Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
ein glitzernder Lichtreflex seine Augen.
Er runzelte die Stirn.
Metall, registrierte er. Im hohen Gras hatte sich etwas Metallisches bewegt. Gillon dachte an den Fremden; den Charru auf dem Schiff gesehen hatte. Niemand zweifelte inzwischen mehr daran, daß die Insel ein Geheimnis barg. Ein gut getarntes Versteck, vermuteten sie. Eben noch hatte die Versammlung am Strand darüber gesprochen und einstimmig beschlossen, diese Zeit nicht eher zu verlassen, bis das Rätsel gelöst war.
Vergeblich tastete Gillons Blick über die Lichtung.
Aber er hatte sich genau gemerkt, an welcher Stelle der metallische Reflex aufgeblitzt war. Langsam ging er darauf zu, und nach zwei Schritten hörte er ein leises Schnappen, das ebenfalls wie Metall auf Metall klang.
Zwei Minuten später entdeckte er, was er suchte.
Eine handtellergroße, leicht gewölbte Platte im Boden. Das wuchernde Gras verbarg sie so gut, daß man sie kaum durch Zufall bemerken konnte. Und Gillon wußte, daß er mehr gesehen hatte als dieses winzige Ding. Eine Bewegung. Einen Mechanismus, der irgend etwas nach oben bewegt hatte, über den dichten Grasteppich hinaus, und dann blitzschnell wieder eingezogen.
Weil er, Gillon, aufmerksam .geworden war?
Das hieß, daß die Unbekannten in ihrem Versteck zumindest diesen Punkt der Insel beobachten konnten. Gillon hatte genug Erfahrung mit den allgegenwärtigen Überwachungsanlagen auf dem Mars, um diese Möglichkeit nicht allzu ungewöhnlich zu finden. Sie befanden sich in der Vergangenheit, aber in einer Vergangenheit, die technisch viel weiter fortgeschritten war als die Gegenwart der Erde zweitausend Jahre nach der Katastrophe. Mit zusammengekniffenen Augen ging Gillon in die Hocke, tastete nach dem blinkenden Metallding und rüttelte daran, um herauszufindern, ob es sich aus dem Boden lösen ließ.
Unmöglich. Es war fest verankert. Gillon scharrte mit den Fingern etwas Erde zur Seite, dann zog er den Dolch aus dem Gürtel und versuchte es mit der langen, schmalen Klinge.
Ein Geräusch in seinem Rücken warnte ihn.
Ein knirschendes Geräusch, das schlagartig bestimmte Erinnerungen weckte. Felsen! Das Göttertor in der Welt unter dem Mondstein, wo sich die Felsen geöffnet hatten, nicht durch Zauberei, sondern durch einen einfachen Mechanismus. Und in der alten Sonnenstadt hatte eine scheinbar glatte, undurchdringliche Felswand den Eingang des Labyrinthes verborgen, das den Herren der Zeit als Stützpunkt diente.
Das alles schoß Gillon im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf.
Er ließ den Dolch fallen, sprang auf, wirbelte herum. Das Lasergewehr riß er noch in der Drehung von der Schulter. Sein Blick erfaßte die Öffnung im Felsen und die fremdartigen Gestalten, erfaßte mit dem nächsten Atemzug, daß sie Waffen in den Händen hielten. Schußbereite Waffen, die auf den rothaarigen Krieger zielten! Er wollte das Lasergewehr hochschwenken, aber er war nicht schnell genug.
Etwas zischte. Die Umgebung begann zu flimmern, Gillon spürte ein jähes, eisiges Brennen, das über seine Haut zog. Bleigewichte schienen an ihm zu zerren. Er versuchte, den Abzug des Lasergewehrs durchzuziehen, doch seine Muskeln gehorchten ihm nicht.
Betäubungswaffen, dachte er mit verschwimmendem Bewußtsein. Schwärze schwappte gleich einer brodelnden Woge in sein Gehirn und er spürte nicht mehr, daß er wie vom Blitz gefällt zusammenbrach.
V.
Lara kauerte mit angezogenen Knien im Gras.
Charru drückte das Lasergewehr locker gegen die Hüfte und lauschte auf die Geräusche der Wildnis. Seine Gedanken waren längst nicht mehr bei der Versammlung am Strand. Lara hatte recht: er wußte, wie die Entscheidung ausfallen würde. Er starrte ins Leere, und während sich seine Sinne auf die Umgebung konzentrierten, ging er in der Erinnerung zum hundertsten Mal alle Tatsachen durch auf der Suche nach einem Punkt, den sie übersehen hatten.
Ein Versteck, das zu gut getarnt war, um es zu finden ... ? Der Schlupfwinkel von Menschen - oder die Höhle eines wilden Tiers? Bewies der Fremde auf dem Schiff überhaupt etwas, außer daß Menschen in der Nähe waren, die sich für die Terraner interessierten? Hätten sie einen Grund gehabt, jemanden auf das Schiff zu schicken, wenn Jarlon in ihrer Hand war? Oder gab es in dieser Zeit noch keine Drogen, die ihre Opfer zwangen, auch gegen ihren Willen die Wahrheit zu sagen?
Die Schritte von Gerinth und Erein rissen Charru aus seinen Gedanken.
In den grünen Augen des Tarethers glomm
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