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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Und wir werden trotz allem glücklich sein.«
    Lara seufzte tief auf, als er sich über sie beugte und die Lippen auf ihren Mund preßte.
    Für einen Moment versank die Umgebung. Erst mit Verspätung drang die Unruhe draußen vor dem Boot in Charrus Bewußtsein. Ciran, erkannte er. Die Stimme des Jungen klang erstickt und verzweifelt. »Er muß kommen. Bitte! Mein Bruder stirbt. Er muß ihm helfen!«
    »Chan?« fragte Lara tonlos. Und als Charru nickte: »Niemand kann ihm helfen, nicht wahr?«
    »Nein. Aber Ciran ist noch ein Kind. Er braucht Hilfe.«
    Charru wandte sich rasch ab und verließ das Boot.
    Draußen hielt Gian von Skait Ciran an der Schulter zurück. In den Augen des Jungen standen Tränen. Tief in ihm schien etwas wie ein unsichtbarer Damm gebrochen zu sein. In diesen Minuten war er nur noch ein Kind, das sich verzweifelt an eine Hoffnung klammerte, die nicht existierte.
    »Du mußt ihm helfen!« ,stammelte er. »Ich will nicht, daß er stirbt! Ich will nicht!«
    *
    Chan warf unruhig den Kopf hin und her und tastete mit fahrigen Händen über die Foliendecke.
    Charru hatte den marsianischen Arzt holen lassen, um Ciran zu zeigen, daß sie alles versuchten. Ein Fehler, wie er rasch einsah. Der Mediziner interessierte sich, wenn überhaupt, lediglich für den klinischen Fall, aber nicht für die Gefühle eines vierzehnjährigen Jungen.
    »Höchstens noch eine Stunde«, erklärte er kühl. »Vielleicht auch nur noch ein paar Minuten. Ich sagte ja schon, daß es besser ist, beide sofort zu liquidieren.«
    Ciran wußte mit dem Begriff Liquidation nichts anzufangen.
    Charru bezwang den kalten Zorn und schüttelte den Kopf. Achselzuckend wandte sich der Marsianer ab und folgte Kormak und Gillon hinaus. Ciran schluckte krampfhaft.
    »Er darf nicht sterben«, flüsterte er. »Nicht auch noch Chan! Es muß doch einen Weg geben. Es muß ...«
    Er verstummte, als er sah, daß sein Bruder die Augen geöffnet hatte. Chans Blick war glanzlos, ging ins Leere, als habe sein Geist sich schon weit entfernt.
    »Ciran?« murmelte er.
    »Ja«, sagte der Junge mühsam.
    »Du - lebst? Aber du warst doch - warst doch bei Bar Nergals Feinden in dem Tal.«
    »Sie sind entkommen. Auch Cris lebt. Nur Jar-Marlod nicht. Er wollte warten. Er dachte, du würdest kommen, um ihn zu retten.«
    »Er hat - auf mich gewartet?«
    »Ja. Ich hätte es auch getan. Aber ich war verletzt, bewußtlos, ich ...«
    »Und ich - habe die Bombe geworfen.« Chans Atem beschleunigte sich, sekundenlang erschien ein eigentümlich verwunderter Ausdruck auf seinen Zügen, als begreife er sich selbst nicht mehr. »Wir haben so viele getötet, Ciran. Wir haben Che getötet ...Yatturs Volk ...«
    »Bar Negal hat es befohlen. Du mußtest gehorchen.«
    »Haßt du mich nicht? Ich - ich habe Bar Nergal gehaßt, als er befahl, die Bombe zu werfen, ohne dich und den Priester zu befreien. Ich habe ihn gehaßt, als er befahl, Che umzubringen, unseren eigenen Bruder ...«
    »Gehaßt?« echote Ciran tonlos. »Du hast ihn gehaßt?«
    Chan antwortete nicht.
    Charru wandte den Kopf, als er ein leises Geräusch hinter sich hörte. Cris stand in der offenen Tür, das Gesicht weiß unter dem blonden Haar. Zögernd kam er herein. Ciran wandte mit einer heftigen Bewegung den Kopf ab.
    Chans Augen flackerten.
    Noch einmal klärte sich sein Blick. Mühsam formten seine Lippen Worte.
    »Er ist kein Gott, Ciran ... Jar-Marlod - hat es gesagt. Er ist kein Gott ...«
    Die Stimme brach.
    Chans Lider schlossen sich, sein Kopf sank zur Seite. Er bäumte sich nicht auf, zuckte nicht, gab keinen Laut von sich. Nur seine flachen Atemzüge verstummten, und Charru wußte, daß es vorbei war.
    Cris blieb reglos neben der Pritsche stehen.
    Ciran wandte sich ab und verließ langsam den Raum, mit leeren Augen und schleppenden Schritten. Draußen auf dem Gang taumelte er fast und lehnte einen Augenblick die Stirn gegen die kühle Metallwand. Charru, der ihm nachgegangen war, legte ihm ruhig die Hand auf den Arm.
    »Er hat die Wahrheit gesagt, Ciran. Die Priester sind keine Götter. Weißt du, daß es die Wahrheit war?«
    »Ja«, flüsterte der Junge. »Aber ich habe geglaubt, daß sie Götter sind. - Ich habe Che getötet. Ich habe die Bomben auf Yatturs Dorf geworfen ...«
    »Er weiß, daß Bar Nergal dich nur benutzt hat.«
    Charru war sich nicht sicher über diesen Punkt, aber er wußte auf jeden Fall, daß Yattur nie versucht hatte, sich an Ciran zu rächen. Der Junge blickte auf. Seine Augen

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