Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
Gemeinschaft, die nach anderen Gesetzen funktioniert als ihren eigenen, begreift ihr das nicht? Wir müßten ihre Strafgesetze übernehmen, die Euthanasie-Gesetze, das staatliche Erziehungssystem - alles.« Madsen machte eine Pause und lächelte einem hageren jungen Mann zu, der seinen Worten gebannt lauschte. »Du, Milt, würdest zum Beispiel mit deinem Intelligenzquotienten an der Universität von Kadnos landen - nach einer psychiatrischen Behandlung, wohlgemerkt.«
    »Den Teufel!« fuhr der Junge auf.
    »Du würdest! Auch das gehört zu den Gesetzen, die einige von euch offenbar zu akzeptieren bereit sind. Wir wären gezwungen, diese Gesetze durchzusetzen, weil die Behörden uns kontrollieren würden. Und wenn wir uns dagegen auflehnten, geschähe genau das, was auch passieren wird, wenn wir den Vorschlag von vornherein ablehnen.«
    »Und das wäre?« fragte Mikael.
    Mark Nord strich sich das Haar zurück. Allmählich, dachte er erleichtert, gewann die endlose Diskussion zumindest klare Fronten.
    »Wahrscheinlich wird man uns angreifen,« beantwortete er die Frage. »Vielleicht nicht sofort, da Jessardin offenbar politische Schwierigkeiten mit der Venus hat. Aber am Ende doch. Das System verträgt keine Außenseiter. Sie haben Angst davor, Mikael, sie haben Angst, daß alles, was sie nicht genauestens unter Kontrolle halten, eines Tages zur Saat einer neuen Katastrophe werden könnte. Und dabei haben sie im Prinzip nicht einmal so unrecht.« Mark verzog die Lippen zu einem bitteren Lächeln. »Die Freiheit ist ansteckend. Frieden und Ordnung sind viel leichter unter gehorsamen Marionetten aufrechtzuhalten, und unsere Art zu leben impliziert tatsächlich ein gewisses Maß an Unsicherheit und Fehlentwicklungen. Aber wenn man das alles ausradiert, dann ist überhaupt kein lebenswertes Leben mehr möglich.«
    Einen Augenblick blieb es still.
    »Stimmt genau,« sagte Ken Jarel trocken. »Wenn ich mich recht erinnere, war meine Zelle auf Luna ein sehr sicherer, friedlicher und wohlgeordneter Aufenthaltsort. Und trotzdem zieht es mich nicht dorthin zurück.«
    »Und was passiert, wenn sie uns tatsächlich angreifen?« fragte Mikael beharrlich.
    »Dann wehren wir uns. Wir haben Waffen, und wir haben Verstecke. Es ist nicht so einfach, wie du glaubst, einen ganzen Planeten zu zerstören und alles Leben zu vernichten.«
    »Ein paar Atombomben ...«
    »Atomwaffen sind innerhalb der Föderation offiziell geächtet. Jessardin wird niemals die Zustimmung des Rates dafür bekommen, einen Planeten des Sonnensystems radioaktiv zu verseuchen.«
    »Das braucht er ja auch gar nicht. Vor zwanzig Jahren genügten ein paar Kampfschiffe, oder?«
    »Vor zwanzig Jahren waren wir eine Gruppe junger Leute, die mit ihrem Widerstand ein Zeichen setzen wollten,« sagte Mark. »Wir haben den eigentlichen Kampf vor Gericht geführt, weil wir uns einbildeten, daß man uns zuhören würde. Den gleichen Fehler werden wir kein zweites Mal machen. Diesmal geht es auf Biegen und Brechen, und ich für meinen Teil glaube, daß wir zumindest eine Chance haben.«
    »Du willst es glauben,« knurrte jemand.
    »Möglich.« Mark zuckte die Achseln. »Ich werde mich der Mehrheit beugen. Noch Fragen, oder können wir abstimmen?«
    Nur vier von gut dreißig Männern stimmten dafür, das Angebot des Präsidenten zu akzeptieren.
    Mark lächelte und straffte die Schultern. Sein Blick musterte die erschöpfte, übernächtigte Versammlung.
    »Damit ist es entschieden,« stellte er fest. »Ich weiß nicht, wer von euch für Carrissers Vorschlag gestimmt hat. Falls sich diejenigen jetzt von uns trennen möchten, sollen sie es sagen. Das marsianische Schiff kann sie mitnehmen. Ich glaube nicht, daß ihnen in Kadnos viel passieren wird.«
    Sekundenlang wurde es still.
    Einer der Rebellen - ein braunhaariger älterer Mann namens Martell - schüttelte langsam den Kopf. Mit einem tiefen Atemzug meldete er sich zu Wort.
    »Ich habe für Jessardins Angebot gestimmt, weil ich immer noch glaube, daß wir uns mit den Behörden arrangieren könnten,« sagte er. »Hier auf dem Merkur! Aber nach Kadnos zurück? Wieder als Marionette an den Fäden der Computer tanzen? Wieder wissen, daß für den Rest meines Lebens allenfalls noch das Bildwand-Programm Überraschungen bieten wird? - Nein, nie!«
    Damit war alles gesagt. Auch von den anderen Männern entschied sich niemand dafür, den Merkur zu verlassen. Sie hatten gewählt. Und als sich die Versammlung auflöste, spiegelte auch das

Weitere Kostenlose Bücher