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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schiffe! Erst die »Deimos«, die von den wahnsinnigen Priestern abgeschossen worden war, jetzt die »Solaris«. Eine niederschmetternde Bilanz. Und eine Bilanz, die es verbot, auf eine äußerst schwache Hoffnung hin auch noch Beiboote aufs Spiel zu setzen und weitere Verluste zu riskieren.
    Der Colonel seufzte. Eine Reaktion, die sich weniger auf das Schicksal der »Solaris«-Besatzung bezog als auf die Tatsache, daß der perfekte Ablauf der Aktion jetzt ein paar Schönheitsfehler aufwies.
    »Sie haben recht«, sagte er. »So bedauerlich es ist, wir werden die »Solaris« abschreiben müssen.« Und nach einer Pause: »Bereiten Sie sich bitte darauf vor, die Umlaufbahn zu verlassen. Der Rückstart zur Basis erfolgt in einer halben Stunde.«
    *
    »Charru ...«
    Lara schlang die Arme um ihn und drückte einen Moment lang den Kopf an seine Schulter. Sie hatte sich auf dem zurückgeklappten Andrucksitz aufgerichtet, das friedlich schlafende Kind neben sich. Ihr schmales, schönes Gesicht zeigte einen Ausdruck zwischen Erschöpfung, Glück und Schmerz, der ihn wie ein Stich traf.
    »Du weißt es schon«, stellte er fest.
    Sie nickte. »Indred hat es mir gesagt. Oh Charru, es tut mir so leid. Es ist teuflisch - so sinnlos, so ungerecht! Einen ganzen Planeten zu vernichten wegen des Wahnsinns eines bösartigen alten Mannes! All die Menschen, die niemandem etwas getan haben! Und ihr - ihr habt so lange dafür gekämpft, auf der Erde leben zu können.«
    Leidenschaftlicher Zorn verdunkelte ihre Augen. Charru drückte beruhigend ihre Schulter.
    »Noch ist nichts entschieden«, sagte er. »Wir haben die »Solaris« hierhergebracht, weil es vermutlich die unwiderruflich letzte Chance war, je wieder ein Schiff in die Hand zu bekommen. Bis jetzt haben wir nur Behauptungen gehört, aber keine Beweise gesehen.«
    »Und wenn es wahr ist? Wo sollen wir dann hin? Es gibt doch keinen anderen Platz für uns als die Erde.«
    Er sah die Tränen auf ihren Wangen und machte eine beschwichtigende Geste. »Nicht weinen. Wir werden es schon schaffen. Mit der »Solaris« können wir notfalls den Merkur erreichen, und die Rebellen dort haben eine der Luna-Fähren, die groß genug ist, um unsere Leute zu evakuieren. Wir sind nicht wirklich in Gefahr. Und der Merkur ist frei.«
    Lara lächelte unter Tränen. »Das ist das wichtigste, ich weiß. Aber ich weiß auch, was es für euch bedeutet, die Erde aufgeben zu müssen. Ich wünsche mir so sehr, daß es nicht wahr ist.«
    »Das wünschen wir uns alle.« Er straffte sich und zog die Brauen zusammen. »Glaubst du denn, daß es wahr ist? Hältst du es überhaupt für möglich, für technisch durchführbar?«
    »»Die Erdatmosphäre mit Kohlendioxyd anzureichern? Doch, das ist möglich. Es ist nicht einmal schwierig, nicht bei der ungeheueren Kapazität der marsianischen Container-Flotte.«
    »Und es würde das bewirken, was dieser Coradi behauptet hat?«
    Sie nickte. »Ja, Charru. Die Hitze würde innerhalb kurzer Zeit fast unerträglich werden. Natürlich dauert es eine Weile, bis ein ganzer Planet stirbt, aber die Klimaveränderungen würden schon vorher Katastrophen hervorrufen. Verheerende Orkane. Gewaltige Überschwemmungen, wenn das Eis an den Polen abschmilzt.« Sie schauerte zusammen. »Und dann der Hitzetod. Je mehr Leben zugrunde geht, je weniger Biomasse vorhanden ist, desto weniger Kohlendioxyd kann gebunden werden. Zum Schluß würde es sehr schnell gehen.«
    Charru biß sich auf die Lippen.
    Er dachte an die vielen Menschen, an die jungen Rassen der Erde, über deren Leben und Tod in Kadnos mit einem Federstrich entschieden worden war. Das friedliche Volk, das die Terraner an der kargen europäischen Küste als Götter begrüßt hatte. Die goldenen Geschöpfe aus den Wäldern Afrikas. Die Katzenfrauen der toten Stadt, die nichts dafür konnten, daß sie von den Priestern mißbraucht wurden.
    »Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, ob Coradi die Wahrheit gesagt hat?« fragte er rauh.
    »Ihr müßtet mit einem der Beiboote aufsteigen und Messungen vornehmen. Ich kann euch erklären, wie es gemacht wird. Oder ich kann mitfliegen, wenn ihr ein paar Tage wartet.«
    »Kommt nicht in Frage. Du wirst dich in aller Ruhe erholen.« Einen Augenblick sah Charru auf das winzige schlummernde Wesen in den weißen Leinentüchern, und die krampfhafte Spannung seiner Schultern lockerte sich ein wenig. »Wir werden es schaffen«, wiederholte er leise. »Wir werden leben, ob hier oder auf dem Merkur.

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