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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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»Aber trotzdem sollt ihr wissen, daß ihr hier weit über diesen Kampf hinaus willkommen seid. Wir brauchen euch mehr als ihr uns. Wir brauchen uns gegenseitig - vielleicht ist das gut so.«
    »Sicher ist es gut so. Ich habe nicht darüber nachgedacht - nicht in diesem Sinne.«
    Sie hoben die Gläser.
    Charru fühlte sich erleichtert, denn er hatte wirklich nicht über diese Seite ihres Bündnisses nachgedacht, hatte sich nie klargemacht, daß die Rebellen allein auf diesem Planeten gar nicht in der Lage waren, ihre Ziele zu verwirklichen. Damals, als sie den Merkur besiedelten, waren selbstverständlich auch Frauen bei ihnen gewesen. Aber Frauen wurden nicht nach Luna deportiert. Sie steckten in irgendwelchen Internierungslagern, vielleicht in psychiatrischen Kliniken - eine Gruppe von Opfern, deren Schicksal sich im Verborgenen vollzog und sicher nicht weniger hart gewesen war als das ihrer Gefährten.
    Der Gedanke, daß hier auf dem Merkur eine neue Gemeinschaft entstehen würde, vielleicht ein erster Brückenschlag zwischen den Barbaren aus der Mondstein-Welt und den Menschen der Vereinigten Planeten, hatte in diesen Sekunden für Charru etwas bestürzend Neues, aber er begriff, daß es anders gar nicht gehen konnte.
    Und er begriff auch die Probleme, die sich daraus ergeben würden. Probleme, von denen er einige selbst heraufzubeschwören im Begriff war. Unnötige Probleme vielleicht.
    »Mark«, sagte er aus seinen Gedanken heraus.
    »Ja?«
    »Wieviele Menschen könnt ihr überhaupt hier aufnehmen? Und wen wollt ihr aufnehmen?«
    Mark runzelte die Stirn.
    »Was meinst du damit?« fragte er.
    Charru sah ihn an. »Wir haben auf der Erde Freunde gefunden, Mark. Yattur, Cris und Ciran zum Beispiel gehören inzwischen zu uns. Yatturs kleine Tochter und Cris' ganze Familie leben in der toten Stadt und ...«
    »Warum sollten wir sie nicht aufnehmen wollen? Das ist doch keine Frage.«
    »Und die Priester?«
    Charru sah die plötzliche Spannung in den Gesichtern ringsum. Mark kniff die Augen zusammen.
    »Die Priester«, wiederholte er gedehnt. »Sie waren es, die auf der Erde die Atombombe abwarfen, nicht wahr? Haben sie nicht immer gegen euch gekämpft? Jede Möglichkeit genutzt, euch zu schaden, euch nach Möglichkeit bis zum letzten Mann auszurotten?«
    »Sicher. Aber sie gehören trotz allem zu uns. Sie sind auch nur Opfer - verblendete, fanatische Opfer, die es nicht fertiggebracht haben, sich innerlich von der Mondstein-Welt zu trennen.«
    Einen Augenblick blieb es still.
    »Und ihr findet nicht, daß ihr die Humanitätsduselei etwas zu weit treibt?« fragte der junge Mikael gedehnt.
    »Vielleicht.« Charru zögerte. »Trotzdem möchte ich sie nicht gern ihrem Schicksal überlassen. Die meisten von ihnen haben sich Bar Nergal nur angeschlossen, weil sie einen Vernichtungsschlag der Marsianer fürchteten und nicht mit uns zusammen sterben wollten. Einige bereuen inzwischen sicher schon lange ihren Entschluß.« Er machte eine Pause und zuckte die Achseln. »Es ist eure Entscheidung.«
    »Nein«, sagte Mark entschieden. »Es ist nicht unsere Entscheidung. Wir können hier nur zusammenleben, wenn wir den Merkur als unsere gemeinsame Heimat betrachten. Und dann müssen wir uns gegenseitig so akzeptieren, wie wir sind. Eure Priester gefallen uns nicht. Dafür werden euch ein paar von unseren Leuten nicht gefallen, die Merkur lieber als bequeme Kolonie der Vereinigten Planeten sehen würden und nicht als freie Welt. Aber das ist es schließlich, was uns von den Vereinigten Planeten unterscheidet: Daß wir jedem seinen eigenen Weg lassen, daß wir nicht ausmerzen, was uns nicht paßt. Oder?«
    Sein Blick glitt in die Runde. Niemand erhob Widerspruch. Charru atmete auf, obwohl er seiner Sache immer noch nicht ganz sicher war.
    »Trotzdem könnt ihr nicht unbegrenzt jeden aufnehmen, der vielleicht gern auf dem Merkur überleben möchte, nicht wahr?« fragte er weiter.
    »Jeden?« Mark schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht. Unsere Energie-Versorgung wird ohnehin an einem seidenen Faden hängen, sodaß wir uns sehr schnell etwas einfallen lassen müssen. Wir schaffen es schon irgendwie. Aber natürlich können wir nicht die halbe Erde hier aufnehmen.«
    »Und kannst du das vielleicht auch meinem Bruder klarmachen?«
    »Deinem Bruder?«
    Charru lächelte matt. Sein Blick wanderte zum anderen Ende des langen Tisches, wo Jarlon zwischen Leif und Kormak saß und offenbar gezielt versuchte, seine widersprüchlichen Empfindungen

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