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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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einen Moment, bis er Worte fand.
    »Scharf beobachtet«, stellte er fest. »Sie sind ganz bestimmt nicht der Wilde, der Sie zu sein vorgeben. Wer hat Sie hierher geschickt? Mit welchem Auftrag? Was wollen Sie?«
    Charru registrierte den Übergang zum höflicheren Sie.
    »Niemand hat uns geschickt«, sagte er gedehnt. Er sprach vorsichtig, wog die Worte ab, weil er wußte, daß sein Gegenüber die Wahrheit so oder so nicht akzeptierte, nicht akzeptieren konnte. »Wir sind gekommen, um hier eine Weile zu leben. Wir wußten nicht, daß die Insel bereits bewohnt ist - oder vielmehr benutzt wird. Sie machen hier wissenschaftliche Experimente, nicht wahr?«
    »Das haben Sie bemerkt?« fragte der andere, von neuem überrascht.
    »Es ist kaum zu übersehen. In der Natur kommen weder zahme Panther noch blutrünstige Hauskatzen vor.« Charru bemerkte Magners plötzliches, selbstgefälliges Lächeln und begriff, daß er jetzt vielleicht eine Chance hatte, mehr zu erfahren. »Wie haben Sie das gemacht?« fragte er. »Und warum tun Sie es?«
    In den Augen des Hageren erschien ein eigentümlich intensiver Glanz.
    Er arbeitete hier im Geheimen, also auch ohne öffentlichen Erfolg. Er genoß das Interesse seines Gefangenen, war darauf aus, Bewunderung zu erregen.
    »Ich habe Sie eigentlich nur auf unsere Marionette aufmerksam gemacht, um Ihnen zu zeigen, was mit Ihnen geschehen wird, wenn Sie Widerstand leisten«, sagte er. »Falls Ihnen die Methode der Gehirnwäsche nicht geläufig ist - sie kann im Gegensatz zu einer Drogenbehandlung nicht rückgängig gemacht werden. Ihr Interesse an meiner wissenschaftlichen Arbeit läßt mich vermuten, daß Sie ein kluger Mann sind. Als Anführer Ihrer Gruppe könnten Sie mir einige Schwierigkeiten und sich selbst ein unschönes Schicksal ersparen. Und was das Schicksal Ihrer Freunde angeht, zweifle ich nicht daran, sie überzeugen zu können, daß die Wissenschaft Opfer fordert, daß eine große Idee jedes Mittel heiligt.«
    Wachsende Erregung straffte die Züge des Hageren. Der fanatische Klang der Stimme jagte Charru einen Schauer über den Rücken.
    »Sie haben mir immer noch nicht erzählt, was Sie hier tun«, sagte er.
    »Ich versuche, die Welt zu retten«, erklärte Jordan Magner ohne jede Ironie. »Ich weiß, Sie begreifen das nicht. Aber Sie werden zugeben, daß diese Welt in einem höchst desolaten Zustand ist und unaufhaltsam auf einen Krieg zusteuert. Einen schrecklichen, endgültigen Krieg. Etwas wie diese sogenannte »große Katastrophe«, die irgend jemand aus Gründen, die ich noch nicht kenne, Ihren Freunden so nachhaltig im Gedächtnis verankert hat, daß sie selbst daran glauben.« Er machte eine Pause und lächelte. »Als Führer der Gruppe werden Sie mich zweifellos über Sinn und Zweck des Ganzen aufklären können. Übrigens halte ich es für möglich, daß die Erklärung auf einer ähnlichen Ebene liegt wie meine wissenschaftlichen Experimente. - Sie wissen, was Gedächtnismoleküle sind?«
    Die Frage kam scharf, mit fast leidenschaftlicher Betonung. Charru schüttelte langsam den Kopf.
    »Eine komplizierte eiweißartige Verbindung«, begann Jordan Magner zu erklären. »Der Stoff im Gehirn, in den sich Erinnerungen und Erfahrungen prägen - das Verhaltensmuster des Tiers, beim Menschen die Summe der Persönlichkeit. Die Wissenschaftler haben schon vor ein paar hundert Jahren festgestellt, daß sich diese Gedächtnismoleküle aus einem zerstampften Gehirn herausfiltern und auf ein anderes Lebewesen übertragen lassen.«
    Charru schluckte.
    Deshalb also die vielen konservierten Hirne! Er brauchte seine ganze Beherrschung, um sich nicht vor Ekel zu schütteln.
    »Die Übertragung von Gedankeninhalten«, fuhr Jordan Magner fort. »Ein uralter Menschheitstraum! Entsprechende Experimente mit Kleintieren waren schon sehr früh erfolgreich. Man nehme eine Ratte, bringe ihr bei, ein dunkles Schlupfloch zu meiden, weil sie dort schmerzhafte Stromschläge erhält, und stelle aus dem Hirn dieser Ratte eine Droge her, die man einem anderen Tier einspritzt. Auch diese zweite Ratte wird das Schlupfloch meiden, wird sich also völlig artfremd verhalten, obwohl sie niemals selbst die Erfahrung mit dem Stromschlag gemacht hat. Es funktioniert. Die Wissenschaftler wußten schon vor dem Jahr 2000 daß es funktioniert. Aber niemand hat die Methode mit solchem Erfolg verfeinert wie ich.«
    »Blutrünstige Hauskatzen und zahme Panther«, sagte Charru leise.
    »Perfekt, nicht wahr? Auf die

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