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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Bestie. Ein Hieb, der sie nicht hätte aufhalten können, doch sie zuckte mit einer Bewegung von gespenstischer Lautlosigkeit zurück.
    Charru setzte nach, riß seine Linke von dem klebrigen Faden los und begann systematisch, das Netz zu zerfetzen.
    Die Spinne lauerte. Noch einmal fuhr sie auf ihr Opfer zu, ein schwarzer, monströser Schatten. Das Schwert funkelte auf, und die sausende Klinge drang tief in den Insektenkörper.
    Diesmal zog sich die Riesenspinne so weit zurück, daß Charru das Lasergewehr benutzen konnte.
    Zuckend verendete die Bestie in der Glut des Feuerstrahls. Die silbrigen Fäden des Netzes verschmorten und sanken zu Boden. Aber Yabu und Yurrai brauchte trotzdem noch Minuten, bis es ihnen gelang, ihren Bruder endgültig zu befreien.
    Yatturs dunkles Gesicht sah grau aus.
    Keuchend lehnte er an einem Mauerrest. Seine Stimme krächzte. »Danke! Ihr seid in letzter Sekunde gekommen. Ich ... ich wollte euch nicht in Gefahr bringen.«
    »Wir wären so oder so zum Raumhafen geflogen, aus einem anderen Grund.« Charru zögerte und blickte in die erschöpften Augen des anderen. »Du wolltest Charilan-Chi töten, nicht wahr?«
    Yatturs Gesicht verschloß sich. »Ja.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt nicht mehr - nicht in diesem Augenblick. Niemand soll sagen können, daß Yarsols Sohn seinen Vater nur zu rächen wagte, weil eure Wunderwaffen ihn schützten.«
    Charru nickte.
    Langsam wandte er sich ab. Als er an den anderen vorbeiging, Camelo das Lasergewehr zuwarf und vor der vierrädrigen Plattform mit dem Thron stehenblieb, wurde es so still, daß man ein Sandkorn fallen gehört hätte. Bar Nergals Totenkopf-Gesicht wirkte fahl im Mondlicht. Kein Wort fiel, aber der Oberpriester stieg von seinem erhöhten Platz herunter wie an unsichtbaren Fäden gezogen.
    Haß flammte in seinen Augen. Und eine tief verborgene Furcht, die seinen Blick hilfesuchend über Charilan-Chi und ihre Kriegerinnen geistern ließ. Beliar und Jar-Marlod wagten sich nicht zu rühren. Die Königin der Totenstadt verharrte stumm und erschrocken. Charru wußte nicht, wie Bar Nergal sie dazu gebracht hatte, ihn und nur ihn als »Gott« von den Sternen zu betrachten. Sie tat es offenbar, doch auch die anderen Terraner mußten zumindest übermächtige, bedrohliche Wesen für sie sein, deren bloße Gegenwart sie einschüchterte.
    »Was willst du?« krächzte der Oberpriester.
    Charru sah ihn an.
    »Warum?« fragte er. »Warum, Bar Nergal? Warum mußt du immer wieder töten und vernichten? Warum kannst du keinen Frieden halten?«
    »Frieden? Mit euch?«
    Sein ganzer Hochmut, die ganze besessene, unstillbare Feindschaft all der Jahre sprach aus den höhnischen Worten. Charru starrte in das fahle Gesicht und beherrschte sich mühsam.
    »Warum?« wiederholte er. »Was haben dir die Fischer getan? Yarsol und die anderen, die sterben mußten? Warum schickst du Menschen in den Tod, die dir vertrauen, die deine Befehle für Offenbarungen halten?«
    Bar Nergal krümmte die Lippen.
    »Menschen?« wiederholte er verächtlich. »Ein paar schmutzige Wilde und eine Horde Katzen! Beim nächsten Mal werde ich ...«
    Charru hob die Hand und schlug ihm ins Gesicht.
    Er schlug hart zu, voll eiskaltem Zorn. Bar Nergal schrie auf, taumelte zurück und hob abwehrend die Arme. Jetzt flackerte unverhüllte Angst in seinen Augen, jetzt war er nur noch ein zitternder Feigling wie stets, wenn er spürte, daß er zu weit gegangen war.
    »Sie sind menschlicher als du«, sagte Charru tonlos. »Und ein nächstes Mal wird es nicht geben, oder ich schwöre dir, daß du dich die längste Zeit hier als Gott aufgespielt hast. Ich warne dich nur noch einmal, Bar Nergal. Vergiß es nicht!«
    Abrupt schwang er herum.
    Dabei fiel sein Blick auf Charilan-Chi, die ihn aus weiten, verschleierten Augen anstarrte, und er hielt noch einmal inne.
    »Sie sind keine Götter«, sagte er leise und eindringlich. »Sie sind Menschen wie ihr, und sie sind mit uns in einem Raumschiff von einem anderen Planeten gekommen, nicht aus einem fernen Götterreich. Ihr braucht ihnen nicht zu gehorchen. Sie haben kein Recht, euch zu zwingen, für sie zu sterben.«
    Charilan-Chis gelbe Katzenaugen irrten ab und hefteten sich auf den Oberpriester.
    Nur einer ihrer Söhne sah unsicher von einem zum anderen.
    Ein junger Mann mit hellblondem Haar, einem schmalen, beweglichen Gesicht und gelben Augen.
    Charru kannte seinen Namen nicht, aber er glaubte, diesen unsicheren, zweifelnden Blick immer noch zu spüren,

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