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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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zu, kamen knapp an einer gefährlichen Untiefe vorbei und atmeten auf, als sie das ruhige, in allen Schattierungen von Blau und Türkis schimmernde Wasser der Lagune erreichten.
    Auf dieser Seite wirkten die Felsen glatt und sanft. Nur Gischtschleier und kleine Wirbel verrieten, daß jenseits der Barre die Brandung gegen den Stein toste. Langsam folgte das Boot der unregelmäßigen Linie der Riffe. Gillon trieb es jetzt mühelos allein vorwärts. Camelo, Gerinth und Charru konzentrierten sich ganz auf die Beobachtung. Die Sonne stand tief, ließ das Wasser wie Blut aufleuchten und webte ein Netz geheimnisvoller blauer und malvenfarbener Schatten. Nichts rührte sich, nichts war zu hören außer dem ewigen Atem des Meeres. Die Barre beschrieb einen Bogen. Zur offenen See hin ging sie in die steil ansteigenden Felsen einer Landzunge über. Auf der Lagunen-Seite hatte das Boot jetzt fast den Strand erreicht. Charru atmete aus. Er wußte nicht genau, was er erwartet hatte, aber hier gab es nichts zu entdecken.
    Oder?
    Sein Blick sog sich an einem Einschnitt im Gestein fest, einer Ausbuchtung, in der sich tiefer Schatten ballte. Ein Zweig oder Grasfetzen trieb dort. Und er tanzte nicht auf dem Wasser, fing sich nicht in einem der Wirbel, die der Rückstau vor den Felsen erzeugte, sondern verschwand wie von einer unmerklichen Strömung gezogen.
    Minuten später erkannte Charru, daß dort drüben tatsächlich eine Wasserrinne begann, die tief ins Gewirr der Felsen führte.
    Zu schmal, um das Boot hindurchzumanövrieren. Und von eigentümlich glatten Wänden eingefaßt, die nicht von Wellen, Sand und Wind geschliffen waren, sondern wie behauen wirkten, mit groben Werkzeugen bearbeitet.
    Werkzeug?
    Gerinths zusammengezogene Brauen verrieten, daß ihn ein ganz ähnlicher Gedanke bewegte. Camelos Finger tasteten unwillkürlich zu der Grasharfe an seinem Gürtel und erzeugten ein singendes Vibrieren auf den Seiten des kleinen Instruments.
    »Eine Passage für Schwimmer?« fragte er gedehnt.
    »Wozu?« Charru schüttelte den Kopf. »Sie können Luft atmen und haben Beine.«
    »Zur Tarnung vielleicht? Als Zugang zu einem Schlupfwinkel? Wissen wir denn, wer oder was hier sonst noch existiert?«
    »Schauen wir nach! Zu Fuß über die Felsen müßte es uns gelingen, den Verlauf der Rinne zu verfolgen.«
    Sie machten das Boot mit der Vorleine an einem Steinzacken fest und schwangen sich einer nach dem anderen auf die Klippen. Mit den geschnürten Ledersandalen fiel es ihnen leicht, im Geröll herumzuturnen. Der Fels speicherte noch die Hitze des Tages, einzelne kristallklare Tümpel wimmelten von Leben. Die geheimnisvolle Wasserrinne zog sich im Bogen auf die Landzunge zu und endete in einem runden, auf allen Seiten von Steilwänden umgebenen Becken.
    Als Charru über den flach ansteigenden Grat spähte, sah er gerade noch etwas wie einen hellen Umriß ins Wasser tauchen.
    Sekundenlang glaubte er, eine Gestalt zu erkennen, doch er war seiner Sache nicht sicher, da ihm das Kräuselmuster der Wellen die Sicht nahm. Auf jeden Fall jedoch mußte etwas dagewesen sein, das den Tümpel aufgerührt hatte - und das spurlos verschwunden war, als der Wasserspiegel wieder glatt und durchsichtig vor ihnen lag.
    »Wo ist es geblieben?« stieß Gillon hervor. »Bei der Flamme, es kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.«
    »Und in Wasser auch nicht,« setzte Camelo hinzu. »Eine unterseeische Höhle vielleicht?«
    Charru nickte. Es war die einzige halbwegs vernünftige Erklärung. Spannung und erwachende Faszination ließen seine saphirblauen Augen funkeln.
    »Wir können tauchen. Wenigstens versuchsweise. Wenn dies hier wirklich der Zugang zu einem Schlupfwinkel ist, wissen wir zumindest, daß wir es mit intelligenten Wesen zu tun haben.«
    »Und wenn ihr einer ganzen Horde von ihnen in die Hände fallt?« wandte Gerinth ein.
    Camelo lächelte. »Wir sind nur zu zweit, und sie werden die Ähnlichkeit zwischen sich selbst und uns erkennen. Bisher ist es uns doch fast immer gelungen, uns mit den Erdenbewohnern zu verständigen - außer dort, wo die Marsianer mit ihren Manipulationen eingegriffen hatten.«
    Gerinth wollte noch etwas sagen, dann schüttelte er nur den Kopf.
    Er kannte die beiden jungen Männer, die bei allen Gegensätzen so viel gemeinsam hatten. Camelo, der Sänger, der stets den verborgenen Zauber der Dinge sah; Charru, der schon als Kind unter dem Mondstein von dem brennenden Wunsch getrieben wurde, die Geheimnisse seiner

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