Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
können!« sagte Jom Kirrand mit einer Schärfe, die ihn im nächsten Augenblick selbst erschreckte.
Der Präsident lehnte sich zurück.
In dem schmalen Asketengesicht unter dem kurzgeschorenen silbernen Haar regte sich nichts. Mit einer charakteristischen Gebärde legte er die Fingerspitzen gegeneinander.
»Richtig«, sagte er ruhig. »Das ist zweifellos ein Punkt, der ohnehin ein bestehendes Problem noch verschärft. Ich stimme völlig mit Ihnen darin überein, daß wir eine wirksamere Kontrolle über die Vorgänge auf der Erde erlangen müssen.«
Schweigen.
Aller Augen richteten sich auf den schlanken Mann in dem einteiligen silbernen Anzug. Simon Jessardin lächelte matt. Er war sich längst über seine Entscheidung klar. Wäre die besorgte Abordnung nicht erschienen, hätte er sich in dieser Sache ohnehin in den nächsten Tagen an den Rat gewandt.
Denn er stimmte tatsächlich mit den Besuchern überein. Er teilte auch ihre Ansicht, daß die Eliminierung der Merkur-Siedler und der Priester die Probleme am besten lösen würde. Aber er hatte politische Rücksichten zu nehmen. Conal Nord, der eindeutig auf der Seite seines Bruders stand, konnte sich auf die rückhaltlose Loyalität des venusischen Rates stützen. Und zu einem offenen Bruch zwischen Venus und Mars durfte es unter keinen Umständen kommen.
»Ich habe alle notwendigen wissenschaftlichen Analysen über das Problem erstellen lassen«, fuhr Jessardin mit leicht erhobener Stimme fort. »Das Ergebnis ist eindeutig. Im Rat wurde bereits entschieden, daß die Eliminierung der Priester und die damit verbundene Vernichtung der Ruinenstadt wegen der dort laufenden genetischen Experimente nicht in Frage kommt. Wie Sie vermutlich wissen, werden die Priester von den Bewohnern der toten Stadt als Götter betrachtet. Das macht sie zu einem sehr brauchbaren Hebel, den wir benutzen können, um die Lage auf der Erde in den Griff zu bekommen.«
»Die Priester?« echote Jom Kirrand verblüfft.
»Richtig. Dieser Bar Nergal ist manipulierbar, wie schon das Projekt Mondstein gezeigt hat. Er neigt dazu, sich denjenigen unterzuordnen, die seine eigene Machtposition stützen. In Zukunft werden die Vereinigten Planeten die Machtposition des Oberpriesters stützen. Wobei sich von selbst versteht, daß er und seine Anhänger reine Marionettenrollen spielen.«
Wieder entstand ein kurzes Schweigen.
»Das würde aber heißen, daß jemand auf der Erde sein muß, der diese Marionetten einsetzt und überwacht«, sagte der Vollzugschef gedehnt.
Jessardin nichte. Ein knappes Lächeln huschte über seine scharfgeschnittenen aristokratischen Züge.
»Richtig«, wiederholte er. »Wir müssen jemanden zur Erde schicken, um dort für Ordnung zu sorgen. Und ich versichere Ihnen, daß ich diese Aufgabe einem Mann anvertrauen werde, der bestens dafür geeignet ist, sie zu erfüllen.«
*
Der blonde, breitschultrige Kormak preßte das Lasergewehr an die Hüfte.
Sein Blick hing an dem schwarzen Panther, der sich entgegen jedem artgemäßen Verhalten im heißen Sand ausgestreckt hatte. Auch ein Teil der anderen, die sich allmählich im Lager sammelten, beobachteten das Tier. Die meisten mißtrauisch, Lara Nord mit einem Ausdruck, mit dem man vielleicht eine Geistererscheinung betrachten mochte. Die Kinder befolgten einigermaßen willig das strikte Verbot, sich der Raubkatze zu nähern. Willig vor allem deshalb, weil Derek und Jesco inzwischen begriffen hatten, daß eine wilde Bestie ihr Abenteuer in einem viel heroischeren Licht erscheinen ließ als ein friedliches Kätzchen.
Beryl von Schun schlief unter der Wirkung von Tabletten, weil der Schmerz am Ende stärker gewesen war als sein Widerwille gegen Drogen.
Kormak behielt den Panther im Auge. Zur Landseite hin wurden Wachen aufgestellt. Immer noch kamen vereinzelte Grüppchen an den Strand zurück. Vom Innern der Insel klang ab und zu das Signal des Falkenschreis herüber. Gerinth, der weißhaarige Älteste, stellte mit knappen Kommendos eine gewisse Ordnung her, damit sie sich davon überzeugen konnten, daß niemand fehlte.
Charru hockte etwas abseits auf einem Stück Treibholz und hielt den Zeitkristall an die Lippen.
Eine flache schwarze Scheibe, darin eingelassen eine Art Perle, die aus unzähligen feinsten Kristallringen zusammengesetzt war, Symbolen jener geheimnisvollen Schalen der Zeit. Die glitzernde Kugel mußte um ihre Achse gedreht werden. Und selbst dann war die Kommunikation nur unter bestimmten Bedingungen
Weitere Kostenlose Bücher