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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sich zu sagen, daß seine Kenntnisse über die barbarische Psyche in der Tat nur recht global waren.
    »Haben Sie einen Vorschlag, mein Präsident?« fragte er tastend.
    Ein paar Atemzüge lang blieb es still.
    »Ja«, sagte Jessardin schließlich. »Allerdings einen Vorschlag, den ich ausdrücklich nicht als Anweisung mißverstanden wissen möchte. Ich bin ziemlich genau über die Barbaren informiert, und ich habe, wie Sie sicher wissen, den Fürsten von Mornag persönlich kennengelernt. Meiner Ansicht nach brauchen Sie keinen Kontaktmann, wenn Sie Verhandlungen aufnehmen wollen. Sie können selbst gehen. Risikolos. Wenn Sie sich der »Terra« unbewaffnet nähern, kann ich Ihnen garantieren, daß man nichts gegen Sie unternehmen wird. Ich kann auch garantieren, daß die Barbaren, falls sie Ihnen freies Geleit zusichern, auf keinen Fall ihr Wort brechen werden. Aber ich verlange selbstverständlich nicht, daß Sie sich auf meine Garantien verlassen.«
    Marius Carrisser kniff die Augen zusammen.
    Er hatte ein »Aber« auf der Zunge, doch er schluckte es herunter. Das Bewußtsein, ausdrücklich nicht als Befehlsempfänger behandelt, sondern in seiner Verantwortlichkeit bestätigt worden zu sein, machte jedes »Aber« unmöglich.
    »Ich bin sicher, daß Sie die Lage richtig beurteilen, mein Präsident«, sagte er. »Ihr Vorschlag bietet auch meiner Meinung nach die beste Lösung. Ich werde ihm folgen ...«
    *
    »Was ist denn jetzt kaputt?« fragte Karstein respektlos.
    Gillon von Tareth lachte leise.
    In der »Terra« hatte die Spannung jenes Maß erreicht, das keine Steigerung mehr zuließ, den Augenblick, in dem die überreizten Nerven einfach nachgaben und sich mit Gleichgültigkeit wappneten. Charru spähte durch den Sichtschirm in die Dämmerung. Die Sonne hing als glutroter Ball über dem westlichen Horizont, blendete ihn und ließ ihn nur schwarze Schattenrisse erkennen. Auch er glaubte inzwischen nicht mehr an eine unmittelbar bevorstehende Gefahr, an den Blitz der Vernichtung, den die Marsianer zweifellos zu entfesseln vermochten. Er wußte, daß das eine unlogische Reaktion war, die sich nicht auf Fakten gründete. Aber er wußte auch, daß es keinen Sinn hatte, sich die Gefahr immer wieder von neuem zu vergegenwärtigen, daß er damit nur riskierte, die Belastung irgendwann, wahrscheinlich im ungünstigsten Augenblick, einfach nicht mehr zu ertragen.
    Was Karstein gesehen hatte, war ein einzelner Mann, der sich von dem vordersten Beiboot löste und langsam auf die »Terra« zukam. Gegen den Hintergrind des roten Abendhimmels ließ sich sein Gesicht nicht erkennen, doch Charru hätte geschworen, daß es sich um Marius Carrisser handelte. Er kam schnell näher, entschlossen, mit langen, federnden Schritten. Nur für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, als er in den Bereich der Energiewerfer geriet, dann gab er sich einen Ruck und schritt entschlossen weiter.
    »Mut hat er jedenfalls«, stellte Gillon von Tareth fest.
    »Und was, bei allen schwarzen Göttern, will er hier?« fragte Karstein.
    »Verhandeln«, mutmaßte Charru.
    »Verhandeln? Und worüber?«
    Charru zuckte die Achseln.
    Für seine Begriffe war die Situation eindeutig, aber worüber die Marsianer verhandeln wollten, erschien auch ihm ziemlich rätselhaft. Der Mann, den er für Marius Carrisser hielt, blieb jetzt stehen, mit leicht abgespreizten Armen. Unter anderen, normalen Sichtverhältnissen hätte man ihn auf diese Entfernung erkennen müssen. Daß er unbewaffnet war, ließ sich auch im Widerschein der sinkenden Sonne genau genug sehen.
    Charru runzelte die Stirn und wandte sich Lara zu. »Was meinst du? Ist er noch innerhalb der Reichweite der Schockstrahler?«
    »Nein. Bestimmt nicht.«
    »Also keine Falle. Ich gehe hinaus.«
    »Nicht allein!« fuhr Camelo auf.
    »Und warum nicht?«
    »Weil wir dieses Spiel schon einmal erlebt haben. Er braucht nur eine Betäubungs-Pistole unter seiner Uniform versteckt zu haben, dann kann er dich als Geisel nehmen, sich darauf verlassen, daß wir die Energiewerfer nicht einsetzen, solange du in Gefahr bist ...«
    »Na schön.« Charru wußte, daß sein Blutsbruder recht hatte. »Schnapp dir eine Waffe und komm mit. Wenn er sich in den Bereich der Energiewerfer gewagt hat, wird er wohl auch vor einem Lasergewehr nicht davonlaufen.«
    Camelo atmete auf.
    Ein paar Minuten später standen die beiden Männer im Schott der Ausstiegsluke und spähten in die Dämmerung. Der schwarz uniformierte Marsianer

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