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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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ausgerottet hatten. Nur Cris selbst konnte es nicht vergessen. Er lächelte nicht zurück.
    »Was wird Gillon sagen?« fragte er leise.
    »Ich weiß nicht ... Er ist so - erwachsen. Ich war vierzehn, als wir uns das Versprechen gegeben haben. Damals erschien mir alles gut und richtig ...«
    »Und heute?«
    Statt einer Antwort schlang sie die Arme um ihn und drückte das Gesicht an seine Brust.
    Er streichelte ihren Rücken.
    Für ein paar Sekunden blieben sie so stehen, und in diesem kurzen Augenblick schien die Umgebung zu versinken.
    Weit entfernt im Inselinneren hatte Gillon von Tareth kurz vorher einen Alarmruf ausgestoßen.
    Die Kette unterbrach ihr langsames, stetiges Vorrücken. Die Männer, die Gillon am nächsten waren, strebten der winzigen Lichtung zu, wo Gestein die dünne Humusschicht durchbrach und den Wurzeln der Bäume keinen Raum bot. Minuten später stand auch Charru neben dem rothaarigen Tarether und starrte auf die dunklen Flecken, die sich von einem flachen Felsen abhoben.
    Blutflecken, kein Zweifel.
    Das Gras war niedergetrampelt und hatte sich erst halb wieder aufgerichtet. Eine Schleifspur führte nach Norden, doch sie verlor sich schon nach wenigen Metern im Nichts.
    Charru kämpfte gegen den Krampf in der Brust, der ihm den Atem nahm.
    Lange blieb er reglos stehen. Dann straffte er den Rücken und warf das Haar zurück.
    »Weiter!« sagte er tonlos.
    Er wußte, daß die Spuren eindeutig waren, aber er wollte es nicht wahrhaben.
    *
    Das leise Surren des Transportbandes erfüllte den langen Flur mit den Leuchtwänden.
    Marius Carrisser betrachtete den hageren Rücken des Verwaltungsdieners, der ihn führte. Der Uranier trug die schwarze Uniform von Militär und Vollzug mit dem hellgrauen Kommandanten-Gürtel. Carrisser genoß die Tatsache, daß er seinen Rang wiederhatte. Und noch mehr genoß er das Bewußtsein, in die Privaträume des Präsidenten gebeten worden zu sein, obwohl ihn der Gedanke mit leiser Unruhe erfüllte.
    Überflüssige Unruhe. Er wußte, daß ihn entweder eine Beförderung oder eine ehrenvolle Aufgabe erwartete. Noch war das alles geheim. Noch sah die Öffentlichkeit in ihm, Carrisser, nur den Mann, der sich als Kommandant der Strafkolonie auf Luna von rebellierenden Häftlingen und einer Horde Barbaren hatte vertreiben lassen. Aber das würde sich ändern. Die Vernichtung der Barbaren, jedenfalls der meisten von ihnen, war Marius Carrissers Verdienst. Ein zweiter Geheimauftrag hatte ihn auf den Merkur geführt, mit weniger Erfolg, denn die Rebellen um Mark Nord wollten auch nicht um einen Schritt nachgeben.
    Und jetzt? Der Uranier fühlte einen angenehmen Schauer der Erregung. Er war nicht der Mann, der Probleme vom Schalensitz einer Computerzentrale aus mit wissenschaftlichen Mitteln löste. Dieser Wesenszug hatte seine Karriere in der Sackgasse auf Luna enden lassen, hatte ihm immer wieder Schwierigkeiten eingetragen, doch auch das würde in Zukunft ganz anders sein. Ein Verwaltungsdiener lotste Carrisser ins persönliche Refugium des Präsidenten.
    Keine Spur von Luxus, stellte der Uranier fest. Simon Jessardin nahm Privilegien, die ihm sein Amt geboten hätte, nicht in Anspruch. Was das Privatgespräch von einer Dienstbesprechung unterschied, war lediglich ein Glas Wein aus den staatlichen Zuchtanstalten in den Garrathon-Bergen.
    Carrisser nippte nur daran. Jessardin musterte ihn aufmerksam und kehrte schließlich in einer ungewohnt persönlich wirkenden Gebärde die Handflächen nach oben.
    »Sie haben gute Arbeit geleistet, Carrisser«, stellte er fest. »Eigentlich hätten Sie jetzt Erholung verdient. Ich fürchte, Ihr Soll an heiklen Aufgaben ist bereits überschritten.«
    »Ich brauche keine Erholung, mein Präsident«, sagte Carrisser förmlich.
    »Sie wären bereit, wieder zur Erde zu fliegen?«
    Carrisser schluckte. Er war auf alles mögliche gefaßt gewesen, aber dies überraschte ihn dennoch.
    »Zur Erde?« echote er.
    Simon Jessardin erläuterte ihm, worum es ging .
    Der Uranier hörte konzentriert zu. Die Aufgabe, begriff er, war wirklich heikel und bestimmt nicht erstrebenswert. Aber bewies nicht die Tatsache, daß sie gerade ihm angetragen wurde, das besondere Vertrauen des Präsidenten?
    »Es wird nicht leicht sein«, sagte der ehemalige Luna-Kommandant vorsichtig. »Dieser Bar Nergal hat sich schon bei meinem letzten Auftrag ständig quergestellt.«
    »Sie glauben nicht, daß Sie mit ihm fertigwerden?«
    Carrisser zögerte.
    Bilder aus der trostlosen

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