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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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einen Wust verbogener Plastikteile schnellte vorwärts und hörte wie aus weiter Ferne Zai-Carocs erschrockenen Schrei.
    In letzter Sekunde spürte der Oberpriester die Gefahr und wirbelte halb herum.
    Der Dolch, auf sein Herz gezielt, fuhr in die knochige Schulter. Che spürte, wie die Klinge abglitt, riß sie hastig zurück. Bar Nergal schrie, hoch und kreischend. In einer blinden Abwehrbewegung schlug er um sich, wollte zurückweichen und stolperte dabei über den Saum seiner roten Kutte.
    Hart stürzte er zu Boden.
    Wie Schatten sah Che die Gestalten der anderen auf sich zuhetzen. Bar Nergals kahler Schädel prallte in dem Augenblick gegen den Beton, als sich Che von neuem auf ihn stürzte. Mit seinem ganzen Gewicht landete der Junge über dem hageren Körper. Der Dolch beschrieb einen gleißenden Bogen durch die Luft. Che sah aufgerissene schwarze Augen, blutleere Lippen, die sich wie in einem stummen Schrei öffneten, dann das Zucken, mit dem das ausgemergelte Greisengesicht erschlaffte. Ein Wehrloser, ohnmächtig ... Nur eine halbe Sekunde blieb Ches Faust in der Schwebe, zögerte er, dem Oberpriester die Klinge in die Brust zu stoßen. Eine entscheidende halbe Sekunde zu lange ...
    Ein Tritt schleuderte Che nach vorn.
    Funken sprühten, als der Dolch über den Beton scharrte. Mit einem scharfen Knacken brach die Klinge. Der Junge warf sich herum, benommen vor Schmerz. Wie durch roten Nebel sah er die Gestalten in den Kutten, die wutverzerrten Gesichter. Aus, schrie es in ihm. Sie würden ihn töten. Verzweifelt zog er die Beine an, federte hoch, und wie durch ein Wunder gelang es ihm, unter den zupackenden Fäusten hinwegzutauchen.
    Blindlings rannte er los, prallte nach zwei Schritten mit dem Schienbein gegen eine Kante und stürzte. Schmerz zuckte durch Ellenbogen und Knie. Ein jäher, glutheißer Schmerz, der den Nebel der Benommenheit durchschnitt und die wirbelnden, angstgepeitschten Gedanken klärte.
    Das Lasergewehr!
    Die Erkenntnis, daß die Waffe seine Flucht auf jeden Fall stoppen würde, traf Che wie ein Stich ins Hirn. Er kam hoch, schwang herum. Wo war Zai-Caroc? Nur wenige Schritte entfernt konnte der Junge ihn erkennen, mit verzerrtem Gesicht seitwärts stolpernd, um freies Schußfeld zu gewinnen. Noch lief er Gefahr, die Verfolger zu treffen - doch auch gegen die hatte Che keine Chance ohne Waffe.
    Tief ließ er sich in die Knie sacken und federte vorwärts.
    Zai-Caroc schrie krächzend auf, als er die Absicht seines Gegners erkannte. Diesmal war es der Priester, der zu lange zögerte. Ziellos fuchtelte er mit dem Gewehr herum, wollte den Lauf senken, doch da prallte Che schon gegen ihn und riß ihn zu Boden.
    Mit beiden Fäusten griff der Junge zu und wand Zai-Caroc die Waffe aus den Fingern.
    Ein Tritt schleuderte den Priester beiseite. Che überschlug sich am Boden, kam keuchend wieder hoch. Sekundenlang sah er nur kreisende Feuerräder, aber er hörte Schritte und Geschrei und drückte blind den Abzug durch.
    Fauchend schlug der Feuerstrahl aus der Waffe.
    Jemand brüllte auf, Schatten taumelten auseinander. Zischend verschmorte Kunststoff, ließ dichte giftgrüne Schwaden aufsteigen und vernebelte von einer Sekunde zur anderen Ches Blickfeld. Er versuchte, das Lasergewehr in die Richtung zu schwenken, in der er Bar Nergal wußte, aber er war nicht schnell genug.
    Von beiden Seiten stürzten sich die Priester auf ihn. Che spürte nur noch einen harten Schlag am Kopf, spürte den Schmerz wie eine Stichflamme durch seinen Körper zucken und brach bewußtlos zusammen.
    *
    »Es hat Angst,« sagte Katalin energisch. »Wir sind ihm fremd, und wir haben es wie ein Tier eingefangen! Es wird sich bestimmt nicht beruhigen, solange wir alle hier herumstehen und es anstarren.«
    »Wenn wir das nicht tun, wird es entwischen,« stellte Lara fest.
    Katalin warf ihr einen Blick zu. Laras Gesicht spiegelte in diesen Sekunden die hellwache, angespannte Aufmerksamkeit der Wissenschaftlerin. Charru zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Das nackte kleine Geschöpf mit der perlmuttschimmernden Haut und den großen Augen wirkte tatsächlich verängstigt und hilflos, wie es sich da in die Maschen des Netzes krallte.
    »Warum soll es denn nicht entwischen?« brummte Hakon. »Wollen wir es etwa gefangenhalten?«
    »Davon ist keine Rede,« verteidigte sich Lara. »Aber wir müssen mehr über dieses Wesen wissen. Wir können es untersuchen, uns vielleicht mit ihm verständigen ...«
    Sie stockte.
    Das kleine

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