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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schwärze und bedeutete Irnet, sich ebenfalls zu ducken. Das Beiboot war nicht mehr da, ruhte längst in einer Schleuse der »Urania«. Aber als das Ende des Felsengrates die beiden Menschen zwang, sich ins offene, vom Mondlicht erhellte Gelände zu wagen, waren sie zumindest aus dem Bereich heraus, den die Besatzung routinemäßig kontrollierte.
    Ihre Flucht wurde erst kurz vor dem Start des Schiffes entdeckt.
    Ein aufgeregter Mann vom technischen Hilfspersonal meldete sie über die Kommunikationsanlage in die Kanzel. Kommandant Farringer wurde blaß vor Ärger, aber er brauchte nur wenige Minuten, um seine Entscheidung zu treffen.
    Die Rückführung Lara Nords nach Kadnos war absolut vorrangig.
    Alles andere hatte dahinter zurückzustehen. Das Schicksal eines siebzehnjährigen Barbarenmädchens bedeutete nichts. John Coradi hätte nach dieser Aktion ohnehin als Krimineller gegolten, der vermutlich liquidiert worden wäre. Und umkommen würden sie auf dem sterbenden Planeten beide.
    Kommandant Farringer ordnete an, sofort mit dem Countdown für den Start zu beginnen.
    *
    Der Ozean glänzte im Mondlicht wie flüssiges Silber.
    Immer noch herrschte Nacht, aber das schimmernde Wasser und das Gefunkel der Sterne am Himmel erzeugten ein geisterhaftes Zwielicht, in dem die langsam dahinziehenden Wolken wie schwarze Gebirge in Nebelseen wirkten. Das matte Grün der Instrumentenbeleuchtung erfüllte das Beiboot. Charru hatte dem Antrieb fast die ganze Zeit über vollen Schub gegeben, aber das Spezialfahrzeug aus der »Solaris« war zu schwer, um die Geschwindigkeit normaler Boote zu erreichen.
    Charru haderte mit sich selbst, weil er nicht vorher daran gedacht hatte.
    Die Zeit brannte ihm auf den Nägeln. Und doch wußte er, daß er richtig gehandelt hatte. Es wäre Leichtsinn gewesen, Camelo und Beryl allein in der »Solaris« zu lassen, während die unbewaffnete Fähre mit all den Menschen an Bord startete. Es wäre auch Leichtsinn gewesen, ein schnelleres, dafür weniger gut geschütztes Beiboot zu nehmen. Sie mußten zurückkommen. Nicht um ihrer selbst willen, sondern weil Camelo und Beryl sonst nicht mit der »Solaris« starten würden und weil die Sicherheit aller anderen vielleicht von der »Solaris« abhing.
    Charrus Kiefermuskeln spielten.
    Neben ihm beugte sich Gillon von Tareth weit nach vorn und starrte zur dunklen Küstenlinie des Kontinents hinüber.
    Karstein lehnte reglos auf seinem Sitz wie ein Fels. Im Widerschein der Instrumentenbeleuchtung hatten sein Haar und der struppige blonde Bart einen grünlichen Schimmer. Die anderen wußten, daß er es genau wie die meisten Nordmänner verstand, in steinerner Ruhe zu warten, alle sinnlosen quälenden Grübeleien zu verbannen. Sein Blick schien ins Leere zu gehen - und vielleicht lag es daran, daß er es war, der den silbernen Pfeil als erster entdeckte.
    Ein Ruck ging durch seine Hünengestalt.
    »Charru!« stieß er hervor. »Da ...«
    »Ihr Götter!« flüsterte Gillon tonlos.
    Charru hielt den Atem an, spürte nicht, daß sich seine Finger um den abgerundeten Rand der Instrumentenkonsole verkrampften. Seine Augen hingen an der fernen, fadendünnen Spur, die sich über dem Kontinent erhob. Eine Feuersäule, die in den Himmel schoß. Ein rotglühender Strich, dessen Spitze von einem winzigen silbernen Dreieck gebildet wurde ...
    »Das Schiff!« Gillons Stimme klang rauh und fremd. »Das marsianische Schiff startet!«
    Charru schloß die Lider. Er sah Laras Gesicht vor sich. Er sah den dunklen Kopf des Kindes an ihrer Schulter lehnen, sah sie lächeln, sah die grünlichen Sprenkel in ihren Augen flirren.
    Vorbei ...
    Sie war fort, für immer. Er würde sie nie wiedersehen. Sie war fort, weil sie alle einem hinterhältigen Marsianer zu sehr vertraut hatten - Coradi ...
    Charru versuchte verzweifelt, die Flamme der Wut anzufachen, die alles leichter gemacht hätte. Aber er konnte nicht einmal mehr Haß empfinden.
VIII.
    Rauchfahnen zogen durch die Straßen der toten Stadt.
    Diesmal war niemand mehr da, um die Brände zu löschen, die jene unheimliche Waffe aus der Vergangenheit der Erde entfacht hatte. Flammenschein zuckte, fraß sich weiter, verschmorte Kunststoff, loderte zuweilen heller auf, bis er sich verbrauchte, wenn er auf Stahl und Beton stieß. Der Nebel, der im Morgengrauen vom Meer kam, leuchtete in düsterem Karmesin und trieb gleich blutigen Fetzen zwischen die Ruinen. Die aufgehende Sonne ließ das feurige Wabern verblassen. Aber es würde sich

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