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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Haar.
    »Jemand sollte mit der »Terra« in Funkverbindung bleiben«, sagte er.
    Gillon nickte. »Ich übernehme die erste Wache.«
    »Ich bin dabei.« Karstein grinste matt. »Einer allein würde sich zu Tode langweilen.«
    Gillon von Tareth bediente bereits das Funkgerät, um eine der vier Wachen im Schiff zu rufen: Gerret oder seine Zwillingsschwester Gudrit, die genau wie alle anderen Frauen ihren Teil der Aufgaben übernahm, Kormak oder Jon Erec, einen der Männer aus dem Tempeltal.
    Erein hatte die Luke geöffnet und stieg zusammen mit Charru und Camelo aus. Sie waren am Rand des Dorfes gelandet, doch selbst aus der Entfernung spürten sie die Düsternis der Stimmung. Yarsols Volk und die Terraner hatten sich um den freien Platz versammelt. Charru sah die Scheiterhaufen, die errichtet worden waren, blickte sich nach Yattur um und trat neben ihn.
    »Ist das eure Art, die Toten zu bestatten?« fragte er leise.
    Yarsols Sohn nickte. »Ja. Und Gerinth sagt, daß es auch eure Art sei, genau wie die Totenwache bis zum Morgen.«
    »So ist es. Erlaubt euer Brauch, daß ich mit dir die Totenwache für deinen Vater halte? Es wäre mir eine Ehre.«
    »Und eine Ehre für uns! Ich danke dir, Fürst.«
    Yattur verneigte sich leicht und hob die Hand zu einer Geste.
    Charru beobachtete, wie die Toten auf die mächtigen Holzstöße gebettet wurden. Yarsol in seinem prächtigen Häuptlingsornat, drei Männer seines Volkes, ein grauhaariger Tiefland-Krieger und ein hünenhafter Mann, der einmal Tempelsklave gewesen war und sich zu einem wilden, entschlossenen Kämpfer entwickelt hatte, als der Zusammenbruch des Mondsteins ihn von seinen Ketten erlöste. Jetzt ließ sich nicht einmal mehr sein Gesicht erkennen. Charru biß die Zähne zusammen, während der weißhaarige Gerinth und ein uralter, gebeugter Fischer wie selbstverständlich jeder eine Fackel ergriffen und gemeinsam die Scheiterhaufen entzündeten.
    Prasselnd loderten die Flammen empor.
    In der Welt unter dem Mondstein hatten Trommelwirbel die Zeremonie der Tiefland-Krieger begleitet. Hier mischte sich der dunkle, klagende Ton eines Muschelhorns mit murmelnden Stimmen, die eine Art Sprechgesang in der Sprache der Fischer intonierten - endlos und monoton wie das ewige Raunen des Meeres. Charrus Blick suchte die rot angestrahlten Gesichter der Tempeltal-Leute. Für sie war die Feuerbestattung fremd. Die Priester hatten sie damals zur Häresie erklärt, zum Frevel wider die schwarzen Götter, und damit einen Krieg heraufbeschworen. Deutlich erinnerte sich Charru an jene Nacht, als der Körper seines Vaters den Flammen übergeben wurde. Erlend von Mornags Seele, so hatten sie damals geglaubt, vereinigte sich mit der heiligen Flamme des Lebens. Und Gerinth, der Älteste, weihte Erlends Sohn zum neuen Fürsten des Tieflands, ließ ihn den alten Königseid auf das Schwert des Schwurs ablegen und übergab ihm die Insignien der Macht, den Herrscherreif und den Königsmantel.
    Hier war es Yattur, der die Nachfolge seines toten Vaters antrat, der die Macht übernahm und mit ihr die Bürde einer Verantwortung, die unendlich schwer wiegen konnte.
    Stumm stand der junge Mann an Yarsols Scheiterhaufen, bis die Flammen in sich zusammenfielen. Vor ihm steckte ein geschmückter Speer im Boden, in seiner Rechten lag ein winziger, silbern schimmernder Dolch. Die murmelnden Stimmen verstummten, als Yattur die Klinge in die Glut stieß und nach ein paar Sekunden die Hand an seine Brust hob. Mit zwei schnellen, kreuzförmigen Schnitten brachte er sich eine Wunde bei. Ruhig griff er nach dem Speer, ruhig beugte er sich vor, um die scharfe Spitze mit seinem Blut zu benetzen. Dann warf er die Waffe auf den verglimmenden Scheiterhaufen, und der Klang des Muschelhorns erhob sich jäh zu einem hellen, jubelnden Laut.
    Zwei Männer traten auf Yattur zu und legten ihm den schwarzen Umhang um die Schultern, das einzige äußere Zeichen seiner neuen Würde.
    In einer zeremoniellen Gebärde breitete er die Anne aus, und dann brauste ein wilder, vielstimmiger Ruf durch die Dunkelheit, den Charru nicht verstand und dessen Bedeutung er doch kannte.
    Das Volk der Fischer grüßte seinen neuen Fürsten. In Yatturs hellen Augen brannten Tränen. Stumm, mit verschränkten Armen verharrte er am Scheiterhaufen seines Vaters, und Charru, der seinen Blick spürte, trat schweigend neben ihn.
    Yurrai und Yabu hielten die Totenwache für die Opfer ihres Volkes, Gerinth und Camelo taten es für die beiden

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