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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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letzte Gesicht die grimmige Entschlossenheit, allem zu trotzen, was die Zukunft bringen mochte.
    *
    Das Holzschiff umrundete in langsamer Fahrt die Insel.
    Da die Gewässer in der Nähe der Riffe von Fischen wimmelten, hatte Yattur die beiden Netze ausbringen lassen. Ein Teil der Männer wuchtete einfache Fässer an Deck. Wenn sich die Insel als ungefährlich erwies, würden sie die Ausbeute später am Strand über offenen Feuern braten. Und ob es irgendwelche unbekannten Gefahren gab, wollten zwei weitere Gruppen mit den beiden Booten erkunden.
    Karstein kommandierte das größere Fahrzeug, das Hunon und ein paar Nordmänner bereits über die Lagune lenkten.
    Sie hatten Wasserfässer an Bord, weil sie vor allem nach einer Quelle suchen mußten. Um möglichen Proviant würden sie sich später ebenfalls kümmern. Das zweite, kleinere Boot dümpelte an der Jakobsleiter und wurde nachgeschleppt. Es faßte nicht mehr als vier Männer, doch dafür war es wendig und ließ sich leicht zwischen Riffen und Untiefen manövrieren. Charru stand noch oben am Schanzkleid, suchte die zerklüftete, unregelmäßige Barre mit den Augen ab und versuchte, das Risiko einzuschätzen, das ein so kleines Kommandounternehmen bedeutete.
    Sie wußten nichts über die seltsamen Wasserwesen - falls es sie wirklich gab.
    Aber wenn sie existierten, wenn sie im Gebiet der Südinseln vielleicht sogar verbreitet waren, dann konnten die Terraner sie so oder so nicht ignorieren. Dann mußten sie zumindest wissen, ob sie Mensch oder Tier vor sich hatten, Freund oder Feind ...
    »Charru!«
    Ein halb erschrockener, halb faszinierter Schrei ließ ihn herumfahren.
    An der Steuerbordseite wurde gerade eins der Netze hochgezogen. Glitzernde, wimmelnde Fischleiber ergossen sich in die bereitstehenden Fässer. Und dazwischen bewegte sich etwas, das selbst aus der Entfernung so völlig fremdartig wirkte, daß Charru unwillkürlich den Atem anhielt.
    Mit wenigen Schritten überquerte er das Deck.
    Jarlon war es, der seinen Namen gerufen hatte. Camelo, Gerinth und Lara folgten ihm, Yattur kam von der Brücke. Stumm standen sie am Steuerbord-Schanzkleid und starrten das Wesen an, das sich in die Maschen des Netzes verkrallt hatte.
    Weder Fisch noch Mensch.
    Ein kleines, geschmeidiges Geschöpf, nackt und glatthäutig, das Arme und Beine besaß, Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen, einen seltsam geformten Kopf mit großen, leuchtenden Augen. Ein Wesen, das vor Angst wie versteinert wirkte, an dem sich nur diese Augen bewegten und dessen Ausdruck, so rätselhaft er sein mochte, einen Grad von Bewußtheit verriet, der keinen Zweifel daran ließ, daß es mehr als ein Tier war.
    »Cris?« fragte Charru leise.
    »Ja,« murmelte der Junge. »So ähnlich sah die Gestalt aus, die ich gesehen habe. - Nur viel größer, fast so groß wie wir. Dies hier muß ein Kind sein.«
IV.
    Zwischen den Ruinen von New York begann die Dämmerung mit malvenfarbenen Schatten.
    Der Schnee war geschmolzen, aber der Wind, der vom Meer durch geborstene Wände und zerstörte Straßenschluchten pfiff, brachte immer noch empfindliche Kälte mit. Che fröstelte und zog das graue Rattenfell enger um die Schultern. Der Schmerz in seinem Rücken hatte nachgelassen. Der Haß nicht. Aus zusammengekniffenen Augen starrte der Junge zu dem niedrigen, langgestreckten Gebäude am Rande des Raumhafen-Areals hinüber, wandte sich dann nach rechts und schlug einen weiten Bogen.
    Seit die »Terra« zerstört worden war, streiften die Ratten wieder frei herum, statt den Schlupfwinkel der Priester zu bewachen. Die Priester - oder waren sie doch Götter? - empfanden aus irgendeinem Grunde Abscheu vor den Ratten. Ches Volk dienten sie seit jeher als Reittiere, Kampfgefährten und Helfer. Der Junge wußte, daß er nur zu pfeifen brauchte, um mindestens ein Dutzend davon um sich zu versammeln. Später vielleicht, dachte er. Um seine Flucht zu decken. Oder sich zu wehren, wenn er zu früh bemerkt wurde.
    Konnten die Ratten etwas gegen Götter ausrichten?
    Waren die Götter sterblich?
    Che biß die Zähne zusammen, während er weiterschlich. Fragen wirbelten in seinem Kopf, Ängste, Erinnerungen an die Legenden seiner Kindheit. Die Legenden sagten die Wahrheit. Es gab wirklich Wesen, die von den Sternen kamen. Aber sie waren zu viele, zu uneins, den Menschen zu ähnlich, um wirklich Götter zu sein. Cris hatte es gewußt, als er die Fremden in ihrem Raumschiff zu warnen versuchte. Che war sich nicht ganz sicher -

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