Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
Kinder.
»Die Kerle haben die ganze Insel unter Gas gesetzt«, sagte Camelo erbittert. »Karstein ist ziemlich früh wieder zu sich gekommen und hat uns erzählt, daß wir restlos alle hierhergebracht und auf verschiedene Zellen verteilt wurden. Und von Cris wissen wir, wo wir überhaupt sind. Er ist widerstandsfähiger als er aussieht.«
Charrus Blick wanderte zu dem blonden Jungen, der stumm an der Wand lehnte.
Offenbar hatten die Fremden wahllos zwölf von ihren Gefangenen in das stählerne Verlies gesteckt. Außer Camelo, Kastein und Cris waren Erein und Brass da, Jon Erec aus dem Tempeltal, Leifs Frau Jordis, Malin, Cori und Derek. Auch Gillon kauerte auf einer der Pritschen. Nur Jarlon war im Kliniktrakt zurückgeblieben, wo seine Schußverletzung behandelt wurde.
Immerhin gelang es ihnen, den Weg dorthin zu rekonstruieren, da die Einzelheiten, an die sich Charru, Cris und Karstein erinnerten, einander ergänzten.
Gillon berichtete stockend, was er von seiner Gefangennahme und den folgenden Ereignissen im Gedächtnis hatte. Viel kam nicht zusammen. Die Fremden wollten wissen, wer da so unvermutet auf ihrer Insel gelandet war. Sie hatten Wahrheitsdrogen angewandt, aber Charru bezweifelte, daß sie mit der Wahrheit viel anfangen konnten.
Was taten sie hier?
Welche Art von Experimenten betrieben sie im Geheimen? Charru dachte an die Katzen, an den schwarzen Panther, an die zahllosen verschiedenartigen Gehirne, die in den Glaszylindern konserviert wurden. Ein Schauer rann über seine Haut, und er bemühte sich, die Bilder beiseite zu schieben, die seine Phantasie beschwor.
»Ktaramon!« sagte er gepreßt. »Er muß uns helfen! Er muß!«
Seine Rechte tastete nach dem Zeitkristall, um den sich die Fremden nicht gekümmert hatten. Unter den gespannten Blicken der anderen drehte er die glitzernde Kugel um ihre Achse und begann, leise und beschwörend Ktaramons Namen zu rufen.
Die Antwort ließ lange auf sich warten, und sie klang schwach und weit entfernt.
»Wir hören dich ... Wir wissen, daß ihr in Gefahr seid ... Ihr wolltet das Zeittor nicht benutzen, als es offenstand. Jetzt kann ich dir nicht sagen, wann es sich von neuem öffnet, damit ihr fliehen könnt.«
Charru schloß die Augen. »Ktaramon! Was wird geschehen? Ihr könnt doch in die Zukunft sehen, ihr ...«
»Du weißt, daß die Zukunft immer nur ein Strahl im Fächer zahlloser Möglichkeiten ist. Aber wir werden es versuchen. Wer werden den Zeitstrahlen folgen und die Möglichkeiten erkunden. Wenn du mich wieder rufst, kann ich dir vielleicht schon mehr sagen.«
Die Stimme verklang.
Charru holte Atem, wollte noch eine Frage stellen, doch ein scharfes Knacken von der Tür her unterbrach ihn. Eine andere, ebenfalls körperlose Stimme erklang. Die kratzende Stimme eines Lautsprechers.
»Wir öffnen jetzt die Tür. Verhaltet euch ruhig und gehorcht den Anweisungen! Bei den geringsten Schwierigkeiten werden diejenigen getötet, die wir bisher im Kliniktrakt verhört haben. Wir beginnen mit dem Jungen, den ihr Jarlon nennt. Ich wiederhole ...«
Zähneknirschend hörten die Terraner zu.
Sie verhielten sich tatsächlich ruhig, als wenig später die Türflügel auseinanderglitten. Selbst wenn die Drohung nicht ernst gemeint war, verbot die unklare Lage eine sofortige Aktion. Und die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß sich die Fremden nicht allein auf ihre Drohung verließen, sondern sich abgesichert hatten.
Zwei Männer standen im Licht des Stahlflurs.
Bewaffnet! Die Terraner kannten die Wirkungsweise der Waffen nicht, doch sie verzichteten darauf, sie auszuprobieren.
Der dritte Mann ließ einen raschen, prüfenden Blick über die Gefangenen gleiten.
»Charru von Mornag?« fragte er knapp.
Also hatten sie tatsächlich schon ein paar Verhöre durchgeführt. Es war sinnlos, sie täuschen zu wollen, da sie mit ihren Wahrheitsdrogen so oder so zum Ziel kommen würden. Charru preßte die Lippen zusammen und erhob sich.
»Mitkommen!« befahl der Fremde. »Dein Schwert bleibt hier. Und wenn du uns Ärger machst, stirbt dein Bruder.«
*
Der graue Anzug schlotterte um die hagere Gestalt des Mannes. Er lag ausgestreckt auf der weißen Kunststoff-Pritsche. Die Tür seiner Zelle stand offen, aber er dachte nicht daran, den Raum zu verlassen. Auch er war ein Gefangener - aber ein Gefangener, den niemand zu fesseln oder einzusperren brauchte. Seine weit geöffneten Augen starrten zur Decke.
Auf den ersten Blick sah es so aus, als sei er tief in
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