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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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erst einmal in der Maschine saß, würde ihn niemand mehr aufhalten. Auf Zehenspitzen schlich er weiter, schlug einen Bogen und duckte sich zwischen die silbernen Vögel.
    Flüchtig dachte er daran, daß die anderen Flugzeuge ihn verfolgen konnten. Würden seine Brüder ihn umbringen, wenn die Priester es befahlen? Ciran bestimmt - er war fast noch ein Kind und berauschte sich an dem Machtgefühl, das ihm die Maschinen gaben. Und Chan? Croi? Sie glaubten fest an Bar Nergals Göttlichkeit. Sein Wort war Gesetz für sie. Und sie würden sich schon deshalb nicht aufzulehnen wagen, weil sie seine Rache fürchteten.
    Che fröstelte, als er sich in den weißen Schalensitz der Pilotenkanzel zog und die breiten, elastischen Gurte überstreifte.
    Seine Finger glitten über die Kontrollen. Das klare Grün der Instrumentenbeleuchtung flammte auf. Noch einmal wanderte Ches Blick zu dem langgestreckten Gebäude auf der anderen Seite der weiten Betonfläche hinüber, dann atmete er tief durch und schlug mit dem Handballen auf einen Schalter neben dem Steuerelement.
    Mit jeder Faser spürte er das Erwachen der Gigantenkräfte, die das Flugzeug antrieben.
    Schrill heulten die Triebwerke auf, Che konnte den rotglühenden Widerschein des fauchenden Strahls sehen. Er zählte die Sekunden. Langsam, ganz langsam begann die Maschine zu rollen, und gleichzeitig verdunkelte sich das helle Viereck des Lagerhaus-Tores.
    Stolpernd, mit aufgeregt fuchtelnden Armen stürzten die Priester ins Freie.
    Che sah ihre verzerrten Gesichter, sah sie mit aufgerissenen Mündern schreien, ohne die Worte zu verstehen. Mit wachsender Geschwindigkeit jagte das Flugzeug über die Betonpiste. Ein gleißender Lichtreflex - Zai-Caroc zerrte das Lasergewehr von der Schulter. Che biß die Zähne zusammen und warf das Haar zurück, sicher, daß ihn nichts und niemand mehr aufhalten konnte.
    Ruhig fuhr er das Triebwerk zur vollen Leistung hoch.
    Seine Finger zitterten nicht, als er den Steuerknüppel anzog. Die Maschine nahm die Nase hoch, löste sich fauchend und heulend von der Startbahn, und im nächsten Moment glitt bereits das endlose Ruinenfeld unter ihm hinweg.
    Bar Nergal und seine Anhänger wirkten nur noch wie winzige Spielzeugfigürchen.
    *
    Camelo kauerte im Bug des Bootes und preßte das Lasergewehr gegen die Hüfte.
    Im Westen war die Sonne versunken, aber der Himmel leuchtete tiefrot und färbte das Wasser zu dunklem Purpur. Nur noch mühsam ließen sich die schwarzen Dreiecksflossen der Haie erkennen. Doch sie waren da: unermüdlich, hungrig - eine Horde blutgieriger Wachtposten, die jeden weiteren Angriff der Aquarianer unmöglich machten.
    Charru hielt das Boot ein Stück von der Bordwand ab, während Katalin vorsichtig die Strickleiter herunterkletterte. Ihr Gesicht war blaß, die bernsteinfarbenen Augen suchten immer wieder die schwarzen Schatten im Wasser. Auch Charru hätte gern darauf verzichtet auszuprobieren, ob sich die Haie von einem Fahrzeug einschüchtern ließen, das kaum größer war als sie selbst. Aber sie konnten den kleinen Aquarianer nicht einfach ins Wasser werfen, und anfassen ließ er sich von niemand anderem als von Katalin.
    »Nicht gerade ein gemütliches Leben in der Nachbarschaft dieser Biester,« murmelte Camelo.
    »Wem sagst du das? Paß auf! Rechts von dir!«
    Aber der Hai, dessen Rückenflosse durch das Wasser schnitt, schwenkte kurz vor dem Boot ab und tauchte. Charru beeilte sich, holte mit schnellen, kräftigen Bewegungen die Riemen durch. Ab und zu warf er einen Blick über die Schulter. Wie eine schweigende Mauer standen die Aquarianer am Strand, geduckt, fluchtbereit, und der Widerschein des Abendrotes verlieh ihren großen Augen einen düsteren violetten Schimmer.
    Minuten später glitt das Boot durch die Passage zwischen den Riffen und überquerte die Lagune.
    Sand knirschte unter dem Kiel. Charru war sicher, daß die Haie nicht bis hierher gelangen konnten. Mit einer ruhigen Geste ließ er die Riemen los, hob beide Arme und zeigte seine leeren Handflächen.
    Camelo tat das gleiche, nachdem er die Waffe niedergelegt hatte.
    Die Aquarianer rührten sich nicht. Im ungewissen Dämmerlicht schienen ihre seltsamen Augen wie violette Lampen zu glühen. Katalin ließ das kleine Wesen los, das in ihren Armen zu zappeln begann. Mit einem hohen pfeifenden Laut platschte es durch das seichte Wasser, warf noch einen Blick zurück und war dann wie ein Blitz im Schatten verschwunden.
    Mit der gleichen Lautlosigkeit wandten

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