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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Wesen durch das Wasser.
    Der Platz, an dem es auftauchte, war ringsum von Klippen geschützt. Im seichten, durchsonnten Wasser tummelten sich kleine Gestalten, von aufmerksamen Augen bewacht. Das Wesen suchte. Es hatte schon lange gesucht, stieß immer wieder einen hellen, vibrierenden Ton aus, lockte und rief vergeblich.
    Wasser rann aus langen grünschillernden Haarsträhnen, als sich das Wesen auf die Klippen zog.
    Heißer Stein, tiefrot in den schrägen Strahlen der Abendsonne. Mit den schwerfälligen Bewegungen des Wasserbewohners an Land kletterte das Wesen höher. Endlos dehnte sich die See vor den großen, leuchtenden Augen. Die See - und das Schiff, das in der Dünung schaukelte.
    Schon einmal waren Schiffe hiergewesen.
    Schiffe der Landgeborenen. Mit gewaltigen Netzen, in denen sie die Geschöpfe des Meeres fingen. Das Wesen ahnte, daß es keinen Sinn mehr hatte, zu rufen und zu locken, und Trauer und Zorn traten in die leuchtenden Augen wie eine Flamme.
V.
    Einen Augenblick verharrten die beiden Männer wie versteinert.
    Charrus Faust umklammerte den Schwertgriff. Er starrte Camelo an, doch in der Dunkelheit war der Ausdruck in den Augen des Freundes nicht zu erkennen. Jenseits des Netzes bewegten sich die schwarzen Leiber der Haie, wühlten das Wasser auf, stießen gierig gegen das Hindernis, das sie von der Beute trennte. Wie viele waren es? Ein halbes Dutzend? Mehr? Zu viele jedenfalls, ihnen zu entkommen und sich den Ausweg freizukämpfen.
    Zurück?
    Unmöglich, dachte Charru. Bis zu der Grotte würden sie es nie schaffen. Die Erinnerung an den schwachen Lichtreflex durchzuckte ihn, die Gewißheit, daß es einen weiteren Ausgang geben mußte.
    Mit zusammengebissenen Zähnen warf er sich im Wasser herum, machte Camelo ein Zeichen und begann, systematisch die rauhe Felswand abzutasten.
    Auf seiner Seite tat Camelo das gleiche. Schon nach wenigen Metern herrschte wieder völlige Finsternis. Charrus Lungen schmerzten, das Blut rauschte in seinen Ohren. Er wußte, er würde jeden Moment die Besinnung verlieren. Blutrote Schleier lagen vor seinen Augen. Er sah nichts mehr, hörte nichts mehr außer dem Hämmern hinter seinen Schläfen, spürte nur noch den metallischen Geschmack der Erschöpfung im Mund. Etwas berührte seinen Rücken. Er griff mit der Linken zu, fühlte Camelos erschlaffenden Körper, und gleichzeitig tastete seine Rechte ins Leere.
    Ein Quergang, ebenfalls überflutet!
    Mit letzter Kraft packte Charru seinen Blutsbruder am Gürtel, zerrte ihn mit, schwamm verzweifelt weiter oder stieß sich vom Grund ab, wenn er Widerstand spürte. Stieg der Gang wirklich leicht an? Steine schrammten über Charrus Knie. Scharfe Kanten rissen ihm die Haut auf, aber mit dem Schmerz durchzuckte ihn gleichzeitig neue Hoffnung.
    Den Lichtschimmer vor sich konnte er nicht mehr wahrnehmen.
    Schon halb bewußtlos stieß er hart mit dem Kopf gegen einen Felsen. Im Reflex riß er den Mund auf. Sein ganzer Körper verkrampfte sich in der Erwartung des Unabwendbaren, und er begriff nicht einmal sofort, daß kein Salzwasser, sondern kühle, lebenspendende Luft seine Lungen füllte.
    Feuerräder kreisten vor seinen Augen.
    Blindlings zerrte er Camelo hoch und hielt den Kopf des Bewußtlosen über Wasser. Nur schattenhaft sah er Felsen und einfallendes Licht, und erst nach ein paar Sekunden erkannte er, daß die Kante, gegen die seine Stirn geprallt war, zu einer breiten, trockenen Gesteinsrampe gehörte.
    Später wußte er nicht mehr genau, wie es ihm gelungen war, Camelo dort hinaufzuzerren, ihm das Wasser aus Lungen und Magen zu pressen, ihn so lange zu schütteln, bis er stöhnend um sich zu schlagen begann.
    Keuchend und erleichtert ließ sich Charru gegen die Wand zurückfallen und lauschte auf die rasselnden, aber regelmäßigen Atemzüge. Die Umgebung vor seinen Augen flimmerte immer noch. Eine kleine Höhle, ein abzweigender Gang, in dem Wasser schillerte, ein schmaler Schacht, durch den Licht fiel ...
    »Charru?«
    Stöhnend stützte sich Camelo hoch.
    Wasser rann aus seinem Haar über das bleiche Gesicht. In seinen Augen malte sich Verwirrung, dann das Aufflammen der Erinnerung. Scharf sog er die Luft durch die Zähne.
    »Das Netz! Die Haie ... Verdammt! Deine angeblich so friedlichen Aquarianer wollten uns auf eine ziemlich scheußliche Art umbringen.«
    Charru schüttelte den Kopf. Ein paar Wassertropfen sprühten.
    »Das glaube ich nicht,« widersprach er. »Sie hätten uns den Haien doch einfach zum Fraß

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