Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt
Speichen, versuchten es mit vereinten Kräften - vergeblich.
»Aquarianer!« stieß Camelo hervor.
Gleichzeitig erschütterten ein paar dumpfe Schläge die Bordwände, und das Schiff begann bedrohlich zu schwanken. Charru biß die Zähne zusammen. Die Wesen am Strand zeigten sich offenbar nur, um ihre Gegner abzulenken. Die Hauptstreitmacht hatte sich längst unter Wasser genähert, hämmerte gegen den Rumpf und schien entschlossen, das Schiff entweder zu zerschlagen oder zum Kentern zu bringen.
Entschlossen - und möglicherweise auch stark genug.
»Katalin,« sagte Charru gepresst. »Laß das Kind wieder ins Wasser und ...«
»Haie!« stieß Lara im gleichen Augenblick hervor.
Tatsächlich schnitten drei, vier von den unheilvollen schwarzen Dreiecksflossen durch die Wellen.
Fast augenblicklich hörte die wilde Schaukelei auf. Helle, geschmeidige Körper schossen nach allen Seiten durch das Wasser, wandten sich in panischer Hast der Insel zu. Karstein stieß einen triumphierenden Schrei aus, weil sich die Ankerwinde wieder bewegte. Charru achtete nicht darauf. Er ahnte, daß ihre Gegner, so schnell sie auch sein mochten, keine Chance hatten, alle zum sicheren Strand zu entkommen.
Und dann?
Die geheimnisvollen Wasserwesen würden den Terranern die Schuld geben, falls jemand zu Schaden kam. Ein Angriff unter Wasser barg die Gefahr, daß das Schiff beschädigt wurde, vielleicht tatsächlich kenterte. Charru grub die Zähne in die Unterlippe und warf entschlossen das Haar zurück.
»Zwei Lasergewehre,« verlangte er. »Camelo, wir nehmen das Boot.«
»Aye!«
Binnen Sekunden hingen die beiden Lasergewehre über ihren Schultern.
Das Boot war immer noch an der Strickleiter befestigt. Die beiden Männer legten hastig ab und trieben die Nußschale mit schnellen Ruderschlägen über das Wasser. Inzwischen hatten sich auch die letzten Angreifer von dem Schiff entfernt. Ein Schwarm heller, kräftiger Gestalten bewegte sich in die Richtung der Insel, und die schwarzen Dreiecksflossen der Haie hielten schräg auf sie zu.
Wie ein dunkler Pfeil fuhr der erste der Raubfische in die Gruppe der Flüchtenden.
Charru konnte nur Schatten erkennen, aber er nahm an, daß die Wesen Waffen besaßen, um sich gegen die Haie zu wehren. Gegen ein paar von ihnen, sicher nicht gegen alle. Mindestens ein halbes Dutzend waren sie inzwischen und schienen immer mehr zu werden, als tauchten sie aus dem Nichts auf.
»Jetzt!« sagte Charru durch die Zähne.
Ein paar Meter vor dem Boot hatten sich die letzten Aquarianer von der Hauptgruppe getrennt und versuchten vergeblich, den Haien auszuweichen. Unaufhaltsam schossen die schwarzen Schatten auf sie zu. Charru und Camelo hatten sich aufgerichtet, suchten ein Ziel, und im nächsten Moment fauchten rotglühende Feuerstrahlen aus ihren Waffen.
Wasser verwandelte sich zischend in Dampf.
Ein schwarzer Leib schnellte hoch, krümmte sich in der Luft, klatschte in die Wellen zurück, die sich rot färbten. Der Blutgeruch lockte die Artgenossen des toten Hais an. In Sekundenschnelle stürzten sie sich auf ihn, und im nächsten Augenblick bildete die See ringsum einen blutigen, kochenden Wirbel.
Zeit für die gefährdeten Aquarianer, den Anschluß an ihre Gruppe wiederzufinden.
Charru schoß noch zweimal und lenkte die Haie, die ihre eigenen Artgenossen zerrissen, von ihren eigentlichen Opfern ab.
Camelo mühte sich inzwischen, das Boot aus der Gefahrenzone zu manövrieren. Die Nordmänner hatten den Anker an Bord geholt. Wenn das Schiff jetzt noch einmal angegriffen wurde, konnte es Segel setzen und davonrauschen - schneller hoffentlich, als die Wasserbewohner zu schwimmen vermochten.
Die ersten von ihnen hatten die Insel erreicht und retteten sich auf den Strand.
Keine Opfer, dachte Charru erleichtert. Nur ein paar von den Haien waren getötet worden. Die überlebenden Bestien umkreisten aufgeregt das Boot, doch sie machten keine Anstalten, das Fahrzeug anzugreifen.
Camelo starrte zur Küste der Insel hinüber.
»Ob sie begriffen haben, daß wir ihnen helfen wollten?« fragte er gedehnt.
Charru zuckte die Achseln.
»Sie werden es spätestens begreifen, wenn wir ihnen das Kind zurückgeben,« sagte er. »Also komm, beeilen wir uns. Ich möchte nicht länger als nötig hierbleiben.«
*
Endlos und geduldig rieb Che die Stricke an seinen Handgelenken über die Steinkante in seinem Rücken.
Blut lief über seine Finger, aber er spürte den Schmerz kaum. Jeder Herzschlag jagte einen
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