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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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kann versuchen, über Funk den Kommandokreuzer zu erreichen«, sagte er heiser. »Wenn er sich auf einer bestimmten Frequenz nicht meldet, ist er bereits auf dem Rückflug. Wahrscheinlich, weil man davon ausgeht, daß die »Solaris« beim Start abgestürzt ist.«
    »Und wenn er sich doch meldet, wissen Ihre Leute, wo Sie stecken?«
    »Ich kann die Verbindung sofort wieder unterbrechen. Man wird an ein Versehen glauben.«
    »Einverstanden. Versuchen Sie es.«
    Der Marsianer nickte.
    Seine Finger zitterten,. als er sich schwer in den Andrucksitz sinken ließ und das Funkgerät bediente. Charru stand angespannt neben ihm, darauf vorbereitet, sofort einzugreifen, falls der andere versuchen sollte, eine Information oder einen Hilferuf durchzubringen. Aber John Coradis Widerstandswille war gebrochen. Mit schwacher Stimme sprach er die Kennung des Kommandokreuzers ins Mikrophon, forderte ihn wieder und wieder auf, sich zu melden - vergeblich.
    Achselzuckend gab er schließlich auf.
    »Ich würde tatsächlich die Frequenz wechseln müssen, um den Kreuzer zu erreichen«, sagte er. »Die Staffel ist auf dem Rückflug zum Mars. Sie haben die »Solaris« aufgegeben.«
    *
    Cirans Hand zitterte, als er den Steuercomputer für die Landung programmierte.
    Mit brennenden Augen starrte er auf das endlose Trümmerfeld und das vielfach geborstene Beton-Areal zwischen den Ruinen. Stinkende Kellerlöcher. Ein Leben, das sie mit Ratten und Ungeziefer teilten. Sein krankes, degeneriertes Volk hatte zwischen den Mauern Schutz gesucht, bis die Götter von den Sternen kamen und versprachen, dieses Volk wieder groß zu machen. Und die Legenden hatten gesagt, daß die Götter zurückkommen würden, um Charilan-Chis Volk aus der toten Stadt zu führen. Ciran schauerte.
    »Er ist kein Gott«, glaubte er wieder Chans Stimme zu hören. Jar-Marlod hatte es gesagt. Er mußte es wissen, weil auch er von den Sternen kam. Bar Nergal war kein Gott. Und vielleicht waren dann auch jene Silbernen keine Götter gewesen, sondern Menschen von einem anderen Planeten, so wie Charru von Mornag gesagt hatte.
    Jetzt öffnete sich das Tor des Lagerhauses, und der Oberpriester trat ins Freie.
    Er glaubte, daß Chan und Olant zurückkamen. Aber Chan und Olant waren tot. Bar Nergals Feinde lebten noch, und Ciran fürchtete sich plötzlich davor, ihm gegenüberzutreten.
    Die Maschine setzte mit einem leichten Ruck auf.
    Weich rollte sie aus, die Triebwerke verstummten. Cirans Herzschlag beschleunigte sich, als er aus der Kanzel kletterte. Sein Blick hing an der hohen, hageren Gestalt in der blutroten Robe. Er ist kein Gott, hämmerte es in ihm. Er ist kein Gott, er ist kein ...
    Die Bewegung zwischen den Ruinen ließ ihn den Kopf wenden.
    Ein paar mutierte Ratten huschten über das aufgerissene Pflaster. Kleine, fellbedeckte Schatten zeichneten sich ab, winkten, tauschten erregte, unartikulierte Laute. Ciran biß die Zähne zusammen beim Klang der vertrauten Stimmen. Die Katzenfrauen hatten die Sprache der Götter nie erlernt, denn sie waren von diesen Göttern unfruchtbar gemacht und zum Sterben verurteilt worden. Götter? Marsianer, dachte Ciran. Und jetzt würden die Marsianer die Erde vernichten, auch die tote Stadt, auch Charilan-Chis Nachkommen, denen sie eine Zukunft versprochen hatten.
    Langsam ging der Junge auf Bar-Nergal zu.
    Die anderen Priester standen in seiner Nähe, auch die wenigen Akolythen und Tempeltal-Leute. Cirans Blick forschte in den Gesichtern. Keine Götter ... Aber als er Bar Nergals schwarzen, hypnotischen Augen begegnete, spürte der Junge immer noch einen Schauer der alten Angst.
    Sie waren mächtig.
    Wenn sie es befahlen, konnte es geschehen, daß Ciran von seinem eigenen Volk umgebracht wurde, daß selbst seine Mutter dem Urteil zustimmte, so wie sie Ches Opferung zugestimmt hatte. Oder würde sie glauben, daß der Oberpriester kein Gott war? Doch, dachte Ciran. Wenn die Erde starb und ihr Gott nichts dagegen tun konnte. Wenn es zu spät war ...
    Bar Nergals dürre Schultern hoben sich unter einem tiefen Atemzug.
    Die dunklen Augen wurden schmal, tief auf dem Grund seiner Pupillenschächte begann ein Funke zu glimmen. Wut ließ seine dünnen Lippen zucken. Eine namenlose, lodernde Wut, die Ciran wie ein Gluthauch traf und deren Grund er erst nach ein paar Sekunden begriff.
    Der Oberpriester wußte, was geschehen war.
    Cirans Rückkehr sagte es ihm. Ciran war als Gefangener bei den anderen Terranern gewesen, also mußten sie noch leben. Bar

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