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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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abzulesen, wie schwer es ihr fiel, ihren Forschungsdrang zu zügeln. »Es ist eine einmalige Gelegenheit, Charru. Vielleicht die einzige Möglichkeit, mehr über diese Wesen zu erfahren. Laß mich wenigstens noch ein paar medizinische Tests machen und ...«
    »Tests?« fuhr Katalin auf.
    »Sie sind völlig harmlos, schaden ihm bestimmt nicht ...«
    »Die übrigen Aquarianer dürften anders darüber denken,« sagte Charru ruhig. »Sie sind Menschen, Lara. Und dies hier ist ein Kind. Wir haben nicht das leiseste Recht, Versuche mit ihm anzustellen.«
    »Aber ich will doch nur ...«
    »Er hat recht,« sagte Katalin. »Wir hätten gar nicht erst damit anfangen dürfen. Wir werden es wieder im Wasser aussetzen.«
    Lara schüttelte den Kopf. »Habt ihr nicht selbst gesagt, daß wir mehr über diese Wesen herausfinden müssen? Ein so phantastisches wissenschaftliches Phänomen!«
    »Wissenschaftliches Phänomen!« wiederholte Katalin, und jetzt klang Bitterkeit in ihrer Stimme mit. »Die gleiche Rolle, die wir unter dem Mondstein für euch spielen mußten. Hast du immer noch nicht begriffen, daß man nicht mit Menschen experimentiert? Du bist und bleibst Marsianerin!«
    Laras Augen funkelten zornig.
    Katalin hatte sich aufgerichtet, das kleine perlmuttfarbene Geschöpf in den Armen. Sein Blick glitt halb angstvoll, halb neugierig hin und her, nicht anders als der eines menschlichen Kindes, wenn es unverständliche Spannungen zwischen Erwachsenen erspürt. Lara setzte zu einer heftigen Entgegnung an, aber sie kam nicht mehr dazu.
    Ganz plötzlich wurde das Aquarianer-Kind unruhig, warf den Kopf zurück und stieß einen hohen, langgezogenen Schrei aus.
    Gleichzeitig rief Yattur vom Achterschiff aus eine Warnung. Erregt zeigte er zur Küste der Insel hinüber. Charru wandte den Kopf und hielt unwillkürlich den Atem an.
    Von einer Sekunde zur anderen war es zwischen Riffen und Felsen lebendig geworden.
    Nackte, perlmuttschimmernde Gestalten tauchten auf, geschmeidig trotz des watschelnden Gangs, den die Schwimmhäute ihnen verliehen. Sie turnten über die Klippen, tappten über den Strandstreifen, wateten durch seichtes Wasser. Mindestens zwei Dutzend Aquarianer hatten ihre Verstecke verlassen und sammelten sich am Rand der Lagune. Von Minute zu Minute wurden es mehr, und die Art, wie sie mit ihren runden, leuchtenden Augen zu dem Schiff herüberstarrten, ließ kaum einen Zweifel an ihrer Absicht.
    Sie waren entschlossen, die Fremden anzugreifen, die einen der Ihren gefangengenommen hatten.
    *
    Marius Carrissers Blick wanderte über die schweigenden Männer und sog sich dann wieder an Mark Nord fest.
    »Sie sind verrückt,« sagte der Uranier. »Sie müssen den Verstand verloren haben. Ist Ihnen nicht klar, daß Sie Ihre einzige Chance in den Wind schlagen, am Leben zu bleiben?«
    Nord lächelte schmal. »Abwarten. Wir werden uns zu wehren wissen.«
    »Wehren? Mit den paar Lasergewehren, die Sie zur Verfügung haben? Nicht einmal Ihr Schiff ist bewaffnet. Die marsianische Flotte wird Sie hinwegfegen. Jessardin kostet es ein Fingerschnippen, alles Leben hier auszulöschen.«
    »Wenn das so einfach wäre, hätte er es bereits getan,« sagte der Venusier trocken. »Wir haben entschieden, Carrisser. Der Merkur bleibt frei.«
    Carrisser lachte harte auf.
    Zorn regte sich in ihm. Ein wilder Impuls von Haß gegen den Mann, der für das Fiasko auf Luna verantwortlich war und dessen Starrköpfigkeit ihn, Carrisser, daran hinderte, den Auftrag des Präsidenten erfolgreich zu Ende zu führen. Sekundenlang war er versucht, dem nächstbesten Siedler die Laserwaffe aus den Händen zu reißen und den Rebellenführer niederzuschießen. Sie würden ihn umbringen. Ihn und die beiden Offiziere an seiner Seite. Aber für den Präsidenten wäre das Problem Merkur damit gelöst. Er würde einen Schuldigen haben und ...
    Und Conal Nord würde die Wahrheit niemals glauben, machte sich Carrisser klar.
    Er biß die Zähne zusammen. Schweiß lief über seinen Nacken. Die Hitze war immer noch fast unerträglich, obwohl sich die Sonne bereits senkte. Er fragte sich, wie die Rebellen das Tag für Tag aushielten.
    »Sie werden sehen, wie lange der Merkur frei bleibt,« sagte er kalt. »Zeit zum Überlegen hatten Sie genug. Es ist Ihr Leben, das Sie wegwerfen.«
    Mark zuckte nur die Achseln.
    Carrisser zögerte noch einen Moment, dann wandte er sich abrupt um. Die beiden Offiziere folgten ihm schweigend. Ihre Gesichter spiegelten immer noch

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