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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Riesenratten, von denen Jorden gehört hatte? All die makabren Mutationen?
    Nachwirkungen der Vergangenheit, dachte er achselzuckend. Die Evolution war schnell fortgeschritten. Und der Wüstengürtel mochte untypisch sein. Was die Erde damals in dem großen Krieg zerstört hatte, waren nicht nur Atombomben gewesen, sondern auch und in erster Linie die neuen, die »sauberen« Waffen, deren scheinbare Kontrollierbarkeit eine neue Ära des Militarismus einleiteten und deren gefährliche Folgen sich erst zeigten, als es zu spät war.
    David Jorden warf einen Blick zu Professor Girrild hinüber, der an einem zweiten Schirm saß und Werte über Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Terminal einspeiste.
    Der schmale grauhaarige Mann kniff die Augen zusammen. Immer wieder glitten seine Finger eilig über die Tastatur, um Vergleichsdaten abzurufen. Normkurven aus rein theoretischen Berechnungen. Ergebnisse konkreter Messungen, die gerade in dieser Gegend schon früher vorgenommen worden waren. Selbst auf dem Schirm sahen die Abweichungen dramatisch aus. David Jorden vergegenwärtigte sich, was er über die Operation »Tödlicher Ring« wußte, und verspürte gelindes Unbehagen bei dem Gedanken, wie schnell so ein wissenschaftliches Experiment außer Kontrolle geraten konnte .
    Aber hier war es ja kein wissenschaftliches Experiment gewesen, sondern ein Vernichtungsschlag gegen einen Planeten.
    »Fabelhaft«, murmelte Professor Girrild. »Schon jetzt die reine Hölle! Der größte Teil der Fauna dürfte das Stadium der Überschwemmungen, Orkane und Naturkatastrophen überhaupt nicht mehr erleben.«
    Jorden nickte nur.
    Daß unter den Begriff Fauna in diesem Fall auch die primitiven Rassen der Erde fielen, verstand sich von selbst. Die diesbezüglichen Kenntnisse der Marsianer beschränkten sich auf Informationen, die frühere Forschungsexpeditionen mitgebracht hatten. Expeditionen im Rahmen eines umfassenden Studienprogramms. Überall auf Terra existierten intelligente Wesen, denen - manchmal vor Jahrzehnten - die Sprache der Vereinigten Planeten vermittelt worden war und die seither die fremden Raumfahrer als Götter betrachteten. Götter, auf deren Wiederkehr sie warteten. Götter, die der Erde jetzt den Tod gebracht hatten - eine Tatsache, deren grausame Ironie David Jorden mit fast schmerzhafter Plötzlichkeit aufging.
    Das erfolgversprechende genetische Experiment mit den Ruinenbewohnern - vergeblich!
    Die intelligente Rasse der europäischen Küstenbewohner, bei denen die Wissenschaftler Ansätze zu aggressionsfreien Verhaltensformen entdeckt zu haben glaubten - dem Untergang geweiht.
    Dazu all die Formen wirklich Primitiver mit ihren teilweise phänomenalen Anpassungsleistungen. Die erst kürzlich entdeckten und mittlerweile wohl ausgerotteten Yetis des Himalaya, eine geheimnisvolle, noch nahezu unerforschte Rasse im afrikanischen Waldgürtel. Anzeichen für gewisse intelligente Lebensformen unter Wasser. Ein ganzer Fächer von Möglichkeiten, der sich nach der Großen Katastrophe von neuem geöffnet hatte. David Jorden zog die Brauen zusammen, starrte mechanisch auf die Meßdaten, während seine Gedanken wirbelten. Als Ökologe und Bioniker kannte er die Verhältnisse auf der Erde, so weit sie erforscht waren. Aber er hatte den zerstörten, halb vergessenen Planeten immer nur als wissenschaftliches Exempel gesehen. Erst jetzt, ohne daß er noch einen Blick nach draußen geworfen hätte, empfand er zum erstenmal, was sich hier wirklich entfaltete: die Schöpfungskräfte der Natur, die den Wurzeln des Lebens noch nahe waren - viel näher als die hochtechnisierte Kunstwelt der Vereinigten Planeten.
    Kunstwelt?
    David Jorden schüttelte den Kopf über sich selbst. Vermutlich war es schlichter Streß, der ihm solch unsinnige Gedanken eingab. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, lehnte sich zurück und überließ den Computer für eine Weile sich selbst.
    Erst als Professor Girrild mit einer endgültigen Bewegung die Anzeigen auf seinem Schirm löschte, fuhr der junge Wissenschaftler auf.
    Er wollte unbedingt bei der Gruppe sein, die als erste das Schiff verließ, um draußen einen kurzen Erkundungsgang zu unternehmen. Fast hätte er über seinen Grübeleien den Zeitpunkt verpaßt, aber glücklicherweise drängte es im Moment nur wenige seiner Kollegen zu Taten.
    Vier Männer ließen sich ausschleusen und kletterten die Gangway hinunter.
    Zwei davon in silbernen Schutzanzügen - eine Vorsichtsmaßnahme, um noch

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