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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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wirkten wie erloschen.
    »Ist es wahr, was die anderen sagen?« fragte er. »Daß die Fremden vom Mars die Erde vernichten wollen, weil Chan die Bombe abgeworfen hat?«
    »Wir wissen nicht, ob es wahr ist. Aber wir müssen uns darauf vorbereiten.«
    »Und alle werden sterben?«
    »Wir wissen es nicht.«
    Charru machte eine hilflose Geste. Was hätte er sagen sollen? Cirans Volk lebte in den Ruinen von New York. Todgeweiht - genau wie das Volk vom Meer in Europa, wie die Goldenen und so viele andere.
    Der Blick des Jungen ging ins Leere. Sein Gesicht glich einer weißen Maske, aus der alles Kindliche verschwunden war.
    »Ich muß zurück«, flüsterte er. »Ich muß es ihnen sagen. Vielleicht gibt es eine Rettung. Vielleicht findet Bar Nergal einen Ausweg für mein Volk, auch wenn er nur ein Mensch ist.«
    Charru schwieg.
    Er wußte, daß Bar Nergal nicht einmal einen Gedanken an die Menschen der toten Stadt verschwenden, daß er allenfalls daran denken würde, seine eigene Haut zu retten. Glaubte Ciran immer noch an ihn? Charru preßte die Lippen zusammen. Es widerstrebte ihm, dem Jungen alle Hoffnung zu nehmen, aber er konnte ihn auch nicht belügen.
    »Bar Nergal wird euch nicht retten«, sagte er. »Selbst wenn er ein Schiff hätte - er hat niemanden, der es fliegen könnte.«
    »Aber ich muß zurück! Es ist meine Heimat, mein Volk. Laß mich das Flugzeug nehmen, mit dem Chan und Olant gekommen sind. Laß mich nach Hause, bitte!«
    »Du kannst nicht fliegen. Nicht mit dem gebrochenen Arm.«
    »Ich habe auch das Beiboot geflogen.« Ciran stockte, und seine Lippen zuckten in der Erinnerung. »Das Flugzeug läßt sich mit einer Hand bedienen. Ich weiß, daß ich es kann.«
    Seine Stimme klang beschwörend, aber in seinen Augen war das wilde, rebellische Funkeln erloschen. Etwas anderes bewegte ihn als der blinde Fluchtimpuls von früher, als das starrköpfige Aufbäumen gegen diejenigen, die er für seine Feinde hielt. Er konnte es nicht in Worte fassen, aber er spürte, daß er seinen eigenen Weg gehen mußte.
    Charru verstand ihn.
    Hatte er das Recht, den Jungen zurückzuhalten? Hätte es überhaupt Sinn gehabt in einer Lage, in der die Priester genauso bedroht waren wie ihre Gegner? Ciran spürte das Zögern des anderen und biß sich auf die Lippen.
    »Ich werde nicht mehr gegen euch kämpfen«, sagte er. »Das verspreche ich.«
    »Gut. Ich glaube dir. Aber ich möchte, daß du dir deinen Entschluß bis morgen überlegst. Die Priester sind gefährlich, Ciran. Du kannst dich nicht offen gegen sie stellen.«
    »Ich weiß. Aber ich muß trotzdem gehen.«
    »Denk darüber nach. Und nun komm.«
    Ciran schüttelte den Kopf.
    »Laß mich hierbleiben«, bat er. »Ich will für meinen Bruder die Totenwache halten. Das ist das einzige, was ich noch für ihn tun kann.«
    *
    Kurz vor Sonnenaufgang starb Olant, der Tempeltal-Mann.
    Für ihn und Chan wurden in der Steppe Scheiterhaufen errichtet. Cris kämpfte gegen die Tränen. Cirans Züge waren starr. Er hatte sich ein paar Schritte von seinem Bruder zurückgezogen. Immer noch trennte sie eine unsichtbare Kluft: der endgültige Bruch mit der Vergangenheit, der für Cris längst selbstverständlich war und den Ciran nicht vollziehen konnte und wollte.
    Der Morgen dämmerte, als die Flammen der Scheiterhaufen in sich zusammensanken.
    Ciran trat auf Charru zu, während die anderen zum Lager zurückgingen. Das Gesicht des Jungen wirkte ruhig und entschlossen. Charru wußte schon vorher, was er hören würde.
    »Ich habe nachgedacht, so wie du gesagt hast. Ich muß zu meinem Volk zurück. Dort ist mein Platz.«
    »Ciran, wenn du versuchst, dich gegen Bar Nergal zu stellen ...«
    »Ich weiß, daß ich das nicht kann. Ich möchte nur zurück, dorthin, wo ich zuhause bin.«
    »Wie du willst. Ich bringe dich mit einem der Beiboote ins Tal.« Charru zögerte und zog die Brauen zusammen. »Vielleicht gelingt es dir tatsächlich, die Priester davon zu überzeugen, daß der ganzen Erde Gefahr droht. Vielleicht sind sie endlich bereit zum Frieden, wenn sie das erst einmal begriffen haben. Jeder einzelne von uns hat Grund, Bar Nergal zu hassen. Wir wissen, daß er jeden Meineid schwören würde, um seinen Hals zu retten. Aber die meisten seiner Anhänger sind nur Opfer, genau wie dein Volk. Wir werden niemanden zurückweisen, der in Frieden kommt.«
    »Du meinst - ihr würdet uns helfen?« fragte Ciran ungläubig. »Uns mitnehmen?«
    »Ich weiß nicht, ob das möglich ist, Ciran. Bis

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