmütig angesichts des Unabänderlichen.
    »Charilan-Chi wird wählen«, murmelte er. »Einen von uns wird sie töten und den anderen für zwei Sonnenwenden zum Sklaven nehmen.«
    *
    »Hier!« flüsterte Yattur.
    Charru blieb stehen und sah sich mit zusammengekniffenen Augen um. Schutt bedeckte die Straße, die sich schnurgerade vor ihnen hinzog, von gelegentlichem kümmerlichem Unkraut durchsetzt. Links und rechts erhoben sich die Ruinen zu schwankenden Türmen mit geborstenen Mauern und leeren Fensterhöhlen, die wie drohende Augen glotzten. Zwischen zwei Dachrändern spannte sich ein riesiges Spinnenetz, dessen Fäden in den schrägen Strahlen der Äbendsonne golden glitzerten.
    Charru dachte daran, wie normal und bei aller Fremdartigkeit vertraut die Tierwelt des grünen Landes war, das die Fischer bewohnten. Irgend etwas mußte mit dieser Stadt geschehen sein, das selbst noch die jahrtausendealten Ruinen vergiftete, das alles Menschliche verkümmern ließ und nur Ratten und Ungeziefer begünstigte. Etwas Krankhaftes, Widernatürliches lag in der Atmosphäre der Trümmerwüste. Etwas wie eine böse Saat, das verständlich machte, warum die Marsianer die Erde für eine Hölle hielten.
    Vorsichtig näherten sich die vier Männer dem Riß in der Mauer, auf den Yattur gezeigt hatte.
    Finsternis

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