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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Geschöpf, bis jetzt wie versteinert vor Schrecken,, krümmte sich plötzlich zusammen, öffnete den spaltartigen Mund und schrie. Ein hohes, klagendes Geheul, ein jämmerlicher Ton, der durch Mark und Bein ging. Wie ein Hilfeschrei, durchzuckte es Charru. Sein Blick glitt unwillkürlich über Riffe und blaues Wasser, ohne etwas zu entdecken. Dann wandte er sich wieder um, weil Katalin spontan und völlig überraschend reagierte.
    Mit einem Schritt stand sie am Schanzkleid, streckte die Hände aus und pflückte das fremde Wesen aus dem Fangnetz, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt.
    Die Worte, die sie dabei murmelte, hätten genausogut einem verängstigten menschlichen Kind gelten können. Das kleine Wesen zappelte, schrie womöglich noch jämmerlicher, verharrte dann in zitternder Panik. Verblüfft beobachtete Charru, wie Katalin das Geschöpf in den Armen wiegte. Die richtige Methode offenbar. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sich der Findling unter den fassungslosen Blicken der anderen beruhigte. Das Geheul verstummte. Zusammengerollt in Katalins Armbeuge spähte das Wesen in die Runde und schien sich für den Augenblick nicht nur sicher, sondern sogar recht wohl zu fühlen.
    »Das gibt's doch nicht,« sagte Jarlon kopfschüttelnd.
    Camelo lachte leise. »Es muß wirklich ein Kind sein. Aber bevor ihr euch entscheidet, was wir mit ihm machen, denkt bitte daran, daß Kinder im allgemeinen Eltern haben.«
    »Bei denen wir vielleicht einmal dringend auf eine Verständigungsmöglichkeit angewiesen sind,« beharrte Lara auf ihrem Standpunkt. »Ich will ihm ja nichts tun, ich ...«
    »Woher soll es das wissen?« fragte Katalin. »Wie würde es dir gefallen, von Fremden so einfach eingesammelt und wissenschaftlich untersucht zu werden?«
    »Unsinn! Du siehst doch, daß es keine Angst mehr hat. Wir brauchen uns nur eine halbwegs ruhige Ecke zu suchen.«
    »Und wenn es Wasser zum Leben benötigt? Wie ein Fisch?«
    »Wir haben Fässer, oder?«
    Charru mußte lachen. Katalin erinnerte lebhaft an eine Wildkatze, die ihr Junges verteidigt. In Laras Augen tanzten grüne Funken, wie immer, wenn sie zornig oder erregt war. Die anderen schauten unschlüssig zu. Selbst Gerinth, der Älteste, strich sich einigermaßen ratlos durch sein schlohweißes Haar.
    »Wir könnten es immerhin mit einer Verständigung versuchen,« meinte er salomonisch. »Offenbar ist es ja durchaus möglich, dem Wesen zu signalisieren, daß es nichts zu fürchten hat.«
    Charru stimmte zu.
    Das Aquarianer-Kind - falls diese Bezeichnung zutraf - blieb stumm, als Katalin dem Bug des Schiffes zustrebte. Lara zögerte einen Augenblick, dann nickte sie Dayel zu. Der frühere Akolyth, der mit Bar Nergal gebrochen hatte, folgte ihr sofort. Er war im Tempeltal unter dem brutalen Terror der Priester aufgewachsen. Und seit er selbst die Fesseln einer lebenslangen Angst abgeschüttelt hatte, entwickelte er immer stärker die Begabung, mit verängstigten hilflosen Wesen umzugehen, deren Gemütszustand er aus eigener Erfahrung kannte.
    »Wollt ihr unter diesen Umständen immer noch die Riffe untersuchen?« fragte Gerinth gedehnt.
    Charru kniff die Augen zusammen. »Warum nicht? Das kleine Geschöpf beweist doch, daß die Aquarianer wirklich existieren, oder?«
    »Und wenn man seine Gefangenschaft hier auf dem Schiff als feindlichen Akt auslegt? Wenn man euch angreift?«
    »Das glaube ich nicht. Cris ist auch nicht angegriffen worden, und bis jetzt haben die Wesen überhaupt einen friedlichen, scheuen Eindruck gemacht.«
    »Wie du meinst. Ich werde euch begleiten und ein Lasergewehr für den Notfall mitnehmen.«
    Charru widersprach nicht. Zusammen mit Camelo und Gillon kletterte er über die Strickleiter ins Boot. Gerinth kam als letzter, griff schweigend nach einem der Riemen, und die anderen stellten einmal mehr fest, daß es nur wenige gab, die es mit der eisernen Kraft und Zähigkeit des Ältesten aufnehmen konnten.
    Leicht und schnell glitt das Boot durch die Dünung.
    Den Riffen konnten sie sich nur von der Lagune her nähern, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, von der Brandung gegen die Felsen geschleudert zu werden. Auf dem breiten Strandstreifen erkannten sie das größere Fahrzeug, weit auf den Sand gezogen, damit es nicht abtrieb. Karstein war mit den anderen Nordmännern und Hunon, dem Riesen von den alten Marsstämmen, längst im Inneren der Insel verschwunden. Charru und seine Begleiter lenkten ihr Boot auf die Durchfahrt in der Barre

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